Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Queen Elizabeth II. und Putin: Staatsbankett und Kutschenfahrt
> Peter Morgan, Autor der britischen Serie „The Crown“, hat ein Drama über
> Putin geschrieben. Aber das Ende dieser Figur ist noch nicht erzählt.
Bild: Mit der Queen auf Kutschfahrt: Der Staatsbesuch von 2003 war ein großer …
Was haben Putin und Queen Elizabeth II. gemeinsam? Auf den ersten Blick
nichts. Der eine ist ein ungeliebter, sehr lebendiger Russe. Die andere war
eine Britin, die im Tod mit Liebesbekundungen überschüttet wurde.
Was sie verbindet, ist Peter Morgan. Er hat die zwei Staatsoberhäupter zu
seinen Figuren gemacht, und das hat Folgen. Morgan ist Großbritanniens
berühmtester Drehbuchautor. [1][Mit seiner Serie „The Crown“] hat er unser
Bild von der Queen nachhaltig beeinflusst: Er zeigt sie als eine junge,
unterschätzte Königin, die sich im Laufe der Jahrzehnte Härte antrainiert.
In Staffel 4 musste sie trübe Menopausenjahre durchleben, und es bleibt
abzuwarten, welches Altersporträt uns in Staffel 5 erwartet. Wird sie die
liebenswerte Großmutter sein oder die knallharte Managerin einer
millionenschweren Familienfirma?
Peter Morgans beste Filme basieren auf seinen Theaterstücken. In einem
neuen Stück analysiert er jetzt eine andere Figur, die ebenfalls lange
unterschätzt wurde – Wladimir Putin. „Patriots“ wurde vor dem Angriff auf
die Ukraine geschrieben. Morgans Putin ist hier noch kein Diktator, sondern
ein schüchterner, introvertierter Mann.
Der Oligarch [2][Boris Beresowski] glaubt ihn manipulieren zu können und
irrt sich gründlich. In Morgans Stück sehen sich Putin und Beresowski als
russische Patrioten. Dass sie trotzdem ihr Land ausplündern, scheint für
sie kein Widerspruch zu sein. Am Ende frisst die Revolution nicht ihre
Kinder, sondern die Kinder fressen sich gegenseitig auf.
Beresowski zerstreitet sich mit Putin und flieht nach London, wo er 2013
unter mysteriösen Umständen stirbt. Sieben Jahre nachdem man seinem
Mitarbeiter Alexander Litwinenko Polonium in den Tee geschüttet hatte.
## Putin auf Staatsbesuch in London
Falls Morgan eine Fortsetzung über Putins Mid- und Endlifekrisen plant,
werden sich auch seine zwei berühmtesten Protagonisten begegnen. Die Queen
und Putin kannten sich. 2003 reiste Putin zum Staatsbesuch nach
Großbritannien und erhielt alle verfügbaren Ehrbezeugungen, inklusive
Staatsbankett und Kutschenfahrt auf der Mall. Da die Tagebücher der Queen
[3][für die nächsten 100 Jahre gesperrt sein werden], wissen wir nicht, was
sie von ihrem Gast hielt.
Putin scheint jedoch gute Erinnerungen an sie zu haben. In seinem
Kondolenztelegramm an Charles III. schrieb er: Die Queen „wäre zu Recht von
ihren Untertanen geliebt worden“. Sie „sei eine Autorität auf der Weltbüh…
gewesen“.
Der Staatsbesuch von 2003 war ein großer Prestigegewinn für ihn. Allerdings
sollte er nicht vergessen, dass auch Robert Mugabe und Nicolae Ceaușescu
eine royale Kutschenfahrt erhielten. Vor allem von Ceaușescus Fall können
Diktatoren viel lernen.
Als die Rumänen 1989 Ceaușescus Palast stürmten, konnte er zwar in einem
Hubschrauber entkommen. Am Ende wurde er jedoch vor ein Militärgericht
gestellt und erschossen. Neben einem vollgetankten Hubschrauber ist es also
immer gut, noch einen Plan B zu haben.
5 Oct 2022
## LINKS
[1] /Debatte-ueber-The-Crown/!5737719
[2] /Nachruf-auf-Boris-Beresowski/!5070694
[3] /Die-royalen-Mountbatten-Tagebuecher/!5786288
## AUTOREN
Karina Urbach
## TAGS
Staatsbesuch
Queen Elizabeth II.
Wladimir Putin
Diktatur
Kolumne Blast from the Past
Kolumne Blast from the Past
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ein tiefer Fall kommt selten allein: Mehr als Pool und Wanne
Was haben der Politiker John Profumo und Königsbruder Prinz Andrew
gemeinsam? Beiden wurde von einflussreichen Männern junge Mädchen
vermittelt.
Britische TV-Serie „A Spy Among Friends“: Der richtige Stallgeruch
Ein BND-Mitarbeiter soll für Russland spioniert haben. Ob er sich von Kim
Philby inspirieren hat lassen? Dem MI6-Agenten widmet sich jetzt eine
Serie.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenski will Dialog ohne Putin
Der ukrainische Präsident erklärt sich zu Verhandlungen mit Moskau bereit,
aber ohne den Kremlchef. Russlands Oberhaus ratifiziert die Annektierung
von vier Regionen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.