| # taz.de -- Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen: Münster stabil, Gelsenkirch… | |
| > Die AfD bleibt in Münster traditionell schwach, in Gelsenkirchen landet | |
| > sie knapp hinter der SPD. Die gewinnt in Hamm. Grüne könnten in Köln | |
| > regieren. | |
| Bild: Eitel Sonnenschein: Das historische Rathaus von Münster | |
| Berlin taz | Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen hat die AfD | |
| stark gewonnen, [1][wenn auch der befürchtete Durchmarsch ausblieb]. Bei | |
| den landesweiten Durchschnittswerten gerät aber der Blick auf die Tendenzen | |
| in einzelnen Kommunen leicht aus dem Blick. Die taz schaut daher im | |
| Folgenden auf besondere Ergebnisse in einzelnen Städten und Kreisen. | |
| Münster bleibt stabil gegen die AfD | |
| Die größte Stadt im Norden des Bundeslandes bestätigt auch bei der | |
| Kommunalwahl den Ruf, ein stabiler Ort gegen Rechts zu sein. Die AfD hat | |
| sich zwar auch hier deutlich steigern können, kommt aber dennoch nur auf | |
| 4,5 Prozent der Stimmen. [2][In allen anderen Städten und Kreisen lag die | |
| AfD bei mindestens 6 Prozent]. | |
| Schon bei vergangenen Wahlen tauchte Münster stets ganz am Ende auf, wenn | |
| es um die Wahlergebnisse der Rechtsextremen ging. Bei der Bundestagswahl | |
| 2021 war die Stadt die einzige, in der die AfD unter 5 Prozent blieb. 2024 | |
| gab es bundesweit nur einen Wahlkreis, in dem die Verfassungsfeinde | |
| schlechter abschnitten. | |
| Die Stadt ist gleichermaßen durch einen tief verwurzelten Katholizismus, | |
| wie durch die große Universität geprägt. Das zeigt sich auch im Ergebnis | |
| von Sonntag. Grüne und CDU lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, [3][bei | |
| dem am Ende die Grünen erstmals mit 31,6 Prozent ganz vorn lagen], weil sie | |
| gegen den Landestrend sogar noch um 1,4 Prozent zulegen konnten. Die CDU | |
| kam mit 31,3 Prozent auf Platz 2. | |
| Das Rennen wird sich in der [4][Stichwahl um den Oberbürgermeisterposten] | |
| wiederholen. Hier dürfen Tilman Fuchs (Grüne; 41,6 Prozent) und Georg | |
| Lunemann (CDU; 37,3 Prozent) antreten. | |
| Die SPD fiel auf 14,1 Prozent, die Linke holte mit 8,4 Prozent ein für sie | |
| herausragendes Ergebnis – wie in fast allen Universitätsstädten des Landes. | |
| Gelsenkirchen bleibt braune Hochburg | |
| Die kleine, durch den dort ansässigen Fußballverein Schalke 04 bekannte | |
| Ruhrgebietsstadt hat ihren Ruf als braune Hochburg gefestigt. Bei der | |
| Bundestagswahl hatte die AfD dort erstmals die meisten Zweitstimmen | |
| bekommen – das gelang ihr in nur zwei Wahlkreisen in der alten | |
| Bundesrepublik. [5][Nun verbesserte sich die AfD auf 29,9 Prozent] – ein | |
| Zugewinn um 17,0 Prozentpunkte. | |
| Auch in anderen Städten des nördlich Ruhrgebiets wie Herne, Bottrop und | |
| Oberhausen landete die AfD klar über 20 Prozent. Aber [6][nirgendwo war sie | |
| auch nur annähernd so stark] wie in Gelsenkirchen. | |
| Stärkste Partei blieb aber dennoch die SPD, die trotz deutlicher Verluste | |
| mit 30,4 Prozent noch knapp über den Rechtsextremen blieb. | |
| Für die Grünen war der Wahlausgang in Gelsenkirchen besonders hart. Sie | |
| stürzten von 12,2 auf 4,6 Prozent. Gut möglich, dass viele einstige | |
| Grün-Wähler:innen zur SPD wechselten, um zu verhindern, dass die AfD | |
| stärkste Partei wird. | |
| In die [7][Stichwahl für die Oberbürgermeisterin] gehen [8][Andrea Henze | |
| (SPD)] und Norbert Emmerich (AfD). | |
| Bauernland in CDU-Hand | |
| Die Union holte ihre besten Ergebnisse wie gewohnt in den ländlich | |
| geprägten Kreisen. Im Hochsauerlandkreis, in Coesfeld und Borken im | |
| Münsterland kam sie jeweils klar auf mehr als 45 Prozent. [9][Ihr bestes | |
| Ergebnis holte die Union] aber in Olpe. Dort verfehlte sie diesmal zwar die | |
| 50-Prozent-Marke, wurde aber mit 49,1 Prozent immernoch die mit Abstand | |
| stärkste Partei. | |
| In Großstädten ist die Union von solchen Resultaten weit entfernt. Am | |
| besten schnitt sie noch in der Landeshauptstadt Düsseldorf ab, wo sie auf | |
| 33,5 Prozent kam. Dort kann sie auch damit rechnen, weiterhin den | |
| Oberbürgermeister zu stellen. Amtsinhaber Stephan Keller kam im ersten | |
| Wahlgang schon auf 46,1 Prozent. In der Stichwahl muss er gegen Clara | |
| Gerlich (Grüne) antreten, [10][die mit 22,2 Prozent am Sonntag] aber klar | |
| hinten liegt. | |
| Hammerergebnis für die SPD in Hamm | |
| Trotz der landesweit herben Verlust gibt es auch noch Hoffnungsorte für die | |
| SPD: einer davon ist [11][Hamm im Nordosten des Ruhrgebiets]. Dort holten | |
| die Sozialdemokraten mit 46,2 Prozent nicht nur ihr mit Abstand bestes | |
| Ergebnis. Sie konnten sich gegenüber der letzten Wahl sogar um 9,1 | |
| Prozentpunkte verbessern. Profitiert hat sie offenbar von der Beliebtheit | |
| von Oberbürgermeister Marc Herter. [12][Der Sozialdemokrat holten gleich im | |
| ersten Wahlgang 63,6 Prozent der Stimmen] und kann somit im Amt bleiben. | |
| Die CDU verlor ganz gegen den Landestrend in Hamm 10,5 Prozentpunkt und | |
| damit fast ein Drittel ihrer bisherigen Wähler:innen. Noch desaströser war | |
| die Wahl für die Grünen, die hier von 12,7 auf 4,7 Prozent abstürzten. | |
| Grüne Kandidatin in Köln vorn | |
| In der größten Stadt des Bundeslandes haben die Grünen zwar nicht ihr | |
| allerbestes Ergebnis geholt, aber sie können sich Hoffnung machen, künftig | |
| die Oberbürgermeisterin zu stellen. [13][Ihre Kandidatin Berivan Aymaz] | |
| holte im ersten Wahlgang am Sonntag [14][mit 28,1 Prozent das beste | |
| Ergebnis]. Bei der Stichwahl in zwei Wochen trifft sie nun auf Torsten | |
| Burmester (SPD), der im ersten Wahlgang 21,3 Prozent der Stimmen bekam. | |
| Mit 25 Prozent der Stimmen bleiben die Grünen trotz Verlusten auch die | |
| stärkste Partei der Stadt – vor SPD und Union, [15][die jeweils 19,9 | |
| Prozent bekamen]. | |
| Auch in Köln konnte die AfD ihr Ergebnis fast verdoppeln. Sie kommt dort | |
| auf 9,1 Prozent. Damit liegt sie aber dennoch nur auf Platz 5, noch hinter | |
| der Linkspartei, die Dank großer Gewinne mit 10,8 Prozent viertstärkste | |
| Partei geworden ist. | |
| Anm. der Redaktion: in einer früheren Fassung des Textes stand, die AfD | |
| habe bei der Bundestagswahl in zwei Wahlkreisen der alten Bundesrepublik | |
| das Direktmandat gewonnen. Tatsächlich hatte sie in den beiden Wahlkreisen | |
| die meisten Zweitstimmen geholt. Die Direktmandate in Gelsenkirchen und | |
| Kaiserslautern gewann die SPD. | |
| 15 Sep 2025 | |
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