# taz.de -- Opec reagiert auf Coronakrise: Ölstaaten drosseln Förderung | |
> Die Corona-Pandemie hat den ohnehin schwächelnden Preis für Öl zum | |
> Absturz gebracht. Im Mai und Juni wollen die Opec-Mitglieder deutlich | |
> weniger fördern. | |
Bild: Eine Grundsatzeinigung war bereits am Freitag erzielt worden, Mexiko zög… | |
WIEN dpa | Mit einer beispiellosen Drosselung der Ölproduktion stemmen sich | |
wichtige Förderländer gegen einen weiteren Preisverfall beim Rohöl. Im Mai | |
und Juni werden die Mitglieder des Ölkartells Opec und ihre Partner täglich | |
insgesamt 9,7 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht 159 Liter) weniger | |
fördern, teilte die Opec am Montag mit. Auch danach werden bis zum 30. | |
April 2022 die Förderlimits an die eingebrochene Nachfrage angepasst. | |
Ölmarkt-Analysten gehen davon aus, dass die Nachfrage im zweiten Quartal um | |
15 Millionen Barrel am Tag sinken wird. | |
Am Markt reagierten die Ölpreise mit heftigen Ausschlägen und pendelten | |
sich dann auf dem Niveau ein, das sie vor der Einigung hatten. Das Rohöl | |
der Sorte Brent kostete am Montagvormittag 31,17 Dollar pro Barrel. Auch | |
der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI fiel auf 22,81 Dollar | |
zurück. | |
Die Einigung der Ölförderstaaten war im Grundsatz bereits am [1][Freitag | |
erzielt worden]. Sie stand aber durch den Widerstand Mexikos bis zuletzt | |
auf wackeligen Füßen. Bei einer Opec-Sondersitzung per Videoschalte gingen | |
die Partner dann auf den Wunsch Mexikos ein, nur 100.000 Barrel | |
Förderkürzung statt der geforderten 400.000 Barrel beizutragen. | |
US-Präsident Donald Trump hatte bereits angekündigt, die USA seien bereit, | |
ihre Ölproduktion in Abstimmung mit Mexiko entsprechend zu kürzen. Die | |
Kürzung entspricht rund 10 Prozent der täglichen Ölförderung weltweit. | |
Insgesamt wurden damit die neuen Limits wegen der Haltung Mexikos nun im | |
Vergleich zu den Zielen vom Freitag leicht korrigiert. So wollen die Opec | |
und ihre Partner die Produktion von Juli bis Dezember um täglich 7,7 | |
Millionen Barrel senken. Vorgesehen waren zunächst 8 Millionen Barrel. | |
zwischen Januar 2021 und April 2022 soll die tägliche Produktion 5,8 | |
Millionen Barrel umfassen. | |
## Historische Anpassungen | |
Als Ausgangsniveau wurde jeweils die Produktionsmenge im Oktober 2018 | |
festgelegt, für Saudi-Arabien und Russland gilt ein eigenes Ausgangsniveau | |
von 11 Millionen Barrel pro Tag. Beide Länder werden die Hauptlast der | |
Kürzung tragen. „Diese Produktionsanpassungen sind historisch. Sie sind die | |
bisher umfangreichsten und längsten, da sie auf zwei Jahre angelegt sind“, | |
sagte Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo. | |
Die Coronakrise hatte den [2][Ölpreis abstürzen lassen]. Einzelne | |
Teilnehmer der Sitzung äußerten die Hoffnung, dass sich die Ölpreise | |
kurzfristig um 15 Dollar pro Fass erholen. In diesem Fall könnte auch der | |
Benzinpreis an den Tankstellen wieder steigen. Ein stabiler Ölpreis gilt | |
auch als wichtig für die Sicherheit der Ölversorgung. | |
Russlands Präsident Wladimir Putin telefonierte mit seinem US-Kollegen | |
Donald Trump, wie der Kreml mitteilte. Russland, die USA und Saudi-Arabien | |
unterstützen demnach die Einigung. Mit der Drosselung könnten „die globalen | |
Märkte stabilisiert und die Nachhaltigkeit der Weltwirtschaft insgesamt | |
gewährleistet“ werden. Die Einigung werde auch hunderttausende Jobs in der | |
Energiebranche der USA sichern, sagte Trump. | |
Eines der Hauptanliegen des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López | |
Obrador ist es, den hoch verschuldeten staatlichen Mineralölkonzern | |
Petroleos Mexicanos (Pemex) wieder flottzumachen, dessen Produktion zu | |
steigern und so die Abhängigkeit bei Benzin zu reduzieren. Mexiko | |
importiert fast 70 Prozent des Benzins, das es verbraucht. Eine stärkere | |
Reduktion der Ölproduktion hätte der Politik des mexikanischen Präsidenten | |
widersprochen. | |
13 Apr 2020 | |
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