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# taz.de -- Preis der Nationalgalerie 2026: Nicht lustig
> Maurizio Cattelan bekommt den Preis der Nationalgalerie Berlin. Der
> ehemalige Förderpreis für junge Kunst geht damit an einen, der eh schon
> Star ist.
Bild: Maurizio Cattelan auf dem Dach der Neuen Nationalgalerie Foto: Romana Ede…
Eigentlich war er als Förderpreis für junge Kunst konzipiert worden. Der
Preis der Nationalgalerie Berlin, gestiftet vom Förderverein, zeichnete
seit dem Jahr 2000 [1][alle zwei Jahre in Deutschland lebende bildende
Künstler:innen unter 40 Jahren] aus. Viele von ihnen zählen mittlerweile
zu den großen Namen der Kunstwelt.
Elmgreen und Dragset erhielten ihn 2002, Monica Bonvicini wurde 2005
ausgezeichnet, Cyprien Gaillard 2011, Anne Imhof 2015. Zuletzt ging er 2024
erstmals nicht an eine:n Einzelkünstler:in, sondern an die ganze Shortlist
(Pan Daijing, Dan Lie, Hanne Lippard und James Richards), um der
Veranstaltung das Castingshowhafte zu nehmen und um gleich mehrere
Künstler:innen würdigen zu können.
Seit Mittwoch ist nun bekannt, wer 2026 mit dem Preis prämiert wird und
eine Einzelausstellung in der Neuen Nationalgalerie während der Art Week im
September 2026 bekommt. Kein junger Künstler, keiner, der in Deutschland
lebt, keiner, der nicht ohnehin schon viel Aufmerksamkeit genießt; der
nicht sowieso schon ein Star in Kunstwelt und auch auf dem Kunstmarkt wäre.
Sein Name: Maurizio Cattelan. Einer, der – wie es in der Pressemitteilung
heißt – seit den frühen 1990ern „zu den prägenden Stimmen der
internationalen Kunst“ zähle.
Neuausrichtung des Preises
Während der [2][Berlin Art Week im September] hatten die Freunde der
Nationalgalerie den Umzug des Preises in die Neue Nationalgalerie verkündet
und seine Neuausrichtung. Präsentiert werden sollen fortan Künstler:innen,
deren Positionen Berlin geprägt haben – und die zugleich internationale
Strahlkraft besitzen.
Berlinbezug habe Cattelan, weil er 2006 die Berlin Biennale (selbige hat
übrigens ebenfalls am Mittwoch Vasyl Cherepanyn als Kurator ihrer kommenden
Ausgabe verkündet) mitkuratiert hat. Damit begründet die Jury ihre Wahl.
Cattelan habe „vor fast zwei Jahrzehnten entscheidend zur internationalen
Positionierung Berlins als Zentrum der Gegenwartskunst beigetragen“. Die
kommende Einzelausstellung in der Neuen Nationalgalerie eröffne die
Möglichkeit, diesen prägenden Einfluss in einem neuen gesellschaftlichen
und kulturellen Kontext zu reflektieren.
Fatales Signal
Cattelan wird in Berlin seine Fans haben, aber geht es darum? Nicht
nachvollziehbar ist diese Entscheidung, gerade jetzt. In Zeiten von
drastischen Kulturkürzungen, die es insbesondere jungen, noch nicht
etablierten Künstler:innen immer schwerer macht, Kunst zu produzieren
und auszustellen, dem Nachwuchs eine weitere Plattform, noch dazu so eine
prominente zu entziehen, sendet ein fatales Signal.
Cattelan, der gerade erst in den Schlagzeilen war, weil [3][demnächst sein
millionenschweres goldenes Klo unter den Hammer kommt], inszeniert sich
gern als Clown der Kunstwelt. Wie ein Witz liest sich auch die Meldung über
seine Auszeichnung. Leider ist es kein guter.
6 Nov 2025
## LINKS
[1] /Preis-der-Nationalgalerie-Sandra-Mujinga/!5900180
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[3] /Die-wertvollste-Toilette-der-Welt-wird-jetzt-in-New-York-versteigert/!6125…
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
Kunst
Neue Nationalgalerie
Berlin
Kunst
Berlin
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
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