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# taz.de -- Polizeigewalt in Berlin-Kreuzberg: Tritte in den Bauch
> Ein Polizeieinsatz am Kotti eskaliert: Ein Beamter tritt auf einen am
> Boden liegenden Verdächtigen ein. Nun wird gegen ihn ermittelt.
Bild: Polizeieinsatz am Donnerstag am Kottbusser Tor in Berlin
Berlin taz | Nach einem aus dem Ruder gelaufenen Polizeieinsatz am
Kottbusser Tor am Donnerstagnachmittag wird nun gegen einen der beteiligten
Beamten wegen Körperverletzung im Amt ermittelt. Dies erklärte ein
Polizeisprecher am Freitagmittag auf taz-Anfrage. Ausgelöst wurden die
Ermittlungen durch ein Video, das beim Kurzbotschaftendienst Twitter
kursiert. Dort ist zu sehen, wie der Beamte zweimal auf einen am Boden
liegenden und bereits von mehren Kollegen fixierten Mann eintritt. Das
Video wurde bis Freitagmittag mehr als 70.000 Mal geklickt und vielfach
kommentiert. „Das Video zeigt leider, wie der Kollege deutlich
überreagiert“, so der Polizeisprecher.
In einer ersten [1][Pressemeldung am Donnerstagabend] hatte dies noch
anders geklungen. Da sprach die Berliner Polizei von einem Fall von
„schwerem Landfriedensbruch“. Bei der versuchten Festnahme eines
mutmaßlichen Fahrraddiebes, der aggressiv gegenüber Beamten geworden sei,
seien die Kollegen aus einer Gruppe von Umstehenden „mit Steinen,
Blumentöpfen, Aschenbechern und Glasflaschen beworfen worden“.
Erst durch weitere herbei gerufene Beamte habe man die Lage schließlich
beruhigen können. Vier Personen im Alter zwischen 16 bis 36 Jahren seien
vorläufig festgenommen, drei Polizeibeamte verletzt worden. Letztere hätten
ambulant im Krankenhaus behandelt werden müssen.
## „Warum schlagt ihr ihn?“
Tatsächlich sieht man in einem zweiten Video, das zeitlich vor dem oben
genannten entstanden sein muss, wie zwei Beamte versuchen, den am Boden
Liegenden unter Kontrolle zu bekommen, während Stimmen von Umstehenden
„Warum schlagt ihr ihn?“, aber auch „Hurensöhne“ rufen. Der Mann steht…
auf oder wird von den Beamten hochgezogen, dann tritt einer der Polizisten
ihn wieder zu Boden. Mehrere Gegenstände fliegen in Richtung des Geschehens
und zerschellen am Boden.
Auch die überwiegende Mehrzahl der User von Twitter sieht in dem Gezeigten
einen Fall von ungerechtfertigter Polizeigewalt und die Misshandlung eines
Wehrlosen, andere verteidigen den Einsatz. Der SPD-Abgeordnete Tom
Schreiber twitterte zunächst: „Was gestern am Kotti ablief, ist ein Teil
der Parallelgesellschaft. Es widert mich an, wenn Personen bewusst &
zielgerichtet Flaschen & Steine auf die @polizeiberlin bei einer Festnahme
werfen.“ Am Freitagmittag schob er dann nach: „Es ist auch völlig richtig,
dass die @polizeiberlin Ermittlungen gegen die Beamten, welche am Kotti
gestern eine Festnahme vollzogen, aufnimmt, um zu klären, ob dort rechtlich
sauber & verhältnismäßig gearbeitet wurde.“
Der Grünen-Abgeordnete Sebastian Walter befand am Freitagmittag, die
verschiedenen zirkulierenden Videos seien „nur schwer zu ertragen. Eine
Prüfung und Aufklärung der genauen Umstände des Einsatzes ist nun notwendig
und rechtsstaatlich geboten!“
28 Sep 2018
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.744108.php
## AUTOREN
Susanne Memarnia
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Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Polizei Berlin
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