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# taz.de -- Meinungsumfrage zu Migrationspolitik: Mehrheit gegen Flüchtlingsau…
> Viele Deutsche halten nichts von einer humaneren Politik gegenüber
> Schutzsuchenden. Integrationsbemühungen bewerten sie als gescheitert.
Bild: Geflüchtete im Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos, Ende März
Berlin taz/epd | Große Teile der deutschen Bevölkerung sind dagegen, dass
Deutschland mehr Geflüchtete aufnimmt. Und noch mehr Bürger:innen sind
der Meinung, dass die Geflüchteten, die schon hier sind, nicht gut in der
deutschen Gesellschaft angekommen sind. Beides geht aus einer Umfrage im
Auftrag der Diakonie hervor, die am Donnerstag vorgestellt wurde.
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie nannte die Erkenntnisse „ernüchternd“.
Nur etwa ein Viertel der insgesamt 5.000 Befragten sprach sich demnach für
die Aufnahme weiterer Geflüchteter aus. Dagegen sind fast 60 Prozent,
unentschieden bleiben 10 Prozent. In der Frage wurde sogar explizit darauf
hingewiesen, dass die Zahl der Geflüchteten weltweit steige. Trotzdem: Die
Position der meisten Deutschen ist klar. Vor allem die Älteren halten
nichts davon, mehr Menschen aufzunehmen, 67 Prozent von ihnen äußerten sich
so. Bei den unter 40-Jährigen wird die Position mit rund 48 Prozent
immerhin etwas weniger drastisch, aber dennoch deutlich vertreten.
Auch aufgeschlüsselt nach Beschäftigungsstatus, Wahlverhalten, Einkommen
und Wohnort zeigt sich fast überall ein Konsens, weitere Geflüchtete nicht
mehr ins Land zu lassen.
Wie groß die Mehrheit ist, variiert zwar, doch das Muster zieht sich durch
– egal ob Linken- oder CDU-Wähler:innen, Akademiker:innen oder
Menschen ohne Berufsabschluss, Selbstständige oder Rentner, Menschen, die
in Ballungsräumen leben, oder solche vom Land, Ostdeutsche oder
Westdeutsche. Nur unter Menschen, die noch in der Ausbildung sind, – hier
vor allem unter Studierenden – und bei Grünen-Wähler:innen gibt es eine
Mehrheit für eine stärkere Aufnahme.
## Nur 12 Prozent sehen eine gelungene Integration
Bei der Frage, ob die Geflüchteten, die in den letzten 10 Jahren nach
Deutschland gekommen sind, gut in die Gesellschaft eingebunden seien, ist
das Bild noch klarer. In keiner einzigen der Gruppen, nach denen
aufgeschlüsselt wurde, gibt es eine Mehrheit, die diese Frage bejaht.
Insgesamt glauben nur 12,5 Prozent der Befragten, dass die Integration
gelungen sei. Fast 30 Prozent antworteten „teils teils“, rund 57 Prozent
dagegen „Eher Nein“ oder „Nein, auf keinen Fall“.
Diakonie-Präsident Lilie sagte dazu, ganz offensichtlich würde die Aufnahme
und Integration von Flüchtlingen in Deutschland nicht als Erfolgsgeschichte
wahrgenommen. Er kritisierte [1][die zunehmende Abschottung der EU] und
ihrer Mitgliedsländer gegenüber Geflüchteten und machte diese Politik
mitverantwortlich für [2][das Meinungsklima].
Zudem forderte er, Integration stärker mit der Bildungs- und Sozialpolitik
zusammenzudenken. „Wer sich sozial bedroht fühlt, keine Perspektive für
sich und seine Kinder sieht, am oder unter dem Existenzminimum lebt, macht
innerlich schneller dicht – auch gegenüber Geflüchteten“, sagte der
Diakonie-Präsident.
17 Jun 2021
## LINKS
[1] /Katastrophe-im-Mittelmeer/!5763327
[2] /Uebergriffe-auf-Gefluechtete-im-Jahr-2020/!5754472
## AUTOREN
Frederik Eikmanns
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Migration
Asylpolitik
Diakonie
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Lesestück Recherche und Reportage
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