# taz.de -- Rückzug von Silvio Berlusconi: Ein Dienst für Italien | |
> Silvio Berlusconi will nicht mehr Präsident werden – damit ist er | |
> endgültig Geschichte. Selbst sein rechtes Lager atmet auf. | |
Bild: Ciao: Die Ära Berlusconi dürfte durch dessen Verzicht nun endgültig Ve… | |
Wenigstens dieses eine Mal hat Silvio Berlusconi seinem Land einen Dienst | |
erwiesen: mit dem [1][am Samstag erklärten Verzicht] auf seine Kandidatur | |
als Staatspräsident. Er hatte davon geträumt, er könne als Staatsoberhaupt | |
gleichsam sein politisches Lebenswerk krönen, mehr noch, er könne zugleich | |
seine Vorstrafe als Steuerbetrüger und seine Skandale vergessen machen und | |
endlich zum international geachteten Staatsmann aufsteigen. | |
Einer der Berlusconi-Hintersassen aus seiner Partei Forza Italia fasste das | |
irrwitzige Anliegen schön zusammen, als er treuherzig erklärte, schließlich | |
seien nur Berlusconi und der ebenfalls als aussichtsreicher | |
Präsidentenkandidat gehandelte Mario Draghi „international bekannt“. Er | |
vergaß hinzuzufügen, dass sie aus diametral entgegengesetzten Gründen | |
bekannt sind – der eine als Garant der Stabilität Italiens, der andere als | |
halbseidener Vertreter vor allem seiner eigenen Interessen. | |
Nicht dies allerdings hat Berlusconi eingesehen, sondern die Tatsache, dass | |
ihm in der Versammlung der 1.009 Wahlleute ein klägliches Scheitern drohte. | |
Selbst seine wichtigsten Partner, die rechtspopulistische Lega unter | |
[2][Matteo Salvini] und die postfaschistischen Fratelli d’Italia unter | |
Giorgia Meloni, hatten seine Kandidatur nur zähneknirschend unterstützt. | |
Sie hoffen nach den nächsten Parlamentswahlen spätestens in einem Jahr auf | |
eine rechtspopulistische Regierung in Rom – und da können sie zuallerletzt | |
einen Präsidenten brauchen, dem im Ausland ein verheerender Ruf vorauseilt. | |
Den Imageschaden wollen sie schon selber anrichten, ohne unnötige | |
Verdopplung durch einen Presidente Berlusconi. | |
Deshalb atmet gerade auch das Rechtslager auf. Mit Berlusconis Rückzug ist | |
der Weg zu echten Verhandlungen mit den anderen Parteien endlich frei. | |
Wohin diese Verhandlungen führen, steht noch in den Sternen. Aber | |
einigermaßen sicher ist wenigstens eines: Am Ende wird Italien über ein im | |
Inneren wie im Ausland einigermaßen präsentables Staatsoberhaupt verfügen, | |
und Berlusconi kann sich um seine Enkel und Urenkel kümmern. | |
23 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Praesidentschaftswahl-in-Italien/!5829937 | |
[2] /Matteo-Salvini-droht-Haftstrafe/!5806599 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
## TAGS | |
Italien | |
Forza Italia | |
Silvio Berlusconi | |
Berlusconi | |
Schwerpunkt Emmanuel Macron | |
Italien | |
Grandios gescheitert | |
Italien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bestechungsverfahren in Italien: Berlusconi kommt erneut davon | |
Berlusconi, bekannt durch „Bunga-Bunga-Partys“ mit Minderjährigen, soll in | |
einem Justizverfahren Zeug*innen gekauft haben. Er geht straffrei aus. | |
Deutsch-italienische Zusammenarbeit: Dreieck statt Achse | |
Deutschland und Italien wollen stärker zusammenarbeiten. Pläne für ein | |
politisches Dreieck Berlin–Paris–Rom stoßen aber nicht überall auf | |
Euphorie. | |
Präsidentschaftswahl in Italien: Berlusconi gibt auf | |
Der umstrittene Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi zieht seine Kandidatur | |
für das Präsidentschaftsamt zurück. Offenbar fehlten ihm die nötigen | |
Unterstützer. | |
Berlusconi for President: Der Cavaliere ist zurück | |
Silvio Berlusconi will Italiens neues Staatsoberhaupt werden. Die Chancen | |
sind gering. Doch er hat erreicht, was er wollte: Aufmerksamkeit. | |
Matteo Salvinis Erfolg in Italien: Postfaschistische Flirts | |
Italiens Innenminister Salvini ist nur deshalb so erfolgreich, weil seine | |
rassistische Politik auf sehr fruchtbaren Boden fällt. Berlusconi sei Dank. |