| # taz.de -- Streit auf BSW-Bundesparteitag: Hochpolitische Satzungsfragen | |
| > Interner Streit im BSW wirkt wie nerviges Kleinklein, offenbart aber viel | |
| > über das Demokratieverständnis der Partei. Linkere Wähler könnte das | |
| > abschrecken. | |
| Bild: Unangefochtene Alleinherrscherin: BSW-Matriarchin Sahra Wagenknecht | |
| Die einen haben es ja schon immer gewusst. Das Bündnis Sahra Wagenknecht | |
| (BSW) sei ein unwählbares, rechtes Projekt. Aber guckt man zum Beispiel in | |
| Hamburg auf die Europawahl, verlor dort die Linkspartei gegenüber der | |
| letzten Landtagswahl mit vier Prozentpunkten fast so viele Stimmen, wie das | |
| gerade erst gegründete BSW erhielt. | |
| Für das Themenangebot, wie das Ablehnen von Waffen für die Ukraine oder | |
| etwa die Aufarbeitung der Coronazeit, gab es offenbar eine Empfänglichkeit | |
| in diesem Wählermilieu. Und es gibt Menschen, die beim BSW mitmachen | |
| wollten und sich klar politisch als Linke verstehen, wie jene | |
| Partei-Rebellen Dejan Lazic und Norbert Weber in Hamburg. Kein Wunder, war | |
| es ja eine Abspaltung dieser Partei. | |
| Doch Sahra Wagenknecht will eine „moderne konservative Partei“ und meint | |
| das ernst. Der Titel im Wahlprogramm „Sichere Grenzen, sichere Straße: Für | |
| einen Wechsel in der Migrationspolitik!“ macht auf undifferenzierte Weise | |
| Einwanderer zu Sündenböcken. So versalzt die Partei sich selbst die Suppe, | |
| denn für viele bisher Schwankende wird sie damit unwählbar. | |
| Hinzu kommt: auch wenn der Streit um Satzungsfragen [1][auf ihrem | |
| Bundesparteitag in Hamburg] wie nerviges Kleinklein erscheint, ist auch | |
| dieser hochpolitisch. Eine Partei, die auf Dauer zentral „Top down“ von | |
| oben geführt und aufgebaut wird und keine Mitgliederaufnahme durch die | |
| Basis zulässt, widerspricht einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von | |
| 1952 anlässlich der damals verbotenen Sozialistischen Reichspartei (SRP). | |
| Es wäre, wie die Parteienrechtlerin Sophie Schönberger warnt, ein | |
| „autoritäres Projekt“. Böse Zungen sagen, die restriktive | |
| Mitgliederaufnahme sei im Interesse der wenigen Mitglieder, die (die eigene | |
| Absicherung und) Posten wollen. | |
| ## Eine Gesinnungsfrage | |
| Dass der BSW-Konflikt so eskalierte, dass gleich zwei Hamburger | |
| Landesverbände gegründet sind, die sich wahrscheinlich demnächst vor | |
| Gericht begegnen, ist auch Folge mangelnder Professionalität der | |
| Führungsebene. Konflikte lassen sich klären mit Mediation. Stattdessen gibt | |
| es Hausverbote und Parteiausschlüsse. Und keine offene Aussprache zur | |
| Migrationspolitik. | |
| Die Kritiker ihrerseits scheinen entschlossen, gegen ihren Ausschluss und | |
| weitere angreifbare Handlungen des BSW juristisch zu Felde zu ziehen. Je | |
| nachdem, wie Menschen die Partei wahrnehmen – tatsächlich als | |
| [2][autoritäres Projekt] oder als immer noch einzige „Friedenspartei“ – | |
| werden sie mehr oder weniger begeistert davon sein. | |
| 13 Jan 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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