Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ramadan endet – Zuckerfest beginnt: Happy Zuckerfest, Folks!
> Warum sollten Muslime weniger ambivalent sein? Und weniger pseudo als
> andere?
Bild: Zum Zuckerfest gibt es dann einen Haufen besonderer Süßigkeiten. Happy …
An diesem Sonntag endet der Fastenmonat Ramadan, und am Montag dann beginnt
das jährliche Zuckerfest. Von da an wird die Bauchspeicheldrüse zum
fleißigen Sisyphos: Dem gerade mühsam gesenkten Zuckerspiegel folgt der
nächste Glukose-Booster. [1][Welcome in Baklavistan, yummy!]
Glückwunsch zu einem weiteren Monat sakraler Disziplin und innerer Einkehr!
Aus meiner Zeit als einigermaßen praxisnaher Muslim weiß ich noch, welch
erhabenes Gefühl sich am Ende eines Tages breitmacht, wenn die Sonne den
Horizont küsst und das Fastenbrechen bevorsteht. Auf die bescheidene Dattel
zum Iftar folgt bei vielen ein Abend der Völlerei, die [2][das eigentliche
Konzept des Ramadan] ad absurdum führt, aber hey: Warum sollten Muslime
weniger ambivalent und pseudo sein als ihre abrahamitischen
Glaubensgenoss:innen aus Christen- und Judentum?
Wer sich der weitläufigen Meinung im muslimkritischen (sic!) Mainstream
anschließt, Menschen mit Wallah-Hintergrund seien humorbefreit und ohne
jedes Bewusstsein für den eigenen widersprüchlichen Lebenswandel, der irrt.
Allein das erst seit wenigen Jahren unter Muslim:innen präsentere Thema,
es möge doch bitte alles und jeder gefälligst helal sein, sorgt für lustige
Anekdoten unter selbigen.
Kaum noch Fensterscheiben von Gastro und Supermärkten ohne jenen
Helal-Sticker, der den Gästen und Kund:innen signalisiert, dass es am
Herd oder im Regal koscher zugehe. Die rauschhafte Art – vor allem unter
Jüngeren – die Welt nur noch in haram und helal einzuteilen, statt sich
einfach nur ums eigene Verhalten zu kümmern, treibt lustige Blüten.
Randnotiz: Das große Helalissimo bringt auch große Probleme mit sich, aber
dazu ein andermal mehr.
## Ob denn wirklich alles helal ist?
Auf jeden Fall gab es da mal die drei Mädels beim Inder, zwei Tische
weiter. Zwischen Papadam und Chicken Curry rückte sich die eine das
bauchfreie Top zurecht, die zweite trug Chatnachrichten eines ihrer
Verehrer vor, und die dritte fluchte über ihre nervigen Eltern, während sie
sich das Kopftuch glattzog, alles nicht wirklich helal – und alles kurz
nachdem sie sich mit Blick in die Speisekarte eben noch skeptisch gefragt
hatten, ob denn wirklich alles helal sei.
Auf den Punkt brachte es aber Cemmo mal. Cemmo heißt eigentlich Cem und
führt einen kleinen Supermarkt umme Ecke. Eines Tages, während im
Hintergrund seine kopftuchtragende Mutti den Sprit der Kiezalkis über den
Scanner streicht, zieht er lachend über zwei Typen her, die kurz vorher da
waren.
Ein älterer Herr, der ihm eine Standpauke hielt, Cemmo solle zwischen den
helalen Produkten im Kühlregal gefälligst kein Schweinefleisch lagern, und
überhaupt, warum er denn Alkohol und Schweinewurst verkaufen würde. Cemmo
bat ihn, den Laden zu verlassen und möglichst nie wiederzukommen.
„Und du gloobst et nich, Bobby, danach kommt een Typ rinn, schnappt sich
een paar Dosen Jacky-Cola, verlangt an der Kasse die langen OCBs, hält dann
’ne Packung Haribo hoch und fragt: Sind die helal? Ick dann so: Die sind so
helal wie der jesamte Görli, deine OCBs und die komplette
Jack-Daniels-Destille zusammen. Und der Typ so: Wallah, Bruder, wegen
Schweinegelatine und so. Icke nur: Alda, haste mich nich verstanden? Die
OCBs, oder wat du damit roochen willst, und deene Jackies bringen et
harammäßig zusammen uff drei Schweinefarmen. Na ja, am Ende hat er sich die
Haribos jekooft, aber die OCBs zurückgelegt. Was zur Hölle …“
Auch in diesem Jahr wird Cemmo die Schale mit den gratis Süßigkeiten an die
Kasse stellen, is ja [3][Zuckerfest].
1 May 2022
## LINKS
[1] /Ende-des-Ramadan/!5766154
[2] http://xn--Fasten,%20feiern%20%20und%20sparen-5f2p
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Fest_des_Fastenbrechens
## AUTOREN
Bobby Rafiq
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
Kolumne Bobsens Späti
Ramadan
Halal
IG
Kolumne Ethikrat
Schwerpunkt Stadtland
Schwerpunkt Stadtland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sich selbst neu erfinden: Die Traurigkeit des Abschieds
Beim Umzug lässt man nicht nur schmutzige Tapeten, sondern auch
Lebensabschnitte zurück. Doch der Ethikrat hat kein Verständnis für
Abschiedswehmut.
Berliner Alltag: Kinderlachen, Kinderweinen
Die Kolumne spannt einen weiten Bogen. Vom Krieg in der Ukraine und
Kriegsflüchtlingen bis zu den Supermüttern im Berliner Bezirk Prenzlauer
Berg.
Der Krieg am Brandenburger Tor: Scheinheilige Lichtspiele
Auch das Brandenburger Tor leuchtet in Blau-Gelb. Die Frage lautet nicht,
wann der Projektor eingeschaltet wird, sondern wann er aus bleibt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.