# taz.de -- Progonose für den Arbeitsmarkt: Nach dem Corona-Blues | |
> Der Arbeitsmarkt zieht an und wird dem IAB-Institut zufolge auch 2022 | |
> wachsen. Kneipen, Kitas und Pflegestätten suchen Personal. | |
Bild: Kellner gesucht: Außenbereich einer Kneipe in der Altstadt von Düsseldo… | |
BERLIN taz | Nach dem Ende vieler Corona-Einschränkungen bessert sich die | |
Stimmung auf dem Jobmarkt wieder. Für das Jahr 2022 gehen Forscher:innen | |
von einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 290.000 Personen gegenüber 2021 | |
aus. Die Erwerbstätigkeit wird im Jahresdurchschnitt 2022 um 560.000 | |
Personen über dem Vorjahr liegen. | |
Die Zahlen präsentierten [1][Forscher:innen des Nürnberger Instituts für | |
Arbeitsmarkt- und Berufsbildung (IAB)] am Montag. Die Expert:innen | |
rechnen mit 34,42 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im | |
Jahr 2022. „Damit werden neue Rekordstände erreicht“, erklärte | |
IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber. Allerdings sei die | |
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung noch „deutlich von dem | |
Wachstumspfad entfernt, der ohne die Krise erwartbar gewesen wäre“. | |
Für die Bereiche Gastronomie und Touristik, Verkehr und Kultur und Messen | |
erwarten die Forscher:innen im zweiten Halbjahr 2021 eine Erholung vom | |
Lockdown. Die meisten zusätzlichen Stellen, plus 230.000, werde es 2022 in | |
den Bereichen Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit geben, | |
hieß es in der Prognose. Dies liege hauptsächlich am Ausbau der | |
Kindertagesbetreuung und an der Alterung der Gesellschaft, so das | |
IAB-Papier. | |
In der Branche Information und Kommunikation erwarten die Forscher:innen | |
für 2021 einen Anstieg von 40.000 und im Jahr darauf dann von 60.000 | |
Beschäftigten. Bezogen auf die Größe der Branche seien das die höchsten | |
Zunahmen. Hinter der positiven Entwicklung stehe die durch die | |
Covid-19-Pandemie „gestiegene Notwendigkeit, Produktions- und | |
Dienstleistungsprozesse noch mehr zu vernetzen und zu digitalisieren“, hieß | |
es in dem IAB-Papier. | |
## Weniger Selbstständige | |
Der plötzliche [2][Einbruch der Wirtschaftsleistung im Frühjahr 2020,] | |
bedingt durch die Coronapandemie, hatte den Arbeitsmarkt stark unter Druck | |
gesetzt. Der größere Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit sei „direkt auf | |
die Eindämmungsmaßnahmen“ zurückzuführen gewesen und durch „zusätzliche | |
beendete Beschäftigungsverhältnisse als auch durch weniger Neueinstellungen | |
zustande gekommen“, so die Forscher:innen. Im Jahre 2020 war die Zahl der | |
Arbeitslosen um 430.000 gestiegen. | |
Für dieses und das kommende Jahr rechnen die Forscher:innen auch wieder | |
mit vermehrtem Zuzug von Erwerbspersonen aus dem Ausland. Bedingt durch die | |
Eindämmungsmaßnahmen in der Pandemie kamen zeitweise weniger Pflegekräfte | |
aus dem Ausland. | |
Die Spuren der Pandemie sind bei den Erwerbsformen sichtbar: Die Zahl der | |
Selbstständigen geht weiter zurück. Rund neun Prozent der Erwerbstätigen | |
waren im Jahr 2020 Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige. Ihre | |
Zahl ist seit neun Jahren rückläufig. In der Pandemie hat die | |
Beschäftigungsform, die wenig soziale Sicherung bietet, weiter an | |
Attraktivität verloren. | |
Die IAB-Berechnungen basieren auf der Annahme, dass die deutsche Wirtschaft | |
in diesem Jahr um 2,2 Prozent und im nächsten Jahr um 3,8 Prozent wächst. | |
Damit wird der Personalmangel brisanter. Der Arbeitskräftemangel betreffe | |
derzeit in Teilen auch Bereiche wie das Gastgewerbe, so Weber. Im | |
Pflegebereich ist der Fachkräftemangel ein Dauerthema. | |
4 Oct 2021 | |
## LINKS | |
[1] http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-20.pdf | |
[2] https://www.iab.de/de/iab-aktuell/folgen_der_corona-krise_auf_den_arbeitsma… | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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