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# taz.de -- StudiVZ-Gründer zieht Bilanz: „Das war total crazy“
> Er gründete das Online-Netzwerk StudiVZ, erfand das Gruscheln und wurde
> so steinreich. Heute ist StudiVZ pleite – und Dennis Bemmann?
Bild: StudiVZ – einst war es vielen eine Versprechung. Und dann kam Facebook …
taz: Herr Bemmann, sie gründeten damals StudiVZ – warum eigentlich nochmal?
Dennis Bemmann: Das hat sich fast zufällig ergeben. Für einen Verein, den
ich mal mitgegründet hatte – das Deutsche Jungforscher-Netzwerk – hatte ich
schon im Jahr 2000 eine ähnliche Plattform gebaut. Da hatte man auch
Profile mit Foto, konnte Leute nach Interessen suchen, chatten und so
weiter. Auf dem Jungforscher-Kongress, den der Verein jährlich
veranstaltet, habe ich zufällig meinen späteren Mitgründer Ehssan Dariani
kennengelernt. Der sagte: Warum machen wir sowas nicht für alle Studenten?
Wir dachten uns, es wäre echt cool wenn es sowas gäbe, also haben wir es
dann einfach gemacht. Warum auch nicht?
Soso. StudiVZ – das war ja auch eine Lebensphase für viele Menschen. Was
war daran so geil, was war scheiße?
Ja, das war auch für uns eine Lebensphase und die war total crazy. Was ich
natürlich megacool fand war, dass alle mitgemacht haben. Wir haben die
Plattform ja so gebaut, wie wir sie uns selbst als Nutzer gewünscht haben,
denn wir waren ja auch Studenten. Und natürlich haben wir die ganze Zeit
allen davon erzählt, aber dann haben tatsächlich so gut wie alle, also alle
jungen Leute, sich angemeldet, und das war mehr als wir uns zu träumen
gewagt hatten.
Was fanden Sie toll?
Toll war, dass man die Leute aus dem Hörsaal, die man irgendwie vom Sehen
her kannte, jetzt ganz einfach online finden konnte – oder die Nachbarn aus
dem Wohnheim. Toll waren auch die Gruppen, oder dass man jetzt sehen
konnte, Mensch, der Matthias, der mit mir auf der Schule war, ist gerade in
Kroatien und hier sind die Fotos. Sowas gab's ja früher gar nicht, da hätte
ich mit dem Matthias wahrscheinlich gar keinen Kontakt mehr gehabt.
Was fanden Sie ätzend?
Ätzend war, dass unsere Infrastruktur diesem Ansturm nicht gewachsen war
und dass wir nächtelang geschraubt haben, um die Plattform doch irgendwie
am Laufen zu halten.
Fürs Protokoll: Haben Sie das Gruscheln erfunden?
Ach, das Gruscheln.
Das ist doch so ein Mixwort aus Grüßen und Kuscheln, oder?
Jetzt kann ich es ihnen ja sagen: Das dachten zwar immer alle, aber
eigentlich war es viel banaler. Schon als wir anfingen, fragten wir uns,
wie wir das Portal nennen sollen. Ich war für Studiverzeichnis, Ehssan war
für „Gruschelei“. Das war so ein Wort, dass da, wo er herkam, irgendwie
gerade kursierte. Aber der Name „Gruschelei“ wäre für das Portal ja noch
blöder gewesen als später dann StudiVZ. Und als ich dann irgendwann die
Funktion programmiert hab – das war ja so eine Art Gruß, ohne zu grüßen –
hab ich es einfach so genannt. Gruscheln. Fertig.
Facebook ist heute überall. Klar, dass StudiVZ sterben musste, oder?
Naja, jede Lebensphase ist ja irgendwann mal vorbei, und die von StudiVZ
sicher nicht erst seit heute. Facebook ist anders und funktioniert auch
anders. Sowas wie StudiVZ kommt nicht wieder. Einigen Leuten ist es heute
fast peinlich, wie sehr sie sich da damals reingehängt haben. Aber
irgendwie war es doch schön.
Sie haben das Portal 2007 für 85 Millionen an Holtzbrinck verkauft –
Glückwunsch! Was machen Sie heute so?
Bergfürst, das ist eine Plattform, über die man schon mit kleinen Beträgen
in Immobilienprojekte investieren kann. Und ich helfe noch verschiedenen
anderen Startups, aber ich habe auch sonst viele Hobbies. Ich fotografiere,
lerne Sprachen, reise und freue mich einfach, dass ich mir auch die Zeit
für Sachen nehmen kann, die mir Spaß machen.
8 Sep 2017
## AUTOREN
Martin Kaul
## TAGS
Social Media
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