# taz.de -- Neues Mitglied im Wissenschaftsrat: Ozeanograph will nachhaltige Un… | |
> Martin Visbeck ist neues Mitglied im Wissenschaftsrat, der Regierungen in | |
> Bund und Ländern berät. Er will sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. | |
Bild: Liebt das Meer und die Physik: Martin Visbeck | |
KIEL taz | Als Kind wollte Martin Visbeck Kapitän werden, zweimal hat er im | |
Segelboot die Welt umrundet. Doch weil er nicht nur das Meer, sondern auch | |
Mathe und Physik liebt, entschied er sich für Ozeanforschung. Seit 2004 | |
leitet er die Forschungseinheit Physikalische Ozeanographie am Kieler | |
Geomar Helmholtz-Zentrum. | |
Nun hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) den Professor der | |
Christian-Albrecht-Universität in den Wissenschaftsrat berufen. Visbeck | |
will in dem Gremium dazu beitragen, dass die deutsche Hochschullandschaft | |
nachhaltiger wird. Er ist bis 2025 berufen. | |
Die 32 Mitglieder des Rats stammen aus allen Fachbereichen. Die Runde | |
arbeitet nicht wissenschaftlich, sondern berät die Regierungen in Bund und | |
Ländern „in allen Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der | |
Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs“, heißt es auf der | |
Homepage. | |
Mitglied wird, wer vorgeschlagen und vom Bundespräsidenten akzeptiert wird | |
– für Visbeck sprachen sich gleich mehrere Organisationen aus, darunter die | |
Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und die | |
Hochschulrektorenkonferenz. „Ich fühle mich geehrt“, sagt Visbeck, der | |
bereits als Gast an Sitzungen des Rats teilnehmen durfte. | |
## Visbeck lebte als Kind für ein Jahr in den USA | |
Aktuell befasst sich der Rat unter anderem mit Baumaßnahmen und dem | |
Sanierungsstau an den Unis. Klingt technisch, aber Visbeck, der sich am | |
Geomar mit dem Klimawandel und seinen Folgen für die Weltmeere befasst, | |
betont, wie wichtig solche Fragen sind: „Aktuell muss bei öffentlichen | |
Bauten das günstigste, nicht das nachhaltigste Angebot gewählt werden.“ | |
Der Rat könne sich dafür einsetzen, diese Regel zu ändern, sagt Visbeck. | |
Denn so wichtig das persönliche Verhalten sei, „Gesetze sind wichtiger“. Im | |
Rat wolle er sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen: „Das wird sicher auch | |
von mir erwartet.“ | |
Visbeck wurde 1963 in Braunschweig geboren, lebte bereits als Kind mit | |
seinen Eltern für ein Jahr in den USA – „das hat meiner | |
Internationalisierung sehr geholfen“ – und war von 1999 bis zu seiner | |
Berufung nach Kiel an der Columbia University tätig. | |
Den Zustand der Meere kennt er von mehreren Forschungsfahrten mit der | |
„Meteor“, dem Forschungsschiff des Geomar. „Ich bin Berufsoptimist, sonst | |
könnte ich diese Arbeit nicht machen“, sagt Visbeck. Ein Vorteil sei, dass | |
das Wissen über Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen heute weit höher sei | |
als früher. „Und ich arbeite daran, das Wissen zu erhöhen.“ Dazu setzt er | |
auf technische Beobachtungssysteme. „Wir müssen die Entwicklungen im Blick | |
haben. Nur so kommen wir zum Handeln.“ | |
6 Feb 2022 | |
## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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