# taz.de -- ADF-Rebellen im Kongo: Rachefeldzug gegen Zivilisten | |
> Fast täglich verüben die ADF-Rebellen im Ostkongo Massaker. Der General, | |
> der sie angeblich schon besiegt hatte, wird versetzt. | |
Bild: Trauer um Opfer eines ADF-Angriffs nahe Beni – hier im Dezember 2018 | |
BERLIN taz | Mitte Januar noch gab sich Kongos Armee siegessicher: Die | |
Rebellengruppe ADF (Allied Democratic Forces), die seit Jahrzehnten in den | |
Bergwäldern rund um die ostkongolesischen Städte Butembo und Beni ihr | |
Unwesen treibt, schien nach einer Ende Oktober begonnen Großoffensive auf | |
Befehl des Präsidenten Félix Tshisekedi nahezu endgültig geschlagen zu | |
sein. | |
Die [1][Eroberung des ADF-Hauptquartiers wurde gemeldet], die mysteriöse | |
Rebellenarmee ugandischen Ursprungs als versprengt dargestellt. „Dieses Mal | |
ist das letzte Mal“, tönte Armeesprecher Leon Kasonga. Einige Wochen später | |
tobt der Krieg der ADF gegen die Zivilbevölkerung der Region heftiger als | |
je zuvor. | |
„Wieder 19 Leichen entdeckt“, titelte die Internet-Nachrichtenseite | |
actualite.cd am Montagfrüh. Im Ort Makeke nahe Beni waren am Sonntag nach | |
Angaben des Ortsvorstehers Mapengo Shabani fünf Männer und zwei Frauen | |
einem Angriff durch rund 60 ADF-Kämpfer zum Opfer gefallen. Im benachbarten | |
Mangina waren zwei Tage vorher acht Menschen von den Rebellen getötet und | |
20 verschleppt worden, die Bevölkerung des Ortes floh in die Großstadt | |
Beni. Am Ende wurden zwölf Tote gezählt. | |
Erst am 28. Januar waren im Dorf Manzingi nahe der Kleinstadt Oicha 36 | |
Menschen massakriert worden, als eine bewaffnete Gruppe Bauern überfiel, | |
die von ihren Feldern gekommen waren. Augenzeugenberichten zufolge kamen | |
die Angreifer gegen 19 Uhr mit Macheten. Die ganze Nacht sei das Töten | |
weitergegangen, manche Frauen seien mit Stöcken sexuell gefoltert worden. | |
## Brutale Serie von Racheakten | |
Die Bauern von Manzingi waren erst Mitte Januar von der Armee aufgefordert | |
worden, sich wieder auf ihre Felder zu wagen, da die ADF ja besiegt und die | |
Lage sicher sei. Der Angriff von Manzingi markierte nun den Beginn einer | |
brutalen Serie von Racheakten. | |
In den vier Tagen vom 28. Januar bis 1. Februar wurden 81 Zivilisten | |
massakriert, rechnete die Menschenrechtsgruppe Cepadho (Zentrum zur | |
Förderung der Demokratie und der Menschenrechte) in Beni vor. | |
Die neuen ADF-Angriffe erfolgen in Regionen, wo die zum Kampf gegen die | |
Rebellen entsandten Spezialeinheiten der Armee nicht präsent sind – nämlich | |
westlich der Fernstraße, die diesen Teil Ostkongos von Nord nach Süd | |
durchzieht, während der Feldzug gegen die ADF östlich davon stattfindet. | |
„Todesdreieck“ wird die Angriffszone nahe der Grenze zwischen den Provinzen | |
Nordkivu und Ituri genannt. | |
Am 5. Februar sprach der Dachverband der Zivilgesellschaft von Beni bereits | |
von 157 Toten. Und die Angriffe vom Freitag und Sonntag ereigneten sich | |
nicht nachts wie sonst, sondern mitten am Tag. | |
## Wie einst die FDLR | |
Das Geschehen erinnert an den Krieg von Kongos Armee gegen die ruandische | |
Hutu-Rebellenbewegung FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) im | |
Jahr 2009 weiter südlich im Ostkongo. Erst wurden mit Hilfe Ruandas sowie | |
lokaler Milizen die FDLR-Hauptquartiere erobert, dann sammelten sich die | |
Milizionäre zu brutalen Racheangriffen an der Zivilbevölkerung. Die | |
damaligen FDLR-Verbrechen wurden später ausführlich i[2][n Deutschland vor | |
Gericht verhandelt]. | |
Einer der damaligen Armeekommandeure im Ostkongo, Shiko Tshitambwe, | |
kommandierte jetzt die schnelle Eingreifbrigade der Armee gegen die ADF. Am | |
6. Februar wurde er ebenso wie ein weiterer General von seinem Posten | |
versetzt – eine erste Reaktion des Staates auf den neuen ADF-Rachefeldzug. | |
Tshitambwe gilt als alter Freund des früheren kongolesischen Präsidenten | |
Joseph Kabila. | |
10 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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