| # taz.de -- Ungarn und der EuGH: Zu Unrecht am Pranger | |
| > Das Gesetz über NGOs, das zur Offenlegung einer Finanzierung aus dem | |
| > Ausland zwingt, verstößt gegen die Verträge der EU. | |
| Bild: Feindbild Soros als Pappkamerad: „Ich habe einen Plan“ gegen Ungarn w… | |
| Karlsruhe taz | Das ungarische Transparenzgesetz, das die Arbeit von NGOs | |
| erschwert, verstößt gegen die EU-Verträge. Dies stellte jetzt [1][der | |
| Europäische Gerichtshof (EuGH)] in Luxemburg fest. Damit hatte ein | |
| Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission Erfolg. | |
| Ungarns Transparenzgesetz wurde 2017 beschlossen. Seitdem muss jede | |
| ungarische Nichtregierungsorganisation (NGO) den Behörden melden, wenn sie | |
| mehr als 24.000 Euro pro Jahr Unterstützung aus dem Ausland erhält. Sie | |
| müssen den Behörden auch alle Einzelspender melden, von denen sie mehr als | |
| 1.400 Euro pro Jahr erhalten haben. | |
| Die Organisationen werden dann auf einer staatlichen Webseite aufgelistet. | |
| Außerdem müssen die Organisationen auf all ihren Publikationen angeben, | |
| dass sie eine „aus dem Ausland unterstützte Organisation“ sind. Bei | |
| Verstößen droht die Auflösung. | |
| Verbal richtete sich das Gesetz vor allem gegen den ungarnstämmigen | |
| US-Milliardär und Philantropen George Soros, den [2][Ungarns Regierungschef | |
| Viktor Orbán] systematisch zum Staatsfeind Nummer eins aufgebaut hat. Das | |
| Transparenzgesetz folgt einem Beispiel Russlands, wo unterstützte | |
| zivilgesellschaftliche Organisationen schon seit Jahren als „ausländische | |
| Agenten“ gebrandmarkt werden. | |
| ## Klima des Misstrauens | |
| Der EuGH stellte nun aber fest, dass das Gesetz gleich mehrfach gegen | |
| EU-Recht verstößt. Es verletze zum einen die EU-Kapitalverkehrsfreiheit, | |
| weil es Zahlungen aus dem Ausland ohne Rechtfertigung anders behandelt als | |
| Zahlungen aus dem Inland. Dies könne Spender von derartigen Unterstützungen | |
| abhalten und ein „Klima des Misstrauens“ gegen solche NGOs fördern. | |
| Außerdem verstoße das Gesetz gegen mehrere EU-Grundrechte, insbesondere die | |
| Vereinigungsfreiheit und den Datenschutz. | |
| Der EuGH räumte zwar ein, dass die Transparenz von zivilgesellschaftlichen | |
| Organisationen im Allgemeininteresse liegen könne, vor allem wenn es um | |
| Unterstützung aus Nicht-EU-Staaten geht. Dann müsse sich die Transparenz | |
| aber auf Organisationen beschränken, „die tatsächlich erheblichen Einfluss | |
| auf das öffentliche Leben und die öffentliche Debatte haben können“, so der | |
| EuGH. | |
| Auch zur Bekämpfung der Geldwäsche, der Terrorismusfinanzierung und der | |
| organisierten Kriminalität dürften Transparenzvorschriften eingeführt | |
| werden. Ungarn habe aber keine derartige Gefährdung durch NGOs belegt. | |
| Vielmehr gelte in Ungarn jede Finanzspritze aus dem Ausland als verdächtig. | |
| Ungarn ist nun verpflichtet, das Gesetz abzuschaffen oder zumindest so zu | |
| ändern, dass es mit EU-Recht vereinbar ist. | |
| 18 Jun 2020 | |
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| [1] /Asylrecht-in-Ungarn/!5685780 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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