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# taz.de -- Streit über Mohammed-Karikaturen: Islamistendemos gegen Paris
> In Pakistan und Bangladesch rufen Islamisten zum Boykott französischer
> Waren auf. Sie kündigen weitere Proteste gegen Emmanuel Macron an.
Bild: Proteste am Dienstag in Peschawar, Pakistan
Mumbai taz | In Pakistan hat der islamistische Vorsitzende der neuen
Oppositionsbewegung „Pakistan Democratic Movement“ (PDM) Händler zum
Boykott französischer Produkte aufgerufen. Maulana Fazalur Rehman, der auch
Präsident der konservativen Islamistenpartei Jamiat Ulema-e Islam ist,
forderte am Mittwoch einen Stopp von Importen aus Frankreich.
Islamisten kündigten weitere Proteste gegen die von Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron verteidigte Meinungsfreiheit an. Denn unter die fallen laut
Macron auch umstrittene Karikaturen des Propheten Mohammed, der nach
islamistischer Interpretation nicht bildlich dargestellt werden dürfte.
Macron hatte nach dem von einem mutmaßlichen Islamisten verübten [1][Mord
an einem französischen Lehrer], der Mohammed-Karikaturen im Unterricht zum
Thema Meinungsfreiheit diskutiert hatte, auch mit der Bemerkung für
Empörung gesorgt, der Islam befinde sich in einer Krise. Macron kündigte
zudem an, in Frankreich „islamistischen Separatismus“ bekämpfen zu wollen.
Bereits am Dienstag hatte es in Pakistan antifranzösische Demonstrationen
gegeben.
Die in Pakistan innenpolitisch durch die neue PDM unter Druck stehende
Regierung von Premierminister Imran Khan wertet Macrons Aussagen als
„islamfeindlich“. Nachdem sich schon der türkische Präsident Recep Tayyip
Erdoğan an Boykottaufrufen gegen Frankreich beteiligt hatte, zog auch Imran
Khan nach.
## „Ende des Hasses“ gegen Islam
In einem Brief an muslimische Staaten forderte er, gemeinsam die Stimme zu
erheben: „Wir als Führer der muslimischen Politik müssen die Initiative
ergreifen, um ein Ende des Kreislaufs von Hass und Gewalt zu fordern.“ Das
Parlament verabschiedete eine entsprechende Resolution.
Am Montag hatte Khans Regierung bereits den französischen Botschafter
einbestellt. Islamisten fordern von Islamabad jetzt, die Beziehungen zu
Paris abzubrechen oder wenigstens Pakistans Botschafter abzuziehen. Doch
ist der Posten momentan gar nicht besetzt.
In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka war es am Mittwoch zunächst wieder ruhig,
nachdem dort am Vortag 40.000 Menschen gegen Macron demonstriert hatten.
Angeführt wurden die Proteste von Islami Andolan Bangladesh, einer der
größten islamistischen Parteien.
Auch in Dhaka wurde zum Boykott französischer Waren aufgerufen. In Videos
ist zu sehen, wie Männer mit Schuhen auf Frankreich-Poster einschlagen oder
ein Bild von Macron verbrennen. Die Demo wurde von der Polizei an einer
Straßensperre gestoppt, bevor sie die französische Botschaft erreichen
konnte.
## Dhaka reagiert gelassener
Lokale Medien berichteten wenig über den Protest, doch verbreiteten sich
Bilder über die sozialen Medien. Die Regierung in Dhaka reagierte im
Unterschied zu der in Islamabad gelassen.
Frankreich und Bangladesch haben gute Handelsbeziehungen. 2019 exportierte
Bangladesch Waren im Wert von 1,7 Milliarden Dollar nach Frankreich,
darunter viele Textilien. Anderseits investieren französische Unternehmen
in dem Entwicklungsland in den Energie- oder Pharmasektor. Beide
Regierungen haben wenig Interesse, das zu gefährden.
Im mehrheitlich hinduistischen Indien, das offiziell ein säkulares Land
ist, aber mehr Muslime als Pakistan zählt, fand der Hashtag
#IStandWithFrance Anklang. Doch lassen sich darunter nicht nur
Solidaritätsbekundungen mit Frankreich finden, sondern auch islamophobe
Aussagen. Sie gehen auf die Dauerspannungen zwischen Indien und Pakistan
zurück.
Frankreichs Regierung hatte seine in mehrheitlich muslimischen Staaten
lebenden Bürger bereits aufgefordert, vorsichtig zu sein. Berichten zufolge
wurden in Katar, Jordanien und Kuweit französische Waren aus den Regalen
genommen.
29 Oct 2020
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[1] /Nach-Mord-an-Lehrer-in-Frankreich/!5721236
## AUTOREN
Natalie Mayroth
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