# taz.de -- Schwarz-grüner Klimaschützer: Ober-Radler jetzt in der CDU | |
> Heinrich Strößenreuther stieß das Fahrrad-Volksbegehren und andere | |
> Initiativen an. Grün war er aber nur kurzzeitig – und nun ist er | |
> CDU-Mitglied. | |
Bild: Der Neu-CDUler Heinrich Strößenreuther wurde bekannt als das Gesicht de… | |
Man sollte eben nicht in Schubladen denken, frau natürlich auch nicht. Das | |
wird einmal mehr klar, als am Mittwochmittag kurz vor eins eine | |
Pressemitteilung auf den Computerbildschirm kommt. „Prominenter | |
Klimaschützer tritt in die CDU ein“, schreibt da ein gewisser Heinrich | |
Strößenreuther über sich selbst. Das kann einem nun als sehr von sich | |
überzeugt vorkommen. Aber was soll ein Mann anders von sich sagen, der | |
neben vielen anderen Initiativen in Berlin das Fahrradvolksbegehren auf den | |
Weg gebracht hat, Vorlage und Anstoß für das von Rot-Rot-Grün umjubelte | |
Mobiltätsgesetz? | |
Mit der Schublade hat das insofern zu tun, weil so einer – Radfahrlobbyist, | |
Kampagnenspezialist – doch nur grün sein konnte, auch wenn er, wieder | |
schubladig gedacht, so manches Mal im Anzug zu Presseterminen kam. Grün war | |
Strößenreuther sogar mal, aber auch nur ein paar Jahre, nach seiner | |
Erinnerung bis 2014 oder 2015, als er das Volksbegehren parteilos betreiben | |
wollte. | |
„Egal, wo ich war, wurde ich immer der anderen Seite zu geordnet“, erzählt | |
Strößenreuther am Telefon, weil man natürlich hören will, ob das kein Witz | |
oder fake news ist mit dem Eintritt in die CDU. Doch, doch, das soll schon | |
stimmen: „Ich war schon immer ein Freund von Schwarz-Grün.“ | |
Oft hat Strößenreuther in den vergangenen Jahren Pressemitteilungen | |
verfasst, in denen er zu wenig konkrete Veränderungen für den Radverkehr | |
beklagte. Fünf Jahre seien die Grünen mit Rot-Rot-Grün in Berlin an der | |
Regierung, Ergebnis seien 25 Kilometer Pop-up-Radwege, fasst er am Telefon | |
zusammen, „7 Kilometer davon an der Kantstraße, für die ich selbst | |
demonstriert haben – das ist nicht das Tempo, das wir brauchen, um die | |
Klimakrise zu bewältigen“. | |
## CDU-Wegner will seine Expertise nutzen | |
Und der CDU traut er das zu? Ihn habe letztlich ein klimapolitisches | |
Bekenntnis von 29 CDU-Bundestagsabgeordneten zur „Grünen Null“ motiviert, | |
bei den Christdemokraten einzutreten. Das hat ein anderer umtriebiger | |
Berliner mit auf den Weg gebracht, der Zehlendorfer Bundestagsabgeordnete | |
Thomas Heilmann, bis 2016 Berlins Justizsenator. Weniger in einem | |
CDU-Ortsverband, sondern bei Heilmann und seinen Ideen will Strößenreuther | |
andocken und auch eher bundespolitisch arbeiten. | |
Aber für die Landespolitik soll auch etwas abfallen: Berlins CDU-Landeschef | |
Kai Wegner mühe sich „erkennbar um eine wirksame, aber ideologiefreie | |
Klimapolitik“, so Strößenreuther, „diesen Kurs möchte ich gerne | |
unterstützen“. Wegner, der seit Langem ein schwarz-grünes Bündnis bewirbt | |
und im Herbst Regierender Bürgermeister werden will, verspricht: „Von | |
seiner Expertise werden wir schon auf dem Weg zum Regierungsprogramm | |
profitieren.“ | |
18 Mar 2021 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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