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# taz.de -- THW Kiel verliert im Spitzenduell: Der Meister rennt hinterher
> Gegen die Füchse Berlin hatte der THW Kiel keine Chance. Ohne Torwart
> Landin bangt der Verein nach diesem Spiel sogar um die
> Vize-Meisterschaft.
Bild: Stand in der Abwehr nicht gut genug: THW-Kapitän Domagoj Duvnjak gegen d…
Bremen taz | Eine Saison hat genügt, die Kräfteverhältnisse in der
Handball-Bundesliga gründlich durcheinanderzuwirbeln: Im letzten Sommer
entschied der THW Kiel die Meisterschaft im Fernduell mit der SG
Flensburg-Handewitt [1][in den letzten Sekunden der gesamten Saison für
sich.] Aktuell sind die Flensburger weit weg von der Spitze und beim THW
ging es im gestrigen Heimspiel gegen die Berliner Füchse von vornherein nur
um die Verfolgerrolle hinter den souverän führenden Magdeburgern.
Der SC Magdeburg landete im letzten Jahr noch fünfzehn Punkte [2][hinter
den Nordclubs], greift nun aber auch in der Bundesliga nach den Sternen,
nachdem er 2021 neben der Europa League auch die Klubweltmeisterschaft
gewonnen hatte.
„Gegen Berlin haben wir ein echtes Topspiel, das wir unbedingt gewinnen
wollen, um etwas Abstand zwischen uns und die Berliner zu bringen“, brachte
Kiels Hendrik Pekeler die Ausgangslage auf den Punkt. Außerdem ging es
darum, mit Platz zwei den Startplatz für die Champions League in der
kommenden Spielzeit zu sichern.
Die Partie begann mit einer Schweigeminute der zum großen Teil mit
gelb-blauen Klatschpappen ausgestatteten 6.000 Zuschauer: innen für die
Opfer des Krieges in der Ukraine. Als das Spiel lief, blieb es zunächst
auch ungewohnt ruhig auf den Rängen, da die Füchse sich mit einem
Blitzstart eine Vier-Tore-Führung erspielten, die sie bis zur Halbzeit
nicht abgaben.
## Kritik an Torwart Nummer 2
Neunzehn Gegentore in einer Hälfte, davon allein neun vom ehemaligen
HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg, haben absoluten Seltenheitswert in der
erfolgsverwöhnten Ostsee-Halle. Das Fehlen des Welt-Torhüters Niklas Landin
nach einer Blinddarm-OP machte sich schmerzhaft bemerkbar.
„Wir hatten in der ersten Hälfte keine Torhüter-Leistung“, sagte
THW-Trainer Filip Jicha nach dem Spiel und kritisierte damit seinen zweiten
Keeper Dario Quenstedt. Der wechselt in der kommenden Saison zur TSV
Hannover-Burgdorf.
Dazu kam, dass Kiels norwegischer Spielmacher Sander Sagosen früh mit einer
Schulterverletzung raus musste. Die bereitete dem Verein auch nach
Spielschluss noch Sorgen. Bis Redaktionsschluss war unklar, wie schwer die
Verletzung ist.
Schmerzhaft war auch für Füchse-Torwart Dejan Milosavljev ein
Gesichtstreffer des THW-Kapitäns Domagoj Duvnjak kurz vor der Pause. Wie
der Keeper sich aber mit dem ganzen Körper dem folgenden Siebenmeter von
Niclas Ekberg entgegenstellte und diesen entschärfte, zeigte die
Entschlossenheit, mit der die Berliner die schwerfälligen Kieler bis dato
dominierten.
Im Handball genügen aber manchmal vier Minuten, um einen
Vier-Tore-Rückstand aufzuholen und [3][die Halle zum Kochen zu bringen].
Das gelang den Kielern nach der Pause und schien sie endlich in den Lauf zu
bringen, der vorher ungewohnt stockte. Dazu brachte Torwart Quenstedt jetzt
endlich die Hand an einige Bälle.
„Es steht Null zu Null“, besänftigte Füchse-Trainer Jaron Sievers die
Gemüter seiner plötzlich verunsicherten Spieler. Auch die stehen unter
Druck, die Champions League zu erreichen, da der Club für die kommende
Saison mit dem Dänen Mathias Gidsel und dem Schweden Max Darj schon zwei
Spieler verpflichtet hat, die es ins internationale Rampenlicht zieht.
## Trainer hat die Meisterschaft abgeschrieben
Tatsächlich stand die Füchse-Abwehr in der Folge wieder stabiler und zwang
die Kieler Rückraumspieler zu überhasteten Würfen, die Milosavljev
reihenweise abwehrte. Der THW kam nie über einen Gleichstand hinaus und
fünf Sekunden vor Ende überreichte Duvnjak dem Schiedsrichter freiwillig
den Ball, da der Rückstand wieder auf vier Tore angewachsen war.
„Es wäre eine Frechheit von uns, noch von der Meisterschaft zu sprechen“,
sagte ein frustrierter Filip Jicha angesichts von acht Minuspunkten mehr
als der SC Magdeburg – wo die Zebras nach der nun folgenden
Länderspielpause in vierzehn Tagen antreten müssen. Nach Minuspunkten
liegen sie jetzt auch hinter den Berlinern, die das erste Mal überhaupt in
Kiel gewinnen konnten. Umso wichtiger ist es, dass sie sowohl in der
laufenden Champions League als auch im Pokal noch in einer guten
Ausgangsposition sind.
In der Liga muss man sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Meister
[4][das erste Mal seit fünf Jahren nicht aus dem Norden] kommt. Die SG
Flensburg ist theoretisch ebenfalls noch im Rennen um Platz zwei der
Bundesliga und der Qualifikation zum Viertelfinale der Champions-League
dabei. Gegen Balingen gewannen sie am Sonntag immerhin souverän mit 35:21.
13 Mar 2022
## LINKS
[1] /THW-Kiel-wird-hauchduenn-Handball-Meister/!5778899
[2] /Kraefteverschiebung-im-Handball/!5815162
[3] /Handball-Bundesliga/!5817285
[4] /Handball-Revolution-in-Magdeburg/!5811072
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
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