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# taz.de -- Nachruf auf US-Produzent Mike Huckaby: Im Groove der tiefen Töne
> Der Detroiter Technoproduzent Mike Huckaby ist am Freitag mit nur 54
> Jahren an einer Covid-19-Infektion gestorben. Ein Nachruf.
Bild: Mike Huckaby prägte Detroit-Techno und bildete Talente aus
„Detroits Kultur und Lebensweise sind schwarz. Warum ist elektronische
Musik für uns essenziell: Ökonomisch liegt die Stadt seit den 1970ern am
Boden, die Autoindustrie schwächelt. Techno ist erst durch die Krise
entstanden. Wir als Künstler sind davon betroffen, weil die städtische
Infrastruktur nicht intakt ist. Wir müssen improvisieren, sind permanent
gezwungen, Fertigkeiten weiterzuentwickeln, um nachhaltig zu wirken. Wir
träumen uns in die Zukunft. Für Leute von außerhalb mag es romantisch
klingen, in Detroit ist Minimalismus überlebenswichtig. Faszinierend, wenn
man anderen dabei zusieht, wie sie aus nichts etwas machen. Mir hat es
große Mühe bereitet.“
So hat es mir der Techno- und Houseproduzent Mike Huckaby 2008 geschildert.
Geld verdiente er damals als Botschafter der Musik-Softwarefirma Ableton
und lebte eine Weile in Berlin. Hierher war er schon in den Neunzigern
gekommen, legte regelmäßig im Club Tresor auf, war mit den maßgeblichen
ProduzentInnen befreundet.
Zu Hause in Detroit arbeitete er im stilbildenden Plattenladen „Record
Time“, Dreh- und Angelpunkt der Szene. In den nuller Jahren steckte Huckaby
alle Energie in das Projekt „Youthville“, bei dem er jungen Detroiter
Talenten den Umgang mit digitalen Klangerzeugern und elektronischem
Equipment beibrachte. Immer bescheiden, aber bewusst mit dem Erbe von
Techno umgehend, so trat Huckaby auf.
## School of Tricks
Er selbst gehörte zur zweiten Generation des Detroiter Techno. Damals
gehörte man entweder zur „School of Tricks“ oder zur „School of Mixing�…
Huckaby zählte sich zur ersteren, lernte das Produzieren von Derrick May,
einem der drei Founding Fathers, startete 1994 selbst kleine Labels wie
Deep Transportation und SYNTH. „Mich interessiert das Innenleben von Tönen,
von Sounds. Ich versenke mich gerne in Geräte. Wie funktioniert ein
Moogsynthesizer, das studiere ich sehr genau.“
Huckabys eigene Tracks waren stromlinienförmige Etüden in elektronischem
Funk. Keine unnötige Emotion, keine barocken Melodien hinderten den Groove,
die Schlankheit hatte einen eleganten Swing. Zuletzt beschäftigte er sich
vor allem mit Loops, studierte alte Meister wie Sun Ra, sampelte
wissenschaftlich genau für seine eigenen Klangforschungen. Im Februar
erlitt er einen Schlaganfall. Im Krankenhaus wurde er mit dem Coronavirus
infiziert. Am Freitag ist Mike Huckaby 54-jährig gestorben.
26 Apr 2020
## AUTOREN
Julian Weber
## TAGS
Techno
Detroit
Mike Huckaby
Nachruf
Kraftwerk
elektronische Musik
Detroit
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