# taz.de -- Mehr Waffen im Fall Lübcke gefunden: Der Waffennarr von Lohfelden | |
> Im Mordfall Walter Lübcke hantierten der Mordverdächtige und zwei | |
> Beschuldigte mit weit mehr Waffen als bisher bekannt: 46 Stück. | |
Bild: Hantierte mit Waffen: Stephan Ernst, der Beschuldigte für den Mord an Wa… | |
BERLIN taz | Im Mordfall Lübcke wurden bei den Tatverdächtigen mehr Waffen | |
gefunden als bisher bekannt. Demnach stießen die Ermittler bei ihren | |
Durchsuchungen auf insgesamt 46 Waffen. Das geht aus einer Antwort des | |
Bundesinnenministeriums auf eine Linken-Anfrage hervor, die der taz | |
vorliegt. | |
Bisher war nur die Rede von fünf Waffen, die der mutmaßliche Mörder Stephan | |
Ernst in einem Erddepot bei seiner Kasseler Arbeitsstelle versteckt hatte, | |
darunter eine Pumpgun und eine Maschinenpistole. Auch die Waffe, mit der | |
Ernst den Kasseler CDU-Regierungspräsidenten Walter Lübcke Anfang Juni | |
erschossen haben soll, war dabei: ein Revolver, Kaliber .38. | |
Die Bundesregierung schreibt nun allerdings von 46 Waffen, die inzwischen | |
bei Ernst und zwei Mitbeschuldigten – [1][Elmar J. und Markus H.] – | |
gefunden wurden. Dem Kasseler Markus H. wird vorgeworfen, Ernst für den | |
Kauf der Tatwaffe an Elmar J. aus Borgenteich (Nordrhein-Westfalen) | |
vermittelt zu haben. J. habe Ernst den Revolver schließlich im 2016 | |
verkauft. Den beiden Männern wird nun Beihilfe zum Mord vorgeworfen. | |
## Auch Messer und Böller gefunden | |
Wie viele Waffen konkret bei Ernst und wie viele bei den beiden | |
Mitbeschuldigten gefunden wurde, lässt das Innenministerium offen. Nach | |
taz-Informationen wurden die meisten Waffen indes bei Elmar J. und Markus | |
H. gefunden. Auch untersuchen die Ermittler noch, wie viele der Waffen | |
tatsächlich scharf waren und für wie viele womöglich waffenrechtliche | |
Erlaubnisse vorlagen. In der Antwort des Innenministeriums ist zudem die | |
Rede von aufgefundenen Chinaböllern, Messern und Sportbögen. | |
Auch habe es inzwischen 21 Durchsuchungen mit richterlicher Anordnung | |
gegeben, neun weiteren stimmten die Betroffenen zu. Die Razzien fanden in | |
Hessen, NRW, Niedersachsen und Baden-Württemberg statt. Der Tagesspiegel | |
hatte zuerst über die Antwort berichtet. | |
Ernst hantierte offenbar seit Jahren mit mehreren Waffen. Denn laut der | |
Staatsanwaltschaft Kassel verkaufte er auch selbst Waffen: je eine an zwei | |
Männer aus der Umgebung von Kassel. Die Ermittlungen hierzu dauerten noch | |
an, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Anders als bei Ernst | |
seien Bezüge der Käufer zur rechtsextremen Szene bisher nicht bekannt. | |
## Weitere unentdeckte Straftaten? | |
Die Linken-Innenexpertin Martina Renner forderte: „Es muss gründlich | |
geprüft werden, ob Stephan Ernst oder seine Mitbeschuldigten für bislang | |
unentdeckte weitere rechte Straftaten verantwortlich sind.“ Die | |
festgestellten Waffen „drängen diese Frage auf“. Das Innenministerium | |
erklärte, auch dies sei Teil der laufenden Ermittlungen. | |
[2][Stephan Ernst, ein 45-Jähriger aus Kassel-Lohfelden,] sitzt derweil | |
weiter in U-Haft. Er hatte den Mord an Lübcke zunächst gestanden: Er habe | |
den CDU-Politiker wegen dessen öffentlicher Kritik an Flüchtlingsgegnern | |
erschossen. [3][Inzwischen hat Ernst sein Geständnis widerrufen.] Die | |
Bundesanwaltschaft aber sieht weiter einen dringenden Tatverdacht und | |
arbeitet an einer Anklage. | |
21 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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