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# taz.de -- Lockdown-Feiern in 10 Downing Street: Regierungssitz und Partymeile
> Berichte über Partys während des Corona-Lockdowns setzen Boris Johnson
> unter Druck. Manche sehen sein politisches Ende gekommen.
Bild: Nach Dienstschluss nur schnell mal Käse und Wein am U-Bahnhof besorgt? B…
Berlin taz | Wurden vor einem Jahr im Amtssitz des britischen Premiers
Partys gefeiert, während der Rest des Landes im Coronalockdown verharrte?
In wenigen Tagen ist aus diesem Vorwurf ein Skandal geworden, den manche
als Anfang von Boris Johnsons politischem Ende sehen.
Von mindestens sechs Partys im November und Dezember 2020 ist die Rede –
nicht nur in 10 Downing Street, auch in einigen Ministerien. Gemeint sind
nicht nur spontane Runden nach Dienstschluss, für die jemand schnell an der
U-Bahn-Station Westminster Käse und Wein besorgt, wie es in manchen
Berichten heißt. Es gab offenbar auch richtige, mit Einladung. Gefeiert
wurde angeblich auch am Abend des 13. November 2020, als Johnson seinen
zunehmend erratischen Chefberater und Brexit-Strategen Dominic Cummings
feuerte und 10 Downing Street aufatmete.
Cummings sinnt seitdem auf Rache, und viele wittern seine Hand hinter den
neuesten Enthüllungen. Das war schon im Juni so, als Gesundheitsminister
Matt Hancock gehen musste, nachdem ein Überwachungsvideo aus seinem
Büroflur mit ihm und seiner Sekretärin in regelwidriger Umschlungenheit
publik wurde.
Am Mittwoch nun tauchte ein Video auf, auf dem die damals frisch gekürte
Johnson-Sprecherin Allegra Stratton mit ihren Kollegen Pressekonferenzen
übt und ständig nervös lacht – ausgerechnet anhand fiktiver
Journalistenfragen nach einer regelwidrigen Party im Haus. Noch am
Mittwochabend trat Stratton zurück, tränenreich vor der Kamera.
Die Medienblase von Westminster ist davon überzeugt, dass Boris Johnsons
neue junge Ehefrau Carrie damals sowohl den Rauswurf ihres Erzfeinds
Cummings als auch die Berufung ihrer alten Freundin Stratton erwirkte. Nun
ist Stratton draußen, Cummings twittert verdächtig oft über „Regime
Change“, und Carrie ist außer Gefecht: Am Donnerstag brachte sie ihr
zweites Boris-Baby zur Welt.
## Enttäuschte Tory-Rechte
Die Tory-Rechte ist von Johnson ohnehin enttäuscht: Den Brexit hat er dank
Cummings hinbekommen, aber nun werfen sie ihm vor, [1][den Klimawandel zu
bekämpfen], [2][Bootsflüchtlinge ins Land zu lassen] und zu viel Geld
auszugeben. Am Mittwoch gab er erst im Parlament keine klare Auskunft über
die Party-Vorwürfe und verkündete dann am Abend neue Coronabeschränkungen –
ein rotes Tuch für die Rechten. Der Premier könnte dafür nun im Parlament
auf die Opposition angewiesen sein; seine eigene Fraktion entgleitet ihm
zusehends. Wie einst für Theresa May der Brexit, so droht nun für Boris
Johnson Corona ein Mühlstein zu werden, der ihn nach unten zieht.
9 Dec 2021
## LINKS
[1] /Rede-vor-der-UN-Generalversammlung/!5803348
[2] /Fluechtlingspolitik-im-Aermelkanal/!5815605
## AUTOREN
Dominic Johnson
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