# taz.de -- Raddemo in Bremen: Ärger im Fahrradparadies | |
> Die Bemühungen für mehr Rad- und Fußwege in Bremen reichen noch nicht | |
> aus, finden BUND und ADFC – und demonstrieren. | |
Bild: Die Straße gehört auch denen ohne Motor: Fahrraddemo 2020 in Bremen | |
BREMEN taz | Bremen ist die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands – | |
[1][laut einer deutschlandweiten Befragung] des Allgemeinen Deutschen | |
Fahrradclubs (ADFC). Trotzdem ruft ausgerechnet der ADFC Bremen zu einer | |
Fahrraddemo auf – für mehr Fahrradwege und weniger Platz für Autos. Mit | |
dabei ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). | |
„Wir sind auf das Auto angewiesen, weil die Politik dafür gesorgt hat“, | |
sagt Sven Eckert, der Pressesprecher des ADFC Bremen. Die Zukunft der Stadt | |
soll möglichst schnell möglichst autofrei werden. In der Ankündigung | |
fordern sie eine „umwelt- und sozial gerechte Mobilitätswende“. Anlass ist | |
ein bundesweiter Aktionstag mit dem Motto „Wald statt Asphalt“. | |
Aber warum gerade in der angeblich so [2][fahrradfreundlichen Hansestadt]? | |
Immerhin sind dort mit dem Verkehrsentwicklungsplan von 2014 weitreichende | |
Veränderungen, besonders im Innenstadtgebiet, geplant: Über neue | |
Fahrradbrücken sollen Bremer*innen und Leute aus dem Umland künftig über | |
die Weser fahren können, von Autos verstopfte Knotenpunkte wie die | |
Domsheide und der Brill umgestaltet werden. | |
Den Verkehrsentwicklungsplan nennt Eckert ein „wunderbares Papier“. Das | |
Problem sei allerdings, dass man von den sieben Jahre alten Beschlüssen bis | |
jetzt nicht viel auf den Straßen sehe. Es gebe zwar streckenweise gute | |
Fahrradwege, aber die seien wiederum schlecht angebunden, sagt Eckert, und: | |
„Eine Infrastruktur ist nur so gut wie ihr schlechtester Abschnitt.“ | |
Die Bilanz von BUND-Sprecher Martin Rode fällt ähnlich aus: „Das ist ein | |
interessanter, guter Plan, der aber die Notwendigkeit des Klimaschutzes | |
nicht mitdenkt.“ Der BUND setzt sich für bessere Bus- und Bahnverbindungen | |
ein, die in Bremen an vielen Stellen, zum Beispiel in Horn, noch fehlen. | |
Das liege zum einen an zu wenig Geld, zum anderen an fehlendem politischen | |
Willen, sagt Rode. | |
Und wer genau blockiert? „Also, die Grünen sind es nicht“, sagt Eckert. | |
„Die SPD ist da nicht so hinterher“, konkretisiert Rode vom BUND. Zwar | |
seien sie auf dem Papier für die Verkehrswende, würden aber in einigen | |
Entscheidungen weiterhin am Auto als Symbol für sozialen Aufstieg | |
festhalten. Die Forderungen von BUND und ADFC, die Martinistraße in Zukunft | |
einspurig zu gestalten, lehne die Fraktion ab. | |
Obwohl eine Spur pro Richtung die Autos nicht spürbar einschränken würde. | |
Ebenso stünde die Fraktion in Bremen der Erhöhung von Parkgebühren | |
skeptisch gegenüber. | |
„Wir sind für die Verkehrswende“, sagt Anja Schiemann, „aber es muss auch | |
sozial verträglich sein.“ Sie ist verkehrspolitische Sprecherin bei der SPD | |
Bremen. Der einspurigen [3][Martinistraße] stimme sie nicht zu, weil das | |
den Autoverkehr bloß in andere Straßen verdränge, zum Beispiel in die eh | |
schon autogeplagte Neustadt. | |
Und auch die SPD ist für höhere Anwohnerparkgebühren von bis zu 100 Euro je | |
nach Autogröße – aber nicht so hohe, wie sie die beiden | |
Umweltorganisationen fordern. Ihre Fraktion habe alle Bremer*innen und | |
auch Pendler*innen im Blick: „Da haben BUND und ADFC jetzt nicht so viel | |
Verständnis für.“ | |
4 Jun 2021 | |
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## AUTOREN | |
Lisa Bullerdiek | |
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