| # taz.de -- Netflix-Serie „Ladies Up“: Wenn über Scheidungen gelacht wird | |
| > In Indien wächst die Comedy-Szene und der Streamingmarkt. Gemeinsam | |
| > bieten sie eine Alternative zu häufig patriarchalen Bollywood-Filmen. | |
| Bild: Die Lustigen: Niveditha Prakasam, Kaneez Surka, Prashasti Singh und Supri… | |
| Mumbai taz | Vor zehn Jahren gab es nur einen einzigen Comedy-Club in | |
| Indien: das mittlerweile geschlossene „Canvas Laugh“ in der westindischen | |
| Metropole Mumbai. Doch die Szene wächst. Heute hat jede größere indische | |
| Stadt einen. Und auch Bars und Restaurants bieten Comedians Bühnen. Sie | |
| gelten als Sprungbrett: Wer sich dort einen Namen macht, kann auf ein | |
| Angebot eines [1][Online-Streaming-Anbieters] hoffen. | |
| Die vier Komikerinnen Kaneez Surka, Niveditha Prakasam, Supriya Joshi und | |
| Prashasti Singh haben das jetzt geschafft. Auch sie stehen im | |
| Schweinwerferlicht auf der Bühne, das Licht ist gedämmt, das Publikum | |
| kreischt. Ihre Miniserie „Ladies Up“ ist Teil eines „Indien-Deals“: | |
| Netflix hatte angekündigt, 2019 und 2020 400 Millionen US-Dollar für | |
| indische Filmproduktionen auszugeben. Aditi Mittal, das bekannteste | |
| weibliche Gesicht der indischen Comedy-Szene, ist bereits auf Netflix | |
| vertreten, ebenso der indisch-amerikanische Komiker Hasan Minhaj. Die | |
| US-Streaming-Plattform bietet mit der selbstproduzierten Miniserie nun noch | |
| mehr Frauen eine Bühne. | |
| In den gut 15-minütigen Folgen erzählen die Komikerinnen von Dingen, die im | |
| Regelfall nicht in der Öffentlichkeit ausgehandelt werden, wie | |
| Gelegenheitssex oder Probleme beim Erwachsenwerden. [2][Geschiedene Frauen | |
| gelten in Indien als schlecht vermittelbar.] Schauspielerin Kaneez Surka | |
| setzt sich auf humorvolle Weise damit auseinander und nennt ihre Trennung | |
| die beste Entscheidung ihres Lebens. Surka ist mit einer zehnjährigen | |
| Karriere als Comedian die Erfahrenste der vier. | |
| Die Tamilin Niveditha Prakasam thematisiert das Schönheitsregime | |
| „Hautfarbe“. In Indien gilt bis heute noch häufig die Formel: je heller, | |
| desto besser. Die Mumbaierin Supriya Joshi alias Supaarwoman macht ihre | |
| Herkunft und zweifelhaften Männergeschmack zum Thema. Joshi arbeitet seit | |
| 2016 im Comedy-Bereich und war Finalistin in der Amazon-Prime-Talentshow | |
| „Comicstaan“, ebenso wie die Nordinderin Prashasti Singh. In ihrem Sketch | |
| plaudert die 32-jährige Singh in einer Mischung aus Englisch und Hindi über | |
| Dating und Sex. | |
| ## Fernab des Mainstreams | |
| „Netflix hat eine großartige Auswahl getroffen. Verschiedene Genres werden | |
| aufgegriffen – von Improvisation bis hin zu persönlichen Geschichten“, sagt | |
| Komikerin Sweta Mantrii. Denn die Menschen in Indien begrüßen weibliche | |
| Erzählungen fernab des Mainstreams. | |
| Während viele Bollywood-Filme patriarchale Erzählungen fortschreiben, | |
| zeigen Komiker*innen ein anderes Bild. Sie profitieren nun davon, dass der | |
| Streamingmarkt wächst und Netflix, Amazon und Disney um das potenzielle | |
| Millionenpublikum in Indien kämpfen. | |
| „Ladies Up“ ist mit einer Dauer von einer Stunde bisher eine kürzere | |
| Produktion. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung, [3][wenn die Studios in | |
| Mumbai wieder geöffnet sind.] An Witzen mangelt es den vier Frauen auf | |
| jeden Fall nicht: Auf Youtube sind bereits weitere Sketche erschienen. | |
| 27 Apr 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Natalie Mayroth | |
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