| # taz.de -- Neue Regeln für KI: „Big Brother“ nicht gebannt | |
| > Die EU bekommt das weltweit erste Gesetz, das den Einsatz Künstlicher | |
| > Intelligenz regeln soll. Sicherheitsbehörden bekommen einige Freiheiten. | |
| Bild: KI kann menschliche Muster erkennen, zum Beispiel den individuellen Absta… | |
| Die einen jubeln, die anderen warnen: Der Weg für das weltweit [1][erste | |
| Gesetz zur Regulierung sogenannter Künstlicher Intelligenz (KI)] ist frei. | |
| Das Europaparlament stimmte dem „AI Act“ am Mittwoch in Straßburg zu. | |
| Anfang Februar hatten auch die Vertreter der 27 EU-Staaten grünes Licht | |
| gegeben. Damit kann das Regelwerk noch vor der Europawahl im Juni in Kraft | |
| treten. | |
| Allerdings gab es gegenüber dem im Dezember erzielten Kompromiss noch | |
| einige umstrittene Änderungen. So wurden die strikten [2][Regeln zum Verbot | |
| der biometrischen Überwachung aufgeweicht]. Deutschland und Frankreich | |
| haben die EU-Kommission zudem aufgefordert, in einigen praktischen Fragen | |
| noch nachzubessern. So wollen sie Start-ups wie Aleph Alpha in Heidelberg | |
| und Mistral AI in Paris entgegenkommen. | |
| Der [3][nun verabschiedete Text folgt einem risikobasierten Ansatz]. Er | |
| reguliert nicht alle KI-Systeme, sondern nur solche, die mit hohen Risiken | |
| verbunden sind, etwa in kritischen Infrastrukturen oder im Bildungs- und | |
| Gesundheitswesen. Militärische Anwendungen, die in den Kriegen in der | |
| Ukraine und im Gazastreifen eine wichtige Rolle spielen, werden weder | |
| erfasst noch beschränkt. | |
| Sogar die viel diskutierte Frage, ob KI-Systeme qualifizierte Jobs | |
| übernehmen oder gar wegrationalisieren können, wurde ausgeklammert. Und | |
| neue generische Systeme wie ChatGPT wurden erst in letzter Minute | |
| aufgenommen. Sie sollen ihre Trainingsmethoden offenlegen. Das | |
| Hauptaugenmerk liegt aber nach wie vor beim Schutz der Grundrechte. So wird | |
| die in China verbreitete Bewertung von sozialem Verhalten in Europa | |
| verboten. Auch eine Emotionserkennung am Arbeitsplatz oder in Schulen soll | |
| es nicht geben. Kein „Big Brother“ – da waren sich die EU-Politiker einig. | |
| ## Polizei darf Gesichtserkennung nutzen | |
| Die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum – etwa durch Videoüberwachung | |
| auf Straßen und Plätzen – soll grundsätzlich ebenfalls untersagt werden. | |
| Allerdings gibt es Ausnahmen. Polizei und andere Sicherheitsbehörden sollen | |
| solche KI-Systeme nutzen dürfen, um Straftaten wie Menschenhandel oder | |
| Terrorismus zu verfolgen. | |
| Damit nehme die EU Flüchtlinge und Migranten ins Visier, warnt das digitale | |
| Netzwerk EDRI. Alarm schlägt auch der „digitale Freiheitskämpfer“ und | |
| EU-Abgeordnete Patrick Breyer (Piraten): „Statt uns vor einem | |
| High-Tech-Überwachungsstaat zu schützen, regelt der AI Act penibel, wie man | |
| ihn einführt.“ Breyer hat daher mit Nein gestimmt. Auch die Linke lehnte | |
| das Gesetz mehrheitlich ab. | |
| ## „Quantensprung“ bei der digitalen Zukunft Europas | |
| Verteidigt wird es dagegen von den Grünen. Man habe „deutliche | |
| Verbesserungen“ bei der Gesichtserkennung erreicht, sagte der | |
| Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky. Auch verpflichtende | |
| Folgenabschätzungen auf die Grundrechte für bestimmte KI-Anwender sowie die | |
| Einführung von Umweltstandards für KI seien „grüne Erfolge“. Insgesamt s… | |
| das Gesetz ein „Quantensprung“. | |
| Ähnlich sehen das die Sozialdemokraten. „Der weltweit erste umfassende | |
| Rechtsrahmen spielt eine entscheidende Rolle in der Gestaltung der | |
| digitalen Zukunft Europas“, sagte René Repasi, der neue Chef der SPD-Gruppe | |
| im Europaparlament. Von „Licht und Schatten“ spricht dagegen Axel Voss | |
| (CDU). Positiv sei, „dass wir ein flexibles und kooperatives digitales | |
| Gesetz geschaffen haben“. | |
| Andererseits sei es schwierig, eine sich ständig weiterentwickelnde | |
| Technologie zu regulieren. Das sieht die Informatik-Branche ähnlich: „Beim | |
| AI Act sind noch viele Fragen offen“, erklärte der Branchenverband Bitkom. | |
| Die Politik dürfe nicht noch mehr regulieren, sondern müsse nun endlich | |
| „die Chancen der KI“ herausstellen. | |
| 14 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /FAQ-zum-neuen-AI-Act-der-EU/!5991054 | |
| [2] /Vor-finaler-Abstimmung/!5994727 | |
| [3] /Gesetz-zur-kuenstlichen-Intelligenz/!5994905 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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