| # taz.de -- Prozess um Racial Profiling: Es ist erbärmlich | |
| > Für Hamburgs Innenbehörde ist Fehlerkultur ein Fremdwort. Das zeigt die | |
| > eingelegte Berufung gegen die Feststellung zweier rechtswidriger | |
| > Kontrollen. | |
| Bild: Eigene Fehler eingestehen? Gibt`s nicht bei Andy Grotes Innenbehörde | |
| Was ist so schwer daran, einfach mal einen Fehler einzugestehen? Oder die | |
| Tatsache wenigstens achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen, dass ein Fehler | |
| richterlich festgestellt wurde? Die Hamburger Innenbehörde ist dazu | |
| offensichtlich nicht in der Lage. Sonst hätte sie [1][ihre Niederlage vor | |
| dem Verwaltungsgericht gegen Barakat H. hingenommen]. | |
| Stattdessen zeigt ihre Berufung gegen die Feststellung [2][zweier | |
| rechtswidriger Kontrollen auf St. Pauli]: Die Behörde samt der ihr | |
| untergeordneten Polizei hat von progressiver Fehlerkultur noch immer nichts | |
| kapiert. | |
| Das Gericht hat die Rechtswidrigkeit in zwei Fällen festgestellt – ohne sie | |
| aber als Verstöße gegen das im Grundgesetz verankerte | |
| Diskriminierungsverbot zu betiteln. Die Hamburger Polizei muss sich demnach | |
| nicht einmal mit dem Vorwurf herumschlagen, dass sie [3][Racial Profiling] | |
| betreibe. Sie kann sogar mit ihren umfangreichen Kontrollen weitermachen | |
| wie bisher, es wurde nur über zwei Einzelfälle entschieden. | |
| Doch das angekratzte Behördenego fühlt sich offensichtlich an der Ehre | |
| gepackt. Natürlich hat sie das Recht, gegen die Gerichtsentscheidung in | |
| Berufung zu gehen. Es gebietet der Anstand, es hier nicht zu tun. | |
| ## Auch beim Pimmelgate dasselbe Muster | |
| Auch im Zuge der Pimmelgate-Posse war polizeiliches und behördliches | |
| Handeln so offensichtlich falsch und übertrieben, dass ein Zurückrudern | |
| nötig gewesen wäre. Aber auch hier keine Spur von Bedauern. Stattdessen | |
| ging es ebenso mit dem Kopf durch die Wand. Der Ablauf ist immer derselbe: | |
| Jemand baut Mist, doch statt danach ein kurzes „Sorry“ zu äußern und die | |
| Sache auf sich beruhen zu lassen, wird mit Vollgas die Verteidigungslinie | |
| aufgebaut. Bloß keine Schwäche zu zeigen, ist die zweifelhafte Devise. | |
| Dass es auch anders geht, zeigte kürzlich Berlin: Erstmals hat die Berliner | |
| Polizei eingestanden, dass zwei ihrer Beamten einen Bürger [4][rassistisch | |
| diskriminiert haben.] Die Behörde hatte sich deshalb schriftlich bei ihm | |
| entschuldigt. So etwas ist in Hamburg mit seinen bornierten Institutionen | |
| weiterhin undenkbar. | |
| 17 Dec 2021 | |
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| [1] /Racial-Profiling-auf-St-Paui/!5818851 | |
| [2] /Urteil-zu-Polizeikontrollen-in-Hamburg/!5725938 | |
| [3] /Strukturellem-Rassismus-vorbeugen/!5738773 | |
| [4] /Racial-Profiling-in-Berlin/!5803144 | |
| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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