# taz.de -- +++ Krieg in Sudan +++: Mehr als 300 Tote in nur wenigen Tagen | |
> UN-Generalsekretär Guterres fordert einen Stopp von Waffenlieferungen in | |
> das nordafrikanische Land. Am Wochenende hatte es erneut ein Massaker | |
> gegeben. | |
Bild: Überall Zerstörung – hier nach einem Angriff in Khartum am 25. April… | |
## Guterres fordert Stopp von Waffenlieferungen | |
Zwei Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Sudan hat | |
UN-Generalsekretär António Guterres einen Stopp von Waffenlieferungen in | |
das nordafrikanische Land gefordert. „Die Unterstützung von außen und der | |
Fluss von Waffen müssen aufhören“, erklärte Guterres am Montag, ohne | |
allerdings konkrete Waffenlieferanten zu benennen. An diejenigen mit dem | |
„größten Einfluss“ auf die Kriegsparteien appellierte er, diesen zu | |
„nutzen, um das Leben der Menschen im Sudan zu verbessern – und nicht, | |
[1][um diese Katastrophe] fortzusetzen“. | |
Die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines | |
früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo liefern sich im Sudan seit | |
zwei Jahren [2][einen blutigen Machtkampf]. Nach UN-Angaben wurden bislang | |
zehntausende Menschen getötet, mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf | |
der Flucht. Sowohl der Armee als auch der RSF-Miliz werden Kriegsverbrechen | |
vorgeworfen. | |
Der Sudan hat die Vereinigten Arabischen Emirate beschuldigt, die Miliz mit | |
Waffenlieferungen zu unterstützen. Sowohl die Miliz als auch der Golfstaat | |
bestreiten die Vorwürfe. Dem jüngsten Bericht von UN-Experten von Anfang | |
des Jahres zufolge bestätigten sich frühere Angaben über eine Waffenroute | |
aus Abu Dhabi über den Tschad nach Darfur nicht. | |
Demnach gelangten aber Waffen aus Libyen in den Sudan. Zudem seien Kämpfer | |
in Nachbarländern wie dem Tschad, Libyen und der Zentralafrikanischen | |
Republik rekrutiert und in den Südsudan geschickt worden, erklärten die | |
UN-Experten. Auch gebe es glaubwürdige Anschuldigungen, dass kolumbianische | |
Söldner auf der Seite der Miliz kämpften. (afp) | |
## Tote in Geflüchtetenlager Samsam | |
Mehr als 300 Menschen sind innerhalb von zwei Tagen in der | |
konfliktgeplagten sudanesischen Region Darfur getötet worden. Das | |
berichtete das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Montag – unmittelbar bevor sich | |
der Beginn des Bürgerkriegs im Sudan am 15. April zum zweiten Mal jährte. | |
UN-Sprecher Stéphane Dujarric erklärte, OCHA habe Berichte über zahlreiche | |
Todesopfer und großflächige Vertreibungen nach den jüngsten Kämpfen in und | |
um die Vertriebenenlager Samsam und Abu Schoruk sowie in der Hauptstadt von | |
Nord-Darfur, Al-Faschir, erhalten. „Vorläufige Zahlen aus lokalen Quellen | |
deuten darauf hin, dass über 300 Zivilisten getötet wurden, darunter zehn | |
humanitäre Helfer der NGO Relief International, die eines der letzten | |
funktionierenden Gesundheitszentren im Samsam-Lager betrieben“, sagte | |
Dujarric. | |
Die Zahl der Todesopfer der Angriffe, die am Freitag und Samstag von der | |
sudanesischen Miliz RSF auf die zwei Lager und die nahe gelegene | |
Provinzhauptstadt verübt wurden, war von der UN-Nothilfekoordinatorin im | |
Sudan, Clementine Nkweta-Salami, zunächst noch deutlich niedriger geschätzt | |
worden. Diese hatte von 100 Toten berichtet, darunter auch 20 Kinder. (ap) | |
## Sudan erhält Millionenhilfe von Großbritannien | |
Neben Deutschland stellt auch Großbritannien dem von einem blutigen | |
Bürgerkrieg erschütterten Sudan eine weitere Millionensumme für humanitäre | |
Hilfe zur Verfügung. Mit den umgerechnet knapp 140 Millionen Euro werden | |
Nahrungsmittel und Hilfsgüter unter anderem für Kinder sowie Soforthilfen | |
für Überlebende sexualisierter Gewalt finanziert, wie das britische | |
Außenministerium mitteilte. | |
Großbritannien ist am Dienstag gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, der | |
EU und der Afrikanischen Union Gastgeber eines Gipfeltreffens in London von | |
Außenministerinnen und Außenministern zur Lage im Sudan am zweiten | |
Jahrestags des Kriegsbeginns. Die Bundesregierung hatte am Montag | |
mitgeteilt, das afrikanische Land mit weiteren 125 Millionen Euro zu | |
unterstützen. (dpa) | |
## 🐾 Krisen bitte nicht nach Wichtigkeit für Europa sortieren | |
Der Krieg im Sudan steht im Schatten des Nahen Ostens und der Ukraine, | |
[3][schreibt Gastkommentator Christof Johnen], Leiter des Bereichs | |
Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Und sollte | |
ebenso viel Beachtung finden. | |
## Frauenrechtlerin: Sexuelle Gewalt als Strategie | |
In dem seit zwei Jahren andauernden Bürgerkrieg im Sudan leiden Frauen und | |
Kinder UN-Angaben zufolge in besonderem Maße. Sie machen demnach 80 Prozent | |
der bald 13 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebenen im drittgrößten | |
Land Afrikas aus. Sie sind es auch, die [4][in besonderem Maß von sexueller | |
Gewalt] betroffen sind. „Es ist ein Krieg, der die Körper von Frauen und | |
Kindern als Kriegswaffe und Kriegsstrategie benutzt“, sagt Hala al-Karib, | |
Sudan-Direktorin der Frauenrechtsorganisation Siha. | |
Insbesondere in der Region Darfur, die vor gut 20 Jahren Schauplatz eines | |
Völkermords war, habe sexuelle Gewalt durch Milizen eine lange Tradition: | |
„Was derzeit in meinem Land passiert, ist definitiv ein Ergebnis von Jahren | |
der Straflosigkeit und des Schweigens über Gräueltaten und Gewalt gegen | |
Frauen und Mädchen sowie Zivilisten in Darfur.“ Frauen und Mädchen würden | |
vor den Augen ihrer Familien vergewaltigt, auch um diese Zeugen zu | |
demütigen und zu brechen. Es gibt Berichte über sexuelle Versklavung. | |
Das UN-Kinderhilfswerk hatte vor wenigen Wochen einen Bericht | |
veröffentlicht, wonach allein im vergangenen Jahr 221 Fälle von | |
Vergewaltigungen von Minderjährigen angezeigt worden waren. Dabei seien 16 | |
Opfer jünger als fünf Jahre gewesen – in vier Fällen habe es sich gar um | |
einjährige Kleinkinder gehandelt. Siha hat in einer Stellungnahme für den | |
UN-Menschenrechtsrat mehr als 300 Fälle dokumentiert. Doch die Dunkelziffer | |
gilt als hoch. | |
Wie viele Frauen und Kinder tatsächlich Opfer sexueller Gewalt sind, ist | |
angesichts des damit verbundenen Stigmas in dem konservativen Land | |
unbekannt. (dpa) | |
## Krieg erreicht auch Sudans Nationalmuseum | |
Wo einst Statuen und Jahrhunderte alte Kunstwerke und Artefakte zu sehen | |
waren, sind nur noch Trümmer und Leere. Die Vitrinen sind zerbrochen und | |
geplündert. Im sudanesischen Nationalmuseum in Khartum hat der Krieg | |
unübersehbar seine Spuren hinterlassen. Für die Zerstörung des Museums | |
macht die sudanesische Regierung die RSF verantwortlich – die das Viertel, | |
in dem das Gebäude liegt, während der meisten Zeit des Konflikts | |
kontrollierten. | |
„Die Verluste sind extrem groß und traurig, eine große Zahl an Antiquitäten | |
wurde gestohlen“, sagt Gamal al Din Sain al-Abdin von der Nationalen | |
Gesellschaft für Antiquitäten und Museen. „Die RSF haben alles zerstört, | |
was mit der Zivilisation des sudanesischen Volkes zu tun hat.“ Wertvolle | |
Ausstellungsstücke aus der Altsteinzeit und aus den Königreichen des alten | |
Sudans hatte das Museum gesammelt. Viele stammten aus dem achten und | |
siebten Jahrhundert vor Christus, als Pharaonen aus dem Sudan einen Teil | |
des alten Ägyptens beherrschten. Andere Säle enthielten spätere Werke aus | |
christlicher und islamischer Zeit. Die Plünderer hätten auch die | |
verschlossenen Lagerräume aufgebrochen und alle goldenen Artefakte | |
gestohlen, erklärt Sain al-Abdin. Noch fehle aber der Überblick über die | |
Verluste. | |
Im Nationalmuseum sei es zu „umfassenden Plünderungen und beträchtlichem | |
Schaden“ gekommen, erklärte die Unesco in der vergangenen Woche. Auch aus | |
weiteren Regionen des afrikanischen Landes meldete die UN-Organisation | |
Zerstörungen von Museen und anderen Kulturstätten und den Diebstahl von | |
Kulturgütern. (ap) | |
15 Apr 2025 | |
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