# taz.de -- Türkische Bodenoffensive gegen die PKK: Kein Frieden in Sicht | |
> Seit Montag attackiert die türkische Armee die PKK im Nordirak. Bleiben | |
> die politischen Verhältnisse unverändert, nimmt der Krieg kein Ende. | |
Bild: Video des türkischen Verteidigungsministeriums, das einen Raketeneinschl… | |
Es gibt auch noch bewaffnete Auseinandersetzungen außerhalb der Ukraine, | |
daran erinnerte der am [1][Montag begonnene Angriff der türkischen Armee | |
auf Stellungen der kurdischen PKK im Nordirak]. Wie bereits viele Male | |
zuvor überschritten türkische Soldaten die Grenze zum Nachbarstaat, um dort | |
angebliche Verstecke der bewaffneten PKK in der Nähe der türkischen Grenze | |
anzugreifen. Prophylaktisch, wie es heißt, denn angeblich bereitete die PKK | |
von dort aus neue Anschläge in der Türkei vor. Dabei hatte man von dem | |
Jahrzehnte alten Konflikt mit der PKK-Guerilla zuletzt kaum noch etwas | |
gehört. | |
Schon seit mehreren Jahren hat die PKK in der Türkei keine nennenswerten | |
Anschläge mehr durchgeführt, in den kurdisch bewohnten Gebieten herrscht | |
angesichts der massiven Repression eine Friedhofsruhe. Die waffentechnische | |
Überlegenheit der Armee, insbesondere der [2][Einsatz bewaffneter Drohnen], | |
hat dazu geführt, dass die Guerilla auf türkischem Gebiet weitgehend | |
ausgeschaltet werden konnte. Dennoch greift die Armee wie in fast jedem | |
Frühjahr mit Luft- und Bodentruppen das Rückzugsgebiet der PKK im Nordirak | |
an. | |
Denn auch wenn die PKK geschwächt ist, es gibt sie ja weiterhin, und | |
solange es für die [3][kurdische Frage in der Türkei] und der gesamten | |
Region, also auch im Irak, Syrien und im Iran, keine politische und soziale | |
Lösung gibt, wird es sie weiterhin geben. Den letzten Anlauf zu einer | |
politischen Lösung gab es in den Jahren von 2012 bis 2015. Er scheiterte, | |
weil einerseits die PKK ihre Waffen nicht niederlegen wollte und Präsident | |
Recep Tayyip Erdoğan andererseits feststellen musste, dass er bei den | |
Wahlen im Frühjahr 2015 wegen der Verhandlungen mit der PKK Stimmen an die | |
Ultranationalisten verlor. | |
Beide Seiten waren zu einem Frieden nicht bereit. Erdoğan hätte mit der | |
demokratischen Opposition zusammenarbeiten müssen, entschloss sich | |
stattdessen aber zu einer De-facto-Koalition mit den Rechtsaußen und die | |
PKK glaubte, gemeinsam mit ihrem Ableger in Nordsyrien stark genug zu sein, | |
um den Krieg in die kurdischen Städte im Südosten der Türkei tragen zu | |
können. | |
Das Ergebnis sind zerstörte Städte und die islamo-nationalistische Front in | |
Ankara, die Erdoğan zu ihrem autokratischen Alleinherrscher machte. Solange | |
die politische Situation in Ankara sich nicht ändert und die PKK weiterhin | |
glaubt, mit Terror und bewaffneten Aktionen einen Kurdenstaat in ihrem | |
Sinne durchsetzen zu können, geht das Töten weiter. | |
19 Apr 2022 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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