# taz.de -- Möbel aus Zwangsarbeit in Belarus: Ikea räumt Fehler ein | |
> Der schwedische Konzern sieht Probleme bei Lieferungen von Möbeln aus | |
> Gefängnissen in Belarus. Kritik kommt auch von der EU-Kommission. | |
Bild: Gefertigte Möbel von Häftlingen aus Belarus? Wer bei Ikea einkauft, rec… | |
BERLIN taz | Der schwedische Möbelriese Ikea hat Fehler beim Bezug von | |
Möbeln aus belarussischen Gefängnissen eingestanden. „Es gibt leider kein | |
System auf der Welt, das so stark ist, dass es das Risiko von Fehlverhalten | |
ausschließen kann“, erklärte das Unternehmen gegenüber der | |
Nachrichtenagentur AFP. Im Juni vergangenen Jahres habe man eine Ausweitung | |
der Aktivitäten in Belarus gestoppt und sich mittlerweile vollständig aus | |
dem Land zurückgezogen. | |
[1][Am Donnerstag hatte die taz veröffentlicht, dass Ikea jahrelang mit | |
Lieferanten in Belarus kooperiert hat, bei denen in der Produktion | |
Zwangsarbeiter in Strafkolonien eingesetzt werden]. Das ergaben monatelange | |
Recherchen des investigativen Journalisten-Kollektivs We Report für die | |
französische Online-Zeitung Disclose. Nun betonte Ikea, dass man „keine | |
Zwangs-, Schuldknechtschafts- und Gefängnisarbeit“ akzeptiere. Die | |
Lieferanten müssten die Standards, einschließlich der Konventionen der | |
Internationalen Arbeitsorganisation ILO, einhalten. | |
„Um zu überprüfen, ob die Ikea-Zulieferer diese Anforderungen einhalten, | |
haben wir einen gut etablierten Prozess“, erklärte das Unternehmen und | |
fügte hinzu, dass dieser Bewertungen bei den Zulieferern, die Überprüfung | |
der Einhaltung und die Weiterverfolgung von Aktionsplänen für „alle | |
Regelverstöße“ umfasst. | |
Auch die EU-Kommission äußerte sich kritisch zu den Veröffentlichungen: | |
„Uns sind die jüngsten Berichte bekannt, wonach Ikea-Zulieferer in | |
Weißrussland angeblich Zwangsarbeit verrichten. Sollten sich diese Berichte | |
bestätigen, müssen solche Praktiken sofort eingestellt werden, da sie gegen | |
die Menschenrechte verstoßen“, kommentierte Peter Stano, EU-Sprecher für | |
Außenbeziehungen, im [2][amerikanischen Online-Magazin Politico]. | |
## Foltervorwürfe und sogar ungeklärte Todesfälle | |
Laut Disclose-Informationen hatte in den vergangenen zehn Jahren etwa die | |
Hälfte der großen Zulieferer Ikeas in Weißrussland Häftlinge in der | |
Produktion eingesetzt. Insgesamt zehn Unternehmen, darunter | |
Möbel-Produzenten, Textil-Firmen und Hersteller von Faserplatten, hatten | |
demnach mit mindestens fünf Knast-Unternehmen kooperiert, darunter eine | |
Zwangsarbeits-Firma, die minderjährige Häftlinge verpflichtet. | |
Einige dieser Haftanstalten sind seit Jahren einschlägig bekannt durch | |
Foltervorwürfe und teils sogar ungeklärte Todesfälle. Ikea hatte Ende | |
90er-Jahre begonnen, seine Geschäftsbeziehungen mit der Diktatur | |
aufzubauen, und dort bis vor Kurzem sowohl Produkte anfertigen lassen als | |
auch große Mengen an Holz bezogen. | |
18 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Material-aus-Strafgefangenen-Lagern/!5892344 | |
[2] https://www.politico.eu/article/ikea-contractors-produced-in-forced-labor-c… | |
## AUTOREN | |
Robert Schmidt | |
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