| # taz.de -- Kommentar Frankreichs Ökosteuer-Streit: Macrons verbohrte Rechthab… | |
| > Frankreich stoppt die umkämpfte Erhöhung der Spritabgaben nun doch. Aber | |
| > was am Anfang der Proteste genügt hätte, reicht längst nicht mehr. | |
| Bild: Vom Straßenkampf zur Street Art: Anti-Macron-Graffiti in Paris | |
| Nichts ist für die Glaubwürdigkeit einer Regierung verheerender, als eine | |
| Konzession zu machen, die sie zuvor kategorisch ausgeschlossen hat. „Wir | |
| halten den Kurs!“, hatten Präsident Emmanuel Macron und als sein Echo | |
| Premierminister Edouard Philippe versichert. Beide erklärten im Verlauf des | |
| Konflikts mit den „Gelbwesten“ mit einer an Sturheit grenzenden Konstanz, | |
| ein Verzicht auf die geplante Erhöhung der Treibstoffabgaben komme | |
| keinesfalls infrage. Diese macht zwar aus klimapolitischer Sicht in der | |
| Perspektive eines unvermeidlichen Ausstiegs aus den fossilen Energien Sinn, | |
| [1][sozialpolitisch aber war diese Schocktherapie für einkommensschwache | |
| Bevölkerungskreise ein Affront, um nicht zu sagen ein unverzeihlicher | |
| Blödsinn]. | |
| Jetzt wird diese fiskalische Verteuerung des Sprits, die das Fass des | |
| Unmuts über die Steuerlasten zum Überlaufen gebracht hat, [2][sang- und | |
| klanglos beerdigt], als sei dies eine Bagatelle. Warum nicht gleich? | |
| Das fragen nicht nur die „Gilets jaunes“ und Macrons Gegner in der | |
| Opposition, sondern selbst viele seiner Freunde und Anhänger, die über die | |
| verbohrte Rechthaberei des Staatschefs den Kopf schütteln. Bei den Wahlen | |
| war er als genialer Taktiker gefeiert worden, heute, in der Realpolitik als | |
| eigenmächtig agierender Staatschef, hat er mit seiner Hinhaltestrategie ein | |
| Chaos angerichtet. | |
| ## Kein Pardon verdient | |
| Was am Anfang der Bewegung genügt hätte, um die Wut der Bürger in gelben | |
| Warnwesten zu beruhigen, reicht am Ende einer dreiwöchigen Eskalation eben | |
| nicht mehr als Beweis einer echten Gesprächsbereitschaft. Immerhin gesteht | |
| die Staatsführung wenigstens ein, dass sie sich in der Einschätzung der | |
| Proteste gewaltig geirrt hatte. Doch den dafür fälligen Preis will sie | |
| nicht bezahlen. Einmal mehr versucht der Regierungschef im Auftrag des | |
| Präsidenten die Forderung nach konkreten finanziellen Entlastungen für | |
| Geringverdiener auf später zu vertrösten. Das ist ein riskantes Manöver, | |
| das prompt von den Gegnern in gelben Warnwesten durchschaut wird. | |
| Die Ironie der Geschichte ist es, dass Macrons Premierminister Edouard | |
| Philippe versichert, die Staatsführung kenne und höre längst diese | |
| angestaute Wut, „die von weit her kommt und die lange stumm geblieben ist“. | |
| Wer demnach also mit vollem Bewusstsein existierende Gräben vertieft und | |
| mit einer ungerechten Verteilung der Steuerlast den Hass zwischen denen da | |
| unten und denen da oben schürt, verdient kaum Pardon. Wenn es nach den | |
| „Gilets jaunes“ geht, sitzt Macron heute im Élysée auf der Abschussrampe. | |
| Was nach ihm und an seiner Stelle kommen soll, bleibt in ihren häufig | |
| gegensätzlichen Plänen und Träumen von einer „Sechsten Republik“ gefähr… | |
| vage. | |
| 4 Dec 2018 | |
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| Rudolf Balmer | |
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