# taz.de -- Lokalwahl in Taiwan: Die Opposition triumphiert | |
> In Taiwan fährt die chinafreundliche KMT einen Erdrutschsieg ein. Die | |
> Hauptstadt Taipeh wird künftig von einem Diktatoren-Urenkel regiert. | |
Bild: Kann sich freuen: Unterstützerin der Oppositionspartei KMT am Samstag in… | |
TAIPEH taz | Die Oppositionspartei Kuomintang (KMT) hat bei Lokalwahlen in | |
Taiwan am Samstag einen Erdrutschsieg eingefahren. Die Partei, die für eine | |
Annäherung Taiwans an China eintritt, stellt nun in vier der sechs größten | |
Städte den Bürgermeister. | |
Noch am Abend erklärte Präsidentin Tsai Ing-wen in Reaktion auf die | |
Niederlage ihrer Partei (DPP) ihren Rücktritt als Parteichefin; als | |
Präsidentin bleibt sie im Amt. Tsai mahnte an: „Angesichts des | |
internationalen politischen Klimas und der zukünftigen Herausforderungen | |
kann Taiwan es sich nicht leisten, ins Wanken zu geraten.“ Anders als die | |
KMT geht die DPP außenpolitisch auf Distanz zu China, Teile der Partei | |
fordern die Errichtung eines unabhängigen taiwanischen Staats. | |
Tsais Rücktritt wirft Fragen auf in Hinblick auf die künftige Parteiführung | |
und den Kurs der DPP vor der Präsidentschaftswahl im Januar 2024. Tsai kann | |
nach zwei Amtszeiten als Staatschefin nicht erneut antreten. Die Kandidatur | |
im Rennen um ihre Nachfolge ist sowohl bei der KMT als auch bei der DPP | |
offen. | |
Die DPP hatte versucht, [1][Taiwans Verhältnis zu China] zum zentralen | |
Thema des Wahlkampfs zu machen. Medial dominierten jedoch lokalpolitische | |
Themen sowie diverse Korruptions- und Plagiatsvorwürfe. | |
Laut Lev Nachman, Wahlforscher und Juniorprofessor an der National Chengchi | |
Universität in Taipeh, spielt China bei Lokalwahlen in Taiwan traditionell | |
eine geringere Rolle. „Es wird der KMT aber weiter schwerfallen, mit ihrer | |
Position zu China auf nationaler Ebene genug Unterstützung zu finden.“ | |
Dennoch geht die KMT deutlich gestärkt aus den Wahlen vom Samstag hervor. | |
## Diktatoren-Urenkel wird Bürgermeister | |
Die KMT schneidet bei Lokalwahlen traditionell stark ab. Grund hierfür sind | |
auch „lokale Netzwerke, die teils noch auf die Zeit der Diktatur | |
zurückgehen“, so Nachman. Vor der Demokratisierung ab Ende der 1980er-Jahre | |
regierte die KMT Taiwan autoritär und unterdrückte insbesondere unter der | |
Führung Chiang Kai-sheks politischen Widerstand. | |
Politisch brisant ist daher die Wahl seines Urenkels Chiang Wan-an zum | |
Bürgermeister Taipehs. Im Wahlkampf hatte Chiang seine Abstammung nicht in | |
den Mittelpunkt gestellt. Am Vorabend der Wahlen erklärte er auf einer | |
Wahlkampfveranstaltung in Taipeh, für ihn zähle nicht die Vergangenheit, | |
sondern die Zukunft. Bei den Wahlen um das Bürgermeisteramt in Taipeh | |
stellte der 43-jährige Chiang sich und seine Partei gar als Kraft der | |
Erneuerung dar. | |
In der Anhängerschaft der KMT zieht Chiang jedoch auch aus seiner | |
familiären Herkunft hohes Ansehen. Gleichzeitig schaffte er es, jüngere | |
Wähler*innengruppen anzusprechen. Chiang wird aller Voraussicht nach | |
nicht bei der kommenden Präsidentschaftswahl antreten, könnte jedoch | |
künftig in der KMT eine Schlüsselrolle einnehmen. | |
27 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Leonardo Pape | |
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