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# taz.de -- Minderheiten in der Berliner CDU: Radaktivist mal in der Defensive
> Heinrich Strößenreuther ist für klare Ansagen bekannt. Hat ihm seine neue
> Partei nun in Sachen Autobahn einen Maulkorb verpasst?
Bild: Fährt jetzt auf die CDU ab: Radaktivist Heinrich Strößenreuther
Berlin taz | Vor kurzem erst fragten sich AktivistInnen und BeobachterInnen
der Klimaschutz-Szene, ob sie einem prank – also einem gut orchestrierten
Scherz – aufsaßen oder aber ihre eingschliffenen Welt- und Feindbilder mal
justieren sollten: Das war, als der Aktivist, Volksentscheid-Treiber und
NGO-Founder Heinrich Strößenreuther im März [1][seinen Eintritt in den
Berliner Landesverband der CDU] verkündete.
Strößenreuther hatte seine aktivistische Biografie vor Jahren als
Falschparker meldender „Wegeheld“ eröffnet und zuletzt die Organisation
„GermanZero“ aufgebaut, die ein 1,5-Grad-Klimagesetz fordert. Dass er das
künftige Dasein als Christdemokrat durchaus ernst meint und sich als
Konservativen begreift, stellte er auch gegenüber der taz klar.
Natürlich musste einem cleveren Player wie ihm bewusst sein, dass sein –
vermeintlicher – Seitenwechsel einiges und einige aufwühlen würde. Und
tatsächlich hat er sich damit zurzeit in eine defensive Position
manövriert, die seinem politischen Anliegen nicht wirklich nutzen dürfte.
Auch wenn er selbst vielleicht in anderen Zeiträumen denkt.
Am Montag sah sich Strößenreuther gezwungen, der Presse eine Klarstellung
zu schicken. Denn der Tagesspiegel hatte in einer Glosse angedeutet, der
Mann mit dem Fahrrad habe von CDU-Landeschef Kai Wegner eine Art Maulkorb
bekommen, ein „Demoverbot“, um genau zu sein. Zurück ging das auf einen
Strößenreuther-Tweet, in dem er die Teilnahme an einer Stopp-A100-Demo
absagte und mitteilte, er habe bei dem Thema Differenzen mit Wegner und mit
diesem „dazu gesprochen.“
## Die Autobahn als Schwimmbad?
Strößenreuther klärte auf: Den Weiterbau der Stadtautobahn nach
Friedrichshain lehne er ab. In Bezug auf einen Stopp des derzeit
entstehenden Abschnitts nach Treptow kenne er die Fakten zu wenig, könne
sich aber vorstellen, dass der bereits vorhandene Trog geflutet als
„Schwimmbad für die Kreuzberger und Neuköllner“ dienen könne. Ein
Demoverbot gebe es natürlich nicht – er habe am betreffenden Tag einfach
nach langer Zeit mal wieder seinen Sohn getroffen.
Insofern könne von einem „100-prozentigen Gesinnungswandel“, den ihm die
„Fahrrad-Bubble“ unterstelle, keine Rede sein. Diese Bubble hat sich
zuletzt allerdings vor allem wegen ein paar anderer, mittlerweile
gelöschter Strößenreuther-Tweets empört: Darin hatte er die Frage
aufgeworfen, ob es angesichts des Umsetzungsstaus beim Mobilitätsgesetz
wirklich so wichtig sei, sich für die Umbenennung der Mohrenstraße in Mitte
einzusetzen.
Unter anderem äußerte sich dazu Changing Cities e. V. – der Verein war aus
Strößenreuthers Volksentscheid Fahrrad hervorgegangen: „Changing Cities
steht für Klimagerechtigkeit ohne Rassismus“, heißt es in einem Tweet vom
Sonntag. „Mit seinem Tweet, in dem er rassistische Diskriminierung und
fehlende Radinfrastruktur gegeneinander ausspielt, verabschiedet sich
Heinrich Strößenreuther (CDU) von den Werten und Positionen von Changing
Cities und der von uns begründeten Radentscheidbewegung.“
12 Apr 2021
## LINKS
[1] /Berliner-Verkehrspolitik/!5756934
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
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CDU Berlin
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Verkehrspolitik
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