# taz.de -- Kongos „Krieg gegen den Terror“: Spezialkräfte im Dschungel | |
> Im Osten der Demokratischen Republik Kongo führt die Armee eine | |
> Großoffensive gegen die ADF-Rebellen. Die gelten jetzt als Islamisten. | |
Bild: Paida bei Beni im Ostkongo: Ein Kind neben der Leiche einer mutmaßlich v… | |
KAMPALA taz | Mit einem stolzen Lächeln salutiert Kongos Armeesprecher in | |
die Handykamera. Was er sagt, wird vom Lärm der Rotorblätter übertönt. | |
Hauptmann Mak Hazukay, Sprecher der Militäroperation Sukola 1 im Osten der | |
Demokratischen Republik Kongo, überfliegt im Kampfhubschrauber den dichten | |
Dschungel. Unter ihm: Ein bislang von Rebellen der Allied Democratic Forces | |
(ADF) kontrolliertes Gebiet, welches Kongos Armee (FARDC) nach sechs Jahren | |
brutaler Kämpfe zurückerobert haben will. | |
Das Handyvideo, veröffentlicht auf dem FARDC-Twitter-Konto, ist eine von | |
zahlreichen Erfolgsmeldungen von Kongos sonst eher maroder Regierungsarmee | |
in den vergangenen Wochen. Die Armee, so der Eindruck, gewinnt endlich die | |
Oberhand in einem Gebiet, das parallel zur Gewalt [1][vom Ebola-Virus | |
heimgesucht] wird. | |
Die Militäroperation Sukola 1 in den dichten Wäldern und Bergen des | |
Rwenzori-Gebirges begann zu Weihnachten 2014. Seitdem begingen mutmaßliche | |
ADF-Kämpfer immer wieder Massaker an der Zivilbevölkerung in der Region um | |
die Stadt Beni. Schätzungsweise 1.600 Zivilisten und Soldaten sind in den | |
vergangenen fünf Jahren getötet worden, rund 150 Menschen allein im | |
November und Dezember. | |
Die Bevölkerung von Beni hat den Eindruck, dass [2][niemand sie vor der ADF | |
schützt]. Viele werfen Armeegenerälen sogar vor, Geschäfte mit der ADF zu | |
machen, im Gold- und Holzhandel. [3][Ende November plünderten aufgebrachte | |
Kongolesen] auch eine Militärstation der UN-Mission im Kongo (Monusco) in | |
Beni. | |
## Einst ugandisch, heute eher kongolesisch | |
Die ADF gründete sich 1996 in Uganda und rekrutierte unter der muslimischen | |
Minderheit. Dann zog sie sich in den Kongo zurück und rekrutiert jetzt | |
hauptsächlich Kongolesen. Ihr ugandischer Anführer Jamil Mukulu wurde 2015 | |
[4][in Tansania verhaftet] und nach Uganda ausgeliefert, wo er sich bis | |
heute vor dem Kriegsgericht verantworten muss. Im Kongo begeht derweil die | |
ADF mehr Massaker als je zuvor. | |
Unter Mukulus Nachfolger, dem Ugander Musa Baluku, der ein | |
Salafi-Dschihadist sein soll, soll sich die ADF internationalisiert und | |
islamisiert haben. Im April 2019 verkündete der „Islamische Staat“ (IS) zum | |
ersten Mal, „Soldaten des Kalifats“ hätten drei kongolesische Soldaten | |
getötet. Dieser ADF-Überfall ereignete sich in Kamango nahe der ugandischen | |
Grenze. | |
Die UN-Expertengruppe für Kongo stellte jedoch nach Recherchen und | |
Interviews mit ADF-Gefangenen und Deserteuren in ihrem jüngsten Bericht | |
Ende 2019 klar, man sei „nicht in der Lage gewesen, eine direkte Verbindung | |
zwischen IS und ADF zu bestätigen“. | |
Immerhin: Die Angst vor einer möglicher Ausbreitung mutmaßlicher Islamisten | |
führt Kongos Armee und Kongos neuem Präsidenten Félix Tshisekedi | |
internationale Unterstützung zu, von Russland, Belgien, Frankreich und den | |
USA. | |
## ADF-Hauptquartier erobert | |
Mit neuen Uniformen, Nachtsichtgeräten und Scharfschützengewehren ziehen | |
seit Oktober frisch trainierte Spezialkommandos in den Dschungel. Der | |
FARDC-Generalstab wurde aus Kongos Hauptstadt Kinshasa nach Beni im | |
Kriegsgebiet verlegt. FARDC-Quellen sprechen von bis zu 20.000 Soldaten, | |
die dort stationiert sind. | |
Seitdem macht die FARDC Druck. Vergangenes Wochenende verkündete Hauptmann | |
Hazukay, die Armee habe das ADF-Hauptquartier Madina erobert und rund 40 | |
Rebellen getötet, darunter fünf hochrangige Offiziere. Es seien auch 30 | |
Soldaten gefallen. Nur noch ADF-Chef Baluku sei übrig, verschanzt in einem | |
weiteren Hauptquartier namens „Neu-Madina“, das man jetzt suche. | |
Kongos Armeesprecher, General Leon Kasonga, versicherte zu Beginn der | |
Woche, die FARDC werde die ADF nun auslöschen: „Dieses Mal ist das letzte | |
Mal. Wir werden uns nicht zurückziehen. Wir werden alles, was der ADF | |
ähnelt, endgültig neutralisieren.“ | |
16 Jan 2020 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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