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# taz.de -- Sudans Armee erobert Hauptstadt zurück: „Khartum ist frei“, ru…
> Sudans Armee hat nach fast zwei Jahren Krieg die volle Kontrolle über die
> Hauptstadt wiedergewonnen. Der Jubel bei vielen Sudanesen ist groß.
Bild: Sudans Staats- und Armeechef al-Burhan bei der Rückkehr in den Präsiden…
Berlin taz | Es ist ein Wendepunkt in [1][Sudans fast zweijährigem Krieg].
Sudans Armee hat die volle Kontrolle über Sudans Hauptstadt Khartum
wiederhergestellt. „Khartum ist frei!“ [2][rief Staats- und Armeechef
Abdelfattah al-Burhan] am späten Mittwochabend, nachdem er am soeben
zurückeroberten internationalen Flughafen der Stadt gelandet war, mit einem
Sonderflug aus Port Sudan am Roten Meer. „Die Sache ist erledigt.“
Khartum war Kriegsgebiet seit dem 15. April 2023, als der damalige
Vizepräsident Mohamed Hamdan Daglo, genannt Hametti, mit seiner Miliz RSF
(Rapid Support Forces) in den Aufstand gegen die Armee trat, um die
drohende Auflösung seiner Truppe zu verhindern. Die RSF und die
Regierungsarmee SAF (Sudanesische Streitkräfte) kämpften ohne Rücksicht auf
die Zivilbevölkerung um die Macht in Khartum und dann, als keine Seite die
Oberhand gewann, in ganz Sudan. Im April und Mai 2023 flohen Millionen von
Menschen. Von Khartums 5 Millionen Einwohnern – 9 Millionen im gesamten
Großraum Khartum – haben 3,5 Millionen die Stadt verlassen, die Regierung
zog nach Port Sudan.
Von den einst 45 Millionen Einwohnern Sudans sind heute knapp ein Drittel
auf der Flucht. Zwei Drittel der Bevölkerung Sudans ist auf humanitäre
Hilfe zum Überleben angewiesen. [3][Nach UN-Angaben] ist die Krise in Sudan
die größte Hunger- und Flüchtlingskrise der Welt.
Je weiter sich der Krieg ausdehnte, desto verheerender wurden die
Zerstörungen. Die RSF eroberte 2023 [4][einen Großteil der fruchtbaren
Landstriche südlich von Khartum entlang des Nils], was die Landwirtschaft
zusammenbrechen ließ. Die Miliz übernahm 2023 und 2024 auch die
[5][Kontrolle über fast ganz Darfur] und verjagte Volksgruppen, die schon
eine Generation vorher Zielscheibe des [6][systematischen Völkermords]
durch die RSF-Vorgängermiliz Janjaweed im Auftrag des damaligen
Militärdiktators Omar Hassan al-Bashir gewesen waren.
Sudans Demokratiebewegung, die 2019 Bashir gestürzt hatte und dann hilflos
der Rücknahme der Macht durch Sudans Generäle zusehen musste, zerstreute
sich in alle Winde. In ihrem Kampf gegen die RSF beging auch die Armee
Massaker und Kriegsverbrechen, beide Seiten bombardierten und beschossen
bedenkenlos zivile Ziele.
Seit rund einem halben Jahr ist die Armee wieder auf dem Vormarsch. Sie
eroberte nacheinander alle Provinzen am Nil zurück und trug im Januar die
Schlacht nach Khartum. Mitte Februar [7][verkündete die Armee den
Durchbruch] ihrer den Nil flussabwärts nach Norden vorstoßenden Truppen bis
zu ihren eingekesselten Gebieten im Zentrum von Khartum. Am 21. März
[8][fiel der Präsidentenpalast] mitten in Khartum an die Regierungstruppen.
Danach ging alles sehr schnell. Die Armee übernahm einen Stadtteil nach dem
anderen, die RSF zog sich auf das Westufer des Nils zurück, in Richtung
ihrer Hochburgen Kordofan und Darfur. Fast jeden Tag gab es schwere
Artillerieangriffe beider Seiten, denen auch viele Zivilisten zum Opfer
fielen. Aus dem letzten RSF-gehaltenen Stadtviertel, Jebel Aulia im Süden
mit der gleichnamigen Talsperre am Nil, wurde am Mittwoch die [9][Flucht
der letzten Milizionäre über die Flussbrücke] gesichtet. Einzelne
RSF-Einheiten sollen sich noch in Omdurman auf dem westlichen Nilufer
befinden, aber Khartum als solches ist „befreit“.
Jetzt feiern Sudanesen, wo sie können: auf den [10][Straßen von Port
Sudan], auf den [11][Straßen von Khartum], sogar im [12][Flugzeug aus
Katar]. „Das geduldige Volk, das viel aushalten musste, kann endlich
aufatmen und in Freiheit lachen“, schreibt ein Demokratieaktivist aus
Khartum. Die Erleichterung über ein Ende der Kämpfe um die Hauptstadt nach
fast genau zwei Jahren ist riesig.
Dass sich die Lage verbessert, wenn die RSF verjagt wird, haben die
Bewohner der Nilprovinzen in den vergangenen Wochen erlebt. In Wad Madani,
150 Kilometer südlich von Khartum, das im Dezember 2023 an die RSF gefallen
war und im Januar 2025 von der Armee zurückerobert wurde, kehren
Vertriebene heim, die Märkte haben sich wiederbelebt. In mehreren Regionen
eröffnen jetzt gerade die Banken wieder, Geld kann zirkulieren.
Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn sinkt die Zahl der Kriegsflüchtlinge in
Sudan: Knapp 400.000 Menschen haben seit Jahresbeginn wieder nach Hause
gehen können, vor allem in Khartum sowie den Städten flussaufwärts am Nil,
[13][berichtet die UN-Migrationsorganisation IOM.]
Die RSF hatte erst im Februar versucht, sich ein besseres ziviles Image zu
geben, indem sie in Kenia andere Rebellengruppen sowie Teile der ehemaligen
sudanesischen Demokratiebewegung eine [14][Charta für eine
„Gegenregierung“] unterzeichnen ließ. Dies ging jedoch nach hinten los.
International wuchs die Entschlossenheit, die Miliz zu isolieren, um einen
Zerfall Sudans zu stoppen.
## Horror in der Folterhaft
Im März veröffentlichte die UN-Menschenrechtskommission [15][Ergebnisse
einer Untersuchung] von Verschwindenlassen und Festnahmen sowohl durch die
RSF als auch durch die Armee in Khartum. Beide Seiten, so der Bericht,
verschleppten Menschen an Checkpoints und verbrachten sie in improvisierte
Haftanstalten, zumeist Amtsgebäude, wo sie mit Schlägen, Peitschen,
Aufhängen und Elektroschocks gefoltert wurden.
Augenzeugen berichteten von überfüllten Kellerräumen voller Häftlinge, die
kaum Nahrung oder Wasser und keine medizinische Versorgung erhielten. Als
schlimmste Haftanstalt Khartums wird das RSF-Gefängnis Soha mit insgesamt
über 6.000 Insassen und Todeszahlen von 4 bis 80 Menschen am Tag genannt.
Videos seit der Vertreibung der RSF aus Khartum zeigen [16][Massengräber
voller halb skelettierter Leichen] und [17][Hafträume mit halb
verhungerten, halb nackten Männern].
Der Krieg geht derweil weiter – vor allem in Darfur. Erst Anfang dieser
Woche tötete dort die Armee mit [18][Luftangriffen auf einen Markt] mehrere
Hundert Menschen. Und die RSF gibt sich nicht geschlagen. Sie habe ihre
Truppen lediglich „umgruppiert“, erklärte die Miliz am Donnerstag.
27 Mar 2025
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Krieg-in-Sudan/!t5930698
[2] https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/el-burhan-declares-khartou…
[3] https://news.un.org/en/story/2025/02/1160161
[4] /Grossstadt-am-Nil-erobert/!5975772
[5] /Krieg-in-Sudan-haelt-an/!5932906
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Darfur_genocide
[7] /Sudans-Krieg-steht-vor-der-Entscheidung/!6065155
[8] /Krieg-im-Sudan/!6077182
[9] https://x.com/AbdiwahabSheik7/status/1904921155980386531
[10] https://x.com/KBCChannel1/status/1905249857201111383
[11] https://x.com/Yamene11/status/1903173815003230552
[12] https://x.com/fl360aero/status/1905212993089970396
[13] https://www.iom.int/news/first-recorded-drop-sudan-displacement-yet-humani…
[14] /Sudan-droht-der-Zerfall/!6070331
[15] https://www.ohchr.org/en/documents/country-reports/detention-facilities-an…
[16] https://x.com/MohanadElbalal/status/1904924217230909807
[17] https://x.com/WearThePeaceCo/status/1905005419606520013
[18] /Krieg-in-Sudan/!6074820
## AUTOREN
Dominic Johnson
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