# taz.de -- #Unteilbar in Berlin: Einig gegen rechts | |
> Tausende Berliner*innen ziehen am Sonntag bei einer kurzfristig | |
> anberaumten Demo gegen rechten Terror und Antisemitismus zur Neuen | |
> Synagoge. | |
Bild: Unteillbar-Demonstration in Berlin | |
Nach einer riesigen Demonstration sah es zunächst nicht aus. Vor allem | |
dann, wenn man es mit dem #Unteilbar-Protestzug vom 13. Oktober 2018 | |
vergleicht, als 240.000 Menschen in Berlin gegen Rassismus auf die Straße | |
gegangen waren. | |
Dass genau ein Jahr später ein neuerlicher Aufruf erfolgt war, ist dem | |
rechtsextremistischen Anschlag am Mittwoch in Halle geschuldet. Viel Zeit | |
für Mobilisierung war also nicht. Schließlich waren es aber doch mehrere | |
Tausend, die nach einer Kundgebung gegen Antisemitismus und rechte Gewalt | |
vom Bebelplatz zur Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße zogen. Die | |
Polizei sprach von 6.000, die Veranstalter von 13.000 Demonstranten. | |
Ein schwer bewaffneter Rechtsextremist hatte am Mittwoch versucht, in die | |
Synagoge in Halle einzudringen. Nachdem der Versuch scheiterte, erschoss er | |
vor der Synagoge und in einem Döner-Imbiss zwei Menschen. Bei seiner | |
Vernehmung hat der festgenommene 27-Jährige antisemitische und | |
rechtsextremistische Motive bestätigt. | |
Die „Omas gegen Rechts“ waren wieder dabei, die Samba Gruppe Green Igelz, | |
die Antifa mit einem Transparent „Solidarität gegen Rassismus und Festung | |
Europa“, die Lesben gegen Rechtsextremismus, der DGB und die „Kinder gegen | |
Rechts“. Bischof Markus Dröge, Chef der evangelischen Landeskirche, wurde | |
gesehen und Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD). | |
Lala Süsskind, Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie, bekundete | |
in ihrer Rede Entsetzen darüber, dass in Berlin nach wie vor ein | |
Heß-Gedenkmarsch und eine alljährliche Al-Quds-Demonstration möglich seien, | |
dass sich rechte Rapper im Internet immer breiter machten und der deutsche | |
Botschafter bei der UNO bei 16 von 21 Resolutionen gegen Israel stimme. | |
Dass der Straftäter, der Anfang Oktober mit einem Messer bewaffnet versucht | |
hatte, in die Synagoge in der Oranienburger Straße einzudringen, nicht | |
inhaftiert worden sei. „Das Gedankengut des braunen Mobs beflügelt nicht | |
nur Antidemokraten“, so Süsskind: „Mein Maß ist voll!“ | |
Ein Vater war mit seiner Tochter gekommen, beide hatten sich silberne | |
Rettungsfolie um den Kopf gewickelt, so wie es die Künstlerorganisationen | |
vor einem Jahr bei der großen Unteilbar-Demonstration gemacht haben. Ein | |
junger Mann trug ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „FCK AFD“. Viele | |
Israel-Fahnen waren zu sehen. | |
Ein Vertreter der jüdischen Studierenden-Union Deutschland sprach nach | |
Süsskind. Der rechtsfreie Raum im Internet sei Kern des Problems, rief er | |
ins Mikrofon: „Das Internet ist der wilde Westen.“ Angebliche Einzeltäter | |
würden sich dort auf ihre Gewaltfantasien „einen runterholen“ und dann in | |
Gotteshäusern Amok laufen. Die Meinungsfreiheit spiele sicher eine Rolle, | |
„aber die Debatte ist überfällig“. Es reiche nicht, auf Demos mit | |
Gleichgesinnten zu kuscheln, auch wenn er dafür dankbar sei, dass so viele | |
gekommen sind. | |
Heike Kleffner, Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für | |
Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, bekundete | |
Erleichterung darüber, dass Halle nicht wie Christchurch in einem Blutbad | |
geendet sei. Aber die Sonntagsreden vom Einzeltäter bereiteten ihr | |
„unendliche Sorgen“. Solange das Problem des rechten Terrors in die | |
Gamerszene abgeschoben werde, werde es antisemitische und rassistische | |
Taten weiter geben, so Kleffners Prognose. Der letzte Redner, der | |
Linkenpolitiker Ferat Kocak, selbst Opfer von Naziterror in Neukölln, rief | |
dazu auf, „unteilbare Brücken“ zu bauen. Nach einer Schweigeminute zog die | |
Demonstration zur Neuen Synagoge. | |
13 Oct 2019 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
## TAGS | |
#Unteilbar | |
Halle | |
Rechtsextremismus | |
Sawsan Chebli | |
#Unteilbar | |
Rechter Terror in Berlin-Neukölln | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Halle | |
Halle | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
Games | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Freispruch für Beleidiger von Chebli: Wo ist die deutsche Mitte | |
Die Mitte ist ein weites Feld, das zeigen zwei aktuelle Urteile darüber, | |
wer was wo eigentlich Mitte ist. | |
Vor Demonstration in Thüringen: Konfrontation mit Protest | |
Das Bündnis #unteilbar ruft zur Großdemonstration in Erfurt auf. Ob es | |
wirklich eine Großdemo wird, ist noch fraglich. | |
Rechtsextreme Anschläge in Neukölln: Ermittler scheitern an sich selbst | |
Blamage für VS und Polizei: Wegen Quellenschutz und falscher | |
Namensschreibweise werden Erkenntnisse über Anschlagspläne nicht verwertet. | |
OEZ-Anschlag in München: Es war rechter Terror | |
Drei Jahre galt der neunfache Mord am Olympia-Einkaufszentrum als | |
„Amoklauf“. Nun wurde der Abschlussbericht vorgelegt. | |
Nach Anschlag in Halle: Proteste gegen Antisemitismus | |
Nach dem Anschlag von Halle haben Tausende gegen rechtsextreme Gewalt | |
protestiert. Der Zentralrats-Chef widersprach dem Landesinnenminister. | |
Das Attentat von Halle: Mörder oder Terrorist? | |
Gegen den Attentäter von Halle wird zu Recht wegen Mordes und nicht wegen | |
Terrorismus ermittelt. Denn das Delikt „Terrorismus“ existiert nicht. | |
Rechtsextremistischer Anschlag in Halle: Einzeltäter – oder nicht? | |
Bereitete Stephan B. sein Attentat in Halle allein vor? Sein Anwalt sagt: | |
ja. Eine vermeintliche Bitcoin-Spende wirft aber Fragen auf. | |
Gamification und der Anschlag von Halle: Rechter Terror als Event | |
Die Verbindung zwischen Gaming und Rechtsterrorismus ist komplexer als oft | |
dargestellt. Um sie zu verstehen, bedarf es einer Menge Aufklärungsarbeit. |