# taz.de -- Kommentar GroKo und Maaßen: Gnade für die SPD | |
> Kritik an der SPD wegen der Beförderung des bisherigen | |
> Verfassungsschutzchefs? Ja. Aber der Gegner ist ein anderer. | |
Bild: Dass SPD-Chefin Nahles (links) vollmundig zur Attacke bläst und drei Tag… | |
Ja, die SPD hat mal wieder einen Fehler gemacht. Andrea Nahles hat vor ein | |
paar Tagen noch getönt, man werde schon dafür sorgen, dass der umstrittene | |
rechte Verfassungsschutzchef gehen muss. Das war, wie man sieht, höchstens | |
die halbe Wahrheit. Seit Dienstagabend ist klar: Hans-Georg Maaßen leitet | |
nicht mehr das Bundesamt für Verfassungsschutz – [1][aber wird in seinem | |
neuen Job als Staatssekretär für öffentliche Sicherheit zuständig sein]. Es | |
steht zu befürchten, dass er im Innenministerium im Zusammenspiel mit | |
seinem launischen Chef und Unterstützer Horst Seehofer noch mehr Schaden | |
anrichten kann als bisher. | |
Dass SPD-Chefin Nahles vollmundig zur Attacke bläst und drei Tage später | |
kleinmütig einen mehr als halbseidenen Kompromiss unterschreibt, offenbart | |
das Debakel der SPD. Nahles verkörpert eigentlich das Versprechen, den | |
Fehler ihres Vorgängers Martin Schulz – viel versprechen, viel korrigieren | |
– nicht zu wiederholen. Dass sie in eine ähnliche Falle tappt, zeigt, dass | |
die SPD in der Großen Koalition mitunter nur die Wahl zwischen mies und | |
noch mieser hat. Sie kann nicht einfach nicken, wenn die Union mal wieder | |
nach rechts blinkt. Doch wenn sie die beherzte Opposition gegen den | |
Rechtstrend gibt, geht das auch schief. Am Ende des Tages ist sie Merkels | |
Juniorpartnerin. [2][Den Schwung, vielleicht den Übermut, die Koalition zu | |
verlassen, hat die SPD nicht.] | |
Ja, die Causa Maaßen ist fatal. Sie schürt den Eindruck, dass im | |
politischen Geschäft ganz besondere Regeln gelten: Wer seinen Job schlecht | |
macht, fällt nach oben. Das befeuert Affekte gegen die politische Klasse. | |
Und die SPD hat dazu ihr Plazet gegeben. | |
Ja, all das ist richtig. Die SPD wird für moralische Ansprüche verhaftet, | |
die sie selbst formuliert hat. Insofern darf sie sich nicht beklagen, dass | |
sie im Säurebad öffentlicher Kritik landet. | |
Aber – dass nun alle Pfeile auf die SPD niedergehen, ist politisch falsch. | |
Denn die Aufregung über die sozialdemokratische Taktik verdrängt das wahre | |
Problem. Wir haben es damit zu tun, dass ein Verfassungsschutzchef | |
rechtsradikalen Verschwörungstheoretikern nach dem Mund redet, und das | |
dröhnend selbstbewusst in der Öffentlichkeit. Und dass der | |
CSU-Innenminister diesen Behördenleiter nun auch noch befördert. Die | |
Kanzlerin ist offenbar zu schwach, um zu tun, was nötig ist: auf ihrer | |
Richtlinienkompetenz zu bestehen. | |
Was Maaßen getan hat, war kein bedauerlicher Fehltritt eines | |
Behördenleiters. Er hat rechte Propagandaversatzstücke mit | |
regierungsamtlichen Weihen versehen. Das ist ein Angriff auf die liberale | |
Demokratie. Diese Attacke geht vom rechten Flügel der Union aus. Also | |
Kritik an der SPD? Klar. Aber die SPD ist nur ein Nebenkriegsschauplatz. | |
Der Gegner ist nicht die SPD, sondern der rechte Flügel der Union, die die | |
AfD hilflos durch Affirmation zu bekämpfen versucht. | |
19 Sep 2018 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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