| # taz.de -- Spanien plant Tobin- und Digitalsteuer: Madrid betritt Neuland | |
| > Abgaben auf Aktiengeschäfte und auf Gewinne globaler Internetkonzerne | |
| > sollen Spaniens Sozialversicherung stützen. Ganz wohl ist Madrid dabei | |
| > nicht. | |
| Bild: Steuerrechtliches Neuland: Google muss in Zukunft Steuern zahlen | |
| Madrid taz | Spaniens Linksregierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez | |
| betritt steuerrechtliches Neuland. Auf der Kabinettssitzung am Dienstag | |
| beschloss die Koalition aus der sozialistischen PSOE und der | |
| linksalternativen Unidas Podemos eine Tobin-Steuer auf Aktienkäufe und | |
| -verkäufe sowie eine Google-Steuer, mit der global aktive Internetkonzerne | |
| zur Kasse gebeten werden sollen, einzuführen. | |
| Beide Abgaben zusammen sollen nach Schätzungen der Regierung bis zu 2 | |
| Milliarden Euro jährlich einbringen. Damit will Madrid die stark | |
| angeschlagene Sozialversicherung stützen. Die Abgaben sollten „das | |
| Steuersystem an die neue wirtschaftliche Realität anpassen“, erklärte | |
| Finanzministerin María Jesús Montero. Sie seien der erste Schritt hin zu | |
| „einem Steuersystem des 21. Jahrhunderts“. | |
| Die Tobin-Steuer, die so schnell wie möglich umgesetzt werden soll, beträgt | |
| 0,2 Prozent auf den Kauf und Verkauf von Aktien von spanischen Unternehmen | |
| mit einem Gesellschafterkapital von mehr als einer Milliarde Euro. Das | |
| betrifft 34 der 35 Unternehmen, die im spanischen Börsenindex IBEX geführt | |
| sind. Der Name bezieht sich auf James Tobin, einen US-amerikanischen | |
| Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger, der in den 1970er Jahren | |
| vorgeschlagen hatte, alle internationalen Finanzgeschäfte mit einer Steuer | |
| zu belegen. 2011 empfahl das Europaparlament den EU-Mitgliedstaaten eine | |
| solche Transaktionssteuer. Obwohl mehrere Staaten zusagten, wurde sie nie | |
| wirklich umgesetzt. | |
| [1][Bei der Google-Steuer oder GAFA-Abgabe] – benannt nach den große | |
| Internetkonzernen Google, Amazon, Facebook und Apple – sieht es nicht | |
| besser aus. Dabei mahnt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit | |
| und Entwicklung, die OECD, ihre Mitgliedstaaten seit über einem Jahr an, | |
| endlich eine steuerliche Lösung für die international operierenden | |
| Internetgiganten zu finden, die praktisch keine Abgaben vor Ort leisten. | |
| ## Frankreich hat es (nicht gut) vorgemacht | |
| Als erste Regierung traute sich im November die französische an die | |
| Ausführung heran. Sie verlangte eine 3-prozentige Steuer von | |
| Internetunternehmen, die in Frankreich aktiv sind und weltweit mehr als 750 | |
| Millionen Euro umsetzen. Nur kurz darauf drohte US-Präsident Donald Trump | |
| mit Zöllen von bis zu 100 Prozent auf französische Produkte. Paris setzte | |
| die GAFA-Abgabe erst einmal aus. | |
| Die Madrider Regierung Sánchez hält es ähnlich. Die nun beschlossene | |
| 3-prozentige Abgabe für Unternehmen mit einem Umsatz von 750 Millionen Euro | |
| weltweit und mindestens 3 Millionen in Spanien soll erst im Dezember fällig | |
| werden. Die Regierung hofft, dass die OECD-Länder bis dahin eine gemeinsame | |
| Regelung finden. „Wir arbeiten auf internationalem und europäischem Niveau, | |
| aber ohne auf nationale Fortschritte zu verzichten“, erklärte | |
| Wirtschaftsministerin Nadia María Calviño bereits am Montag in Brüssel. | |
| 19 Feb 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Weltwirtschaftsforum-in-Davos/!5656015 | |
| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
| ## TAGS | |
| Steuern | |
| Finanztransaktionssteuer | |
| Spanien | |
| Digitalsteuer | |
| Digitalsteuer | |
| Strafzölle | |
| Handelsstreit | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verhandlungen zur Digitalsteuer: USA blockieren Steuerabkommen | |
| US-Finanzminister Mnuchin will eine „Pause“ bei OECD-Verhandlungen zur | |
| internationalen Besteuerung von Firmen. Frankreich ist empört. | |
| Weltwirtschaftsforum in Davos: Auch Google soll zahlen | |
| Europa und die USA verhandeln in Davos über die Besteuerung international | |
| tätiger Unternehmen. Bei grundlegenden Fragen herrscht Dissens. | |
| Frankreichs Handelsstreit mit den USA: Richtig so, Macron! | |
| Frankreichs Digitalsteuer ist wichtig und gut, Europa muss nachziehen. | |
| Macron darf nicht der Einzige sein, der dem Silicon Valley an den Kragen | |
| geht. | |
| Handelsstreit mit den USA: Strafzölle auf Schampus und Käse | |
| Zwischen den USA und der EU eskaliert der Streit über die französische | |
| Digitalsteuer. Auch EU-Subvenionen für die Flugzeugindustrie sind ein | |
| Problem. | |
| EU-Treffen der Finanzminister in Kopenhagen: Europa prüft neue Finanzsteuer | |
| Großbritannien lehnt eine Finanztransaktionssteuer kategorisch ab. Jetzt | |
| wollen die EU-Staaten eine abgespeckte Version prüfen: eine Umsatzsteuer | |
| auf Aktiengeschäfte. |