| # taz.de -- Kritische Rohstoffe: EU will sich breiter aufstellen | |
| > Die EU ist bei der Versorgung mit kritischen Rohstoffen zum Teil extrem | |
| > abhängig von einzelnen Drittstaaten. Das soll sich bis 2030 radikal | |
| > ändern. | |
| Bild: Noch bezieht die EU einen großen Teil seiner kritischen Rohstoffe aus Ch… | |
| Brüssel dpa | Die EU will mit einem neuen Regelwerk eine zuverlässige und | |
| nachhaltige Versorgung mit kritischen Rohstoffen wie [1][Lithium] und | |
| Silizium sicherstellen. Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten und | |
| des Europaparlaments einigten sich am Montagabend auf einen Text für eine | |
| entsprechende Verordnung. Sie soll insbesondere Veredelung, Verarbeitung | |
| und Recycling von kritischen Rohstoffen in Europa fördern, um die | |
| Abhängigkeit von Ländern wie China zu reduzieren. | |
| Vereinbart wurden dafür nach Angaben der EU-Kommission auch Richtwerte für | |
| die verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette. Sie sehen unter anderem | |
| vor, die Verarbeitungskapazität der EU für kritische Rohstoffe so zu | |
| steigern, dass bis 2030 mindestens 40 Prozent des jährlichen Verbrauchs in | |
| der Union erzeugt werden können. Zudem soll mindestens 25 Prozent des | |
| jährlichen Verbrauchs über Recyclingkapazitäten der EU gedeckt werden. | |
| Darüber hinaus will sich die EU das Ziel setzen, die externe Versorgung der | |
| EU mit strategisch besonders wichtigen kritischen Rohstoffen zu | |
| diversifizieren. Sichergestellt werden soll demnach, dass kein Drittland | |
| mehr als 65 Prozent des Jahresverbrauchs der Union deckt – wobei sich der | |
| Richtwert auf alle als strategisch eingestuften Rohstoffe auf jeder | |
| relevanten Verarbeitungsstufe bezieht. | |
| „Mit gezielten wirtschaftlichen Anreizen schaffen wir echte | |
| Planungssicherheit für private Investoren – etwa durch zentrale | |
| Anlaufstellen für Unternehmen sowie schnelle und einfache | |
| Genehmigungsverfahren mit klaren Fristen für nationale Behörden“, erklärte | |
| die Parlamentsvizepräsidentin Nicola Beer (FDP). Durch einen Rahmen für | |
| strategische Rohstoffpartnerschaften mit Drittstaaten werde die EU zudem | |
| zum attraktiven Partner im geopolitischen Wettbewerb. | |
| ## China noch wichtiger Lieferant | |
| Die Berichterstatterin der christdemokratischen EVP-Fraktion, Hildegard | |
| Bentele (CDU), nannte die Verordnung wegen der Diversifizierungsziele auch | |
| einen „Warnschuss an China“. Das Land gilt derzeit noch als ein sehr | |
| wichtiger Lieferant der EU. | |
| Die EU-Kommission hatte im März zur Vorstellung ihres Entwurfs für die | |
| Verordnung erklärt, [2][kritische Rohstoffe] seien für ein breites Spektrum | |
| von Technologien für den Klimaschutz, aber auch für Digitales, Weltraum und | |
| Verteidigung unverzichtbar. Zugleich gehe aber die Versorgung mit den | |
| Stoffen mit zunehmenden geopolitischen, ökologischen und sozialen Risiken | |
| einher. So bestünden in der EU Abhängigkeiten bei mehreren kritischen | |
| Rohstoffen und häufig werde über 90 Prozent des Bedarfs der EU durch ein | |
| einziges Drittland gedeckt. | |
| Als Beispiel nannte die EU-Kommission Seltene Erden, die zum Bau von | |
| Dauermagneten für die Motoren von Windkraftanlagen gebraucht werden. Diese | |
| wurden den Behördenangaben zufolge bis zuletzt zu 100 Prozent in China | |
| raffiniert. Als ein weiteres Beispiel für einen kritischen Rohstoff gilt | |
| Lithium, das in Batterien für Elektrofahrzeuge und zur Speicherung von | |
| Energie verwendet wird. Die Nachfrage nach dem Leichtmetall wird Angaben | |
| der EU zufolge bis 2030 vermutlich um das Zwölffache steigen. Zudem ist | |
| etwa Silizium äußerst relevant, das für die Produktion von Mikrochips | |
| gebraucht wird. | |
| Insgesamt sollen nach Angaben des Rates der Mitgliedstaaten 34 Rohstoffe | |
| als kritisch eingestuft werden. Die separate Liste der strategisch | |
| [3][wichtigen Rohstoffe] wird der Vereinbarung zufolge vorerst 17 Einträge | |
| haben. Der Deal muss nun noch durch den Rat der Mitgliedstaaten und das | |
| Plenum des Europaparlaments bestätigt werden. Dies gilt allerdings als | |
| Formalie. | |
| 14 Nov 2023 | |
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