| # taz.de -- Lauterbachs Krankenhausreform: Kommunen fordern „frisches Geld“ | |
| > Schneller und mehr: Zur Abwendung von Insolvenzen wollen Kommunen und | |
| > Landkreise Milliardenhilfen. Lauterbachs Reform sei unzureichend. | |
| Bild: Soll noch ein paar Milliarden liefern: Bundesgesundheitsminister Karl Lau… | |
| Berlin dpa | Zur Abwendung einer Welle von Klinikinsolvenzen fordern | |
| Kommunen und Landkreise größere und schnellere Milliardenhilfen als von der | |
| Bundesregierung vorgesehen. „Die Reformpläne, die kommen wahrscheinlich zu | |
| spät für die Häuser, die in Not sind“, sagte der Präsident des Städte- u… | |
| Gemeindebundes, Uwe Brandl, am Montag nach einem Spitzentreffen mit | |
| Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Berlin. „Wir glauben, | |
| dass es frisches Geld im System braucht.“ Landkreistag-Präsident Reinhard | |
| Sager forderte Soforthilfen, um die Liquidität der Kliniken zu verbessern. | |
| Lauterbach pochte mit Blick auf die Länder darauf, dass ein bereits im | |
| Bundestag beschlossenes Krankenhausgesetz auch im Bundesrat grünes Licht | |
| bekommt. Damit würde kurzfristige Liquidität von über 6 Milliarden Euro für | |
| die Kliniken mobilisiert, sagte er. „Mehr als 100 Krankenhäusern droht ohne | |
| das Gesetz 2024 die Insolvenz“, sagte Lauterbach unter Berufung auf eine | |
| Studie. | |
| Kern des Vorhabens ist neben den Milliardenhilfen etwa zur Finanzierung von | |
| Tariflohnsteigerungen vor allem der Aufbau eines | |
| „Transparenzverzeichnisses“: Patientinnen und Patienten sollen online | |
| Auskunft unter anderem darüber bekommen, wie viel Erfahrung eine Klinik bei | |
| bestimmten Leistungen hat. Das Gesetz wurde von den Ländern zunächst | |
| zurückgewiesen, sodass es im Vermittlungsausschuss von Bundestag und | |
| Bundesrat beraten werden muss. Auf der Tagesordnung des Ausschusses steht | |
| es bisher aber nicht. Lauterbach hatte die Unionsländer dafür | |
| verantwortlich gemacht. Erneut beharrte er darauf, dass das Gesetz bis zum | |
| 2. Februar beschlossen werden müsse. | |
| ## Monatelange Verhandlungen | |
| Das Transparenzgesetz soll auch eine große Klinikfinanzreform vorbereiten. | |
| Darüber verhandeln Bund und Länder seit Monaten. Die Krankenhäuser sollen | |
| durch eine grundlegend andere Bezahlung vom finanziellen Druck befreit | |
| werden, aus Umsatzgründen immer mehr Patientinnen und Patienten mit | |
| lukrativen Eingriffen zu behandeln. | |
| Im Grundsatz unterstützten der Städte- und Gemeindebund sowie der | |
| Landkreistag Lauterbachs Reformpläne. Brandl sagte allerdings: „Wir sehen | |
| die Befreiungswirkung nicht in dem Umfang, wie das Ministerium das | |
| einschätzt.“ Sager sagte, die bisherigen Pläne brächten die drohende | |
| Insolvenzwelle im Kliniksektor nicht zum Abstoppen. „Wir haben noch Ausgang | |
| des Sommers etwa zwei Dutzend in Not geratene Kliniken in Deutschland | |
| gehabt. Mittlerweile ist die Zahl auf drei Dutzend schon angestiegen“, | |
| sagte Sager. Das zeige, dass nach Corona und Energiepreis-Anstieg der Bund | |
| frisches Geld in das System bringen müsse. | |
| ## Kassen wollen kein Geld mit der Gießkanne | |
| Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte, | |
| das Transparenzgesetz sei wichtig für Patientinnen und Patienten. „Doch | |
| wenn gerade im ländlichen Bereich die Krankenhäuser vorher sterben, ist | |
| hier die Unterversorgung vorprogrammiert.“ Bund und Länder müssten nun | |
| festlegen, für welche Kliniken es eine Bestandsgarantie geben solle. | |
| Die Krankenkassen wehrten sich gegen den Ruf nach frischem Geld. „Frisches | |
| Geld mit der Gießkanne löst keine Probleme, sondern verhindert die | |
| notwendigen Veränderungen“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, | |
| Florian Lanz. „Trotz des zunehmenden Mangels an Pflegekräften und Ärzten | |
| müssen wir die flächendeckende Versorgung auf dem Land und in der Stadt | |
| sichern.“ | |
| 15 Jan 2024 | |
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