# taz.de -- Update-Pflicht und schnellere Kündigung: Bundestag stärkt Verbrau… | |
> Kurz vor der Sommerpause verabschiedet das Parlament neue Regeln für | |
> Firmen und Verbraucher:innen. Nicht alle sind damit zufrieden. | |
Bild: Plakat einer Fitnesstudiokette in Köln: Vertragslaufzeiten sollen künft… | |
Berlin taz | Der Bundestag hat in der Nacht zu Freitag zwei Gesetze | |
verabschiedet, die die Rechte von Verbraucher:innen stärken sollen. | |
Dabei geht es zum einen um eine [1][Update-Pflicht] für IT-Geräte wie | |
Smartphones, Notebooks oder vernetzte Alltagsgeräte. Die Händler müssen | |
demnach künftig dafür sorgen, dass die Kund:innen mit Updates versorgt | |
werden – wie lange, das ist allerdings nicht in dem [2][Gesetz], das eine | |
EU-Richtlinie umsetzt, geregelt. So heißt es lediglich: „Die | |
Update-Verpflichtung besteht so lange, wie es der Verbrauchererwartung | |
entspricht.“ Dieser Punkt wird also voraussichtlich vor Gericht entschieden | |
werden. | |
[3][Die zweite Neuregelung betrifft die Laufzeit von Verträgen]. In vielen | |
Bereichen wie Internet und Mobilfunk, aber auch bei Fitnessstudios sind | |
Laufzeiten von zwei Jahren mit einer Verlängerung um ein Jahr keine | |
Seltenheit. Künftig darf die Erstlaufzeit eines Vertrags weiterhin zwei | |
Jahre betragen – danach muss er aber monatlich kündbar sein. Außerdem ist | |
ein sogenannter Kündigungsbutton vorgesehen. Verbraucher:innen sollen | |
damit auf der Webseite des Vertragspartners nicht mehr lange nach | |
Kontaktdaten für eine Kündigungsmöglichkeit suchen müssen. | |
Verbraucherschützer:innen begrüßten die Neuregelungen. „Was jetzt | |
verabschiedet wurde, ist schon ganz gut“, sagt Dietlinde Bleh, Referentin | |
für Vertragsrecht beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Es gebe | |
jedoch an einigen Stellen Nachbesserungsbedarf. So wäre es aus | |
Verbrauchersicht nötig, schon die erste Laufzeit eines Vertrags auf 12 | |
Monate zu begrenzen. Außerdem sollte es bei auf längere Zeit | |
abgeschlossenen Verträgen – wie etwa bei einem Internet-Vertrag – auch dann | |
ein 14tägiges Widerrufsrecht geben, wenn der Abschluss im Laden erfolgt und | |
nicht online. | |
Für den Punkt Update-Pflicht kritisiert Bleh, dass der Anspruch der | |
Kund:innen lediglich gegenüber dem Händler besteht: „Wir brauchen | |
zusätzlich einen Anspruch gegenüber dem Hersteller.“ Schließlich sei | |
letztlich er es, der die Updates bereitstellen müsse. | |
## „Auch in Zukunft unflexible und teure Langzeitverträge“ | |
Das Gesetz für faire Verbraucherverträge nennt Tabea Rößner, | |
verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, „halbherzig“. „Die | |
Verbraucher:innen müssen sich auch in Zukunft mit unflexiblen und | |
teuren Langzeitverträgen rumärgern.“ Was fehle, sei eine generelle Pflicht | |
zur späteren schriftlichen Bestätigung – diese sei im Gesetz beschränkt auf | |
Strom- und Gasverträge. „Dabei liegt es auf der Hand, dass damit das | |
Problem nur auf andere Bereiche verschoben wird“, so Rößner. | |
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) hält die neuen Regeln dagegen | |
für zu weitreichend. Der Staat greife damit „tief in die Vertragsfreiheit | |
ein“. Der „Wesenskern eines Abonnements“ entfalle damit, was für die | |
Unternehmen einen Verlust der Investitionsspielräume bedeute. | |
Der Verbraucheranwalt Christian Solmecke erwartet, dass „durch das Gesetz | |
nun auch ein größerer Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern entstehen | |
wird, da Kunden schneller aus ihren Verträgen herauskommen und zur | |
Konkurrenz wechseln können“. | |
## Bessere Chancen für eine Reklamation | |
Rechtlich besser gestellt werden Verbraucher außerdem im Fall eines | |
beschädigten Produkts. Bislang galt: Tritt ein Defekt innerhalb der ersten | |
sechs Monate auf, ist davon auszugehen, dass das Problem schon beim Kauf | |
bestand. | |
Nach diesem Zeitraum muss der:die Kund:in beweisen, dass der Mangel | |
bereits bestand – was praktisch kaum möglich ist. Künftig soll dieser | |
Zeitraum auf 12 Monate ausgedehnt werden. Tritt also ein Defekt nach 6 bis | |
12 Monaten auf, haben Kund:innen künftig bessere Chancen, mit ihrer | |
Reklamation Erfolg zu haben. | |
25 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Update-Pflicht-fuer-Geraete-mit-Software/!5722586 | |
[2] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw25-de-digitale-element… | |
[3] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw25-de-verbrauchervertr… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Verbraucherschutz | |
Digitalisierung | |
Kündigung | |
Verbraucherschutz | |
Verbraucherschutz | |
Abfall | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Geht's noch? | |
Verbraucherschutz | |
Internet der Dinge | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kündigung von Verträgen erschwert: Da ist kein Button! | |
Verbraucher sollen Verträge einfach kündigen können. Nur knapp die | |
Hälfte der Anbieter macht da mit. Eine gute Nachricht gibt es trotzdem. | |
Verbraucherschutz im Netz: Online kündigen schwer gemacht | |
Seit einem halben Jahr müssen etwa Mobilfunk- und Streaminganbieter eine | |
Kündigung per Klick anbieten. Doch längst nicht alle halten sich daran. | |
EU-Pläne zu Elektronikgeräten: Ein Anschluss für alle | |
Smartphones, Tablets und weitere Geräte sollen künftig eine einheitliche | |
Ladebuchse haben. Das plant die EU-Kommission – trotz Widerstands. | |
Verbraucherzentrale rügt Wahlprogramme: Lücken beim Reiseschutz | |
Verbraucherschützer begrüßen Pläne der Parteien zur privaten | |
Altersvorsorge. Lücken sehen sie dagegen bei den Rechten Reisender und dem | |
Klimaschutz. | |
Smartphones bleiben Ökomonster: Reparierbarkeit? Zero Points | |
Mehrere Mobilfunkprovider wollen ab kommender Woche Smartphones mit einem | |
Nachhaltigkeits-Label bewerten. Das klingt besser als es ist. | |
Update-Pflicht für Geräte mit Software: Teurer, aber langlebiger | |
Eine Updatepflicht für elektronische Geräte ist sinnvoll. Nachhaltig wird | |
es aber erst, wenn die Aktualisierungszyklen möglichst lange laufen. | |
Update-Pflicht für Elektrogeräte: Jungbrunnen für's Daddelgerät | |
Ein Gesetzentwurf sieht vor, dass Smartphones und andere vernetzte Geräte | |
Updates bekommen müssen. Doch zentrale Fragen bleiben offen. |