# taz.de -- Meuterei in Mali: Panik vor Putschversuch | |
> Aufständische Soldaten bringen Teile einer Militärbasis unter ihre | |
> Kontrolle und bewegen sich auf die Hauptstadt Bamako zu. | |
Bild: Der Unmut wächst seit Wochen: Protest gegen Malis Präsident in Bamako, … | |
BERLIN taz | In Mali hat ein Aufstand von Teilen der Armee am Dienstag in | |
der Hauptstadt Bamako Panik und Angst vor einem Militärputsch geschürt. | |
Übereinstimmenden Berichte zufolge brachten meuternde Soldaten am Morgen | |
Teile der Militärbasis Kati außerhalb der Hauptstadt unter ihre Kontrolle, | |
öffneten die Waffenlager, verteilten Gewehre und setzten dann eine | |
Militärkolonne Richtung [1][Bamako] in Bewegung. | |
Videos, die auf der Strecke aufgenommen worden sein sollen, zeigen, wie die | |
in hohem Tempo durch den Staub rasende Fahrzeugkolonne von jungen Männern | |
am Straßenrand bejubelt wird. Es gab unterschiedliche Mutmaßungen, ob ihr | |
Ziel der Präsidentenpalast Koulouba in Bamako oder das Staatsfernsehen sein | |
könnte. | |
Malischen Berichten zufolge wurden bereits am Morgen in Bamako mehrere | |
Minister und andere hochrangige Persönlichkeiten entweder festgenommen oder | |
von ihren Wachen in Sicherheit gebracht, was im Ergebnis auf dasselbe | |
hinausläuft. Genannt wurden unter anderem der Finanzminister, der | |
Parlamentspräsident und der Generalstabschef. | |
Die sonst so geschäftigen Straßen der Hauptstadt leerten sich in dem Maße, | |
wie die Berichte über die Meuterei die Runde machten. Angestellte und | |
Marktleute eilten nach Hause. Auf die gleiche Art wie jetzt hatte der | |
[2][Militärputsch 2012] begonnen, der Mali damals in einen bis heute nicht | |
beendeten Bürgerkrieg stürzte. | |
Die französische Botschaft wies ihre Landsleute an, ihre Häuser nicht zu | |
verlassen. Frankreich ist mit mehreren tausend Soldaten die wichtigste | |
ausländische Militärmacht in Mali und dürfte im Falle eines Putsches vor | |
der Frage stehen, ob seine Soldaten das gewähren lassen oder nicht – ebenso | |
wie die Länder der westafrikanischen Region, die in den vergangenen Wochen | |
mehrmals versucht haben, in der politischen Krise Malis zu vermitteln, | |
bislang ohne Erfolg. | |
## Seit Wochen anhaltende Proteste | |
Bamako wird seit zwei Monaten von regelmäßigen [3][Protesten] gegen die | |
Regierung und vor allem gegen [4][Präsident Ibrahim Boubacar Keïta (IBK)] | |
erschüttert. Was als Unmut gegen mutmaßliche Manipulationen der Ergebnisse | |
der Parlamentswahlen vom März und April begann, weitete sich schnell zu | |
einer breiten Protestbewegung gegen Korruption und Unfähigkeit der | |
Regierenden angesichts der sich ausbreitenden [5][Gewalt] in weiten | |
Landesteilen Malis. | |
Die [6][Protestkoalition M5-RFP], die sich um Oppositionsparteien und | |
Anhänger des in Bamako sehr populären islamischen Predigers Imam Ibrahim | |
Dicko gebildet hat, forderte den Rücktritt des Präsidenten und wich von | |
dieser Forderung auch gegenüber Vermittlern der Westafrikanischen | |
Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) nicht ab. Präsident IBK willigte lediglich | |
dem Austausch von Verfassungsrichtern und der Bildung eines neuen Kabinetts | |
unter Beibehaltung seines Premiermiministers zu. | |
Mehrmals wurden Demonstranten von Sicherheitskräften getötet; Amnesty | |
International warf vor zwei Wochen der Polizei und der Antiterroreinheit | |
der Armee Schusswaffeneinsatz gegen friedliche Protestierende vor. | |
Am Samstag hatte das Bündnis M5-RFP eine „entscheidende Aktionswoche“ in | |
Bamako angekündigt, die just an diesem Dienstag beginnen und am Freitag mit | |
einem Großaufmarsch auf dem zentralen Platz der Unabhängigkeit ihren | |
Höhepunkt erreichen sollte. Ein Grund für die Kompromisslosigkeit der | |
Opposition sind die sich häufenden Berichte darüber, dass friedliche | |
Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen worden sind. | |
18 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
Katrin Gänsler | |
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