| # taz.de -- Kleiner Landesparteitag der CDU: „Kein Geld für Antisemiten“ | |
| > Die CDU drängt weiter auf eine Antisemitismusklausel. Ihr | |
| > Koalitionspartner SPD hat daran nichts auszusetzen. | |
| Bild: Der israelische Botschafter Ron Prosor war Gastredner beim kleinen Partei… | |
| Berlin taz | Die Berliner CDU hat einen neuen Anlauf gestartet, gesetzlich | |
| stärker als bisher gegen Antisemitismus in Berlin vorzugehen. Bei einem | |
| kleinen Parteitag am Dienstagabend beschlossen die Christdemokraten dazu | |
| [1][einstimmig eine Resolution]. Die fordert unter anderem eine | |
| Verschärfung des Strafrechts und macht ein Bekenntnis zum Existenzrecht | |
| Israels zur Bedingung für Einbürgerung. Gruppierungen, die sich | |
| antisemitisch äußern, sollen keine Fördergelder aus dem Landeshaushalt | |
| bekommen. | |
| „Wie geht es weiter? Bleiben Sie auf dem Rückzug?“, hatte der Spiegel nur | |
| wenige Tage zuvor Kultursenator Joe Chialo gefragt, der im Januar einen | |
| ersten Anlauf zu einer Antisemitismusklausel abgebrochen hatte. Nein, | |
| antwortete der, das mache man nun senatsübergreifend. Die Resolution vom | |
| Dienstag machte dafür schon mal die Position des stärkeren | |
| Koalitionspartners klar. | |
| „Antisemiten dürfen vom Steuerzahler kein Geld für ihren Hass bekommen“, | |
| sagte CDU-Landes- und Regierungschef Kai Wegner vor den knapp 60 | |
| Delegierten. Darin ging er noch über die Resolution hinaus: Er sprach sich | |
| dafür aus, das Förderverbot für Antisemiten nicht nur in der | |
| Landeshaushaltsordnung, sondern auch in der Verfassung festzuschreiben. | |
| Der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober habe in Berlin keinen neuen | |
| Antisemitismus freigesetzt, sagte Wegner – den habe es vorher schon | |
| gegeben. Davor habe man „zu lange die Augen verschlossen“. „Wir müssen | |
| aufwachen“, sagte er, „Berlin braucht eine klare Antisemitismusklausel.“ | |
| Die Resolution fasst genauer, wer als Antisemit gilt und kein Geld mehr | |
| bekommen soll: „Wer Israel vernichten will, dem Land sein Existenzrecht | |
| abspricht oder den Holocaust verharmlost.“ | |
| ## Besonders schwere Volksverhetzung | |
| Während das Land Berlin bei Fördergeldern allein handeln kann, sind die | |
| Forderungen nach einer Verschärfung des Strafrechts eine Entscheidung des | |
| Bundestags. Die CDU fordert dabei, Antisemitismus [2][als besonders | |
| schweren Fall der Volksverhetzung] einzustufen. | |
| Gast des Parteitags war der israelische Botschafter Ron Prosor, den | |
| Pro-Palästina-Aktivisten [3][vor gut zwei Wochen offenbar auf dem Weg zum | |
| Zahnarzt abgepasst] und ihm unter anderem „Genozid“ entgegengerufen hatten. | |
| Im Schutz von Sicherheitsleuten war Prosor körperlich unbehelligt | |
| geblieben. „Ich fühle mich im Rahmen von Freunden“, sagte Prosor den | |
| CDU-Delegierten, „Sie zeigen seit dem 7. Oktober, dass Sie auf der | |
| richtigen Seite stehen.“ Der Botschafter kritisierte antiisraelische | |
| Indoktrination in Gaza und sagt dazu unter Anspielung auf deutsche | |
| Fördermittel: „Tut mir leid, ein Teil davon ist von euren Steuern bezahlt.“ | |
| Auf taz-Anfrage, was denn die SPD-Fraktion von der Resolution halte, | |
| äußerte sich der dort dafür zuständige Abgeordnete Martin Matz so: „Die | |
| CDU-Resolution hebt das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und die | |
| Ablehnung von Antisemitismus hervor.“ Er nannte es auffällig, dass sich die | |
| Forderung nach einer Verfassungsänderung – von Wegner Dienstag nur mündlich | |
| vorgetragen – nicht in dem Text wiederfindet. „Diese Änderung ist auch | |
| nicht notwendig, um sich Antisemitismus entschieden entgegenzustellen“, | |
| kommentierte Matz. | |
| Ende Februar hatte sich SPD-Fraktionschef Raed Saleh dafür ausgesprochen, | |
| den Kampf gegen Antisemitismus als Staatsziel in die Verfassung zu | |
| schreiben. Das sollte aber aus seiner Sicht auch für den Kampf gegen | |
| Islamfeindlichkeit und gegen Rassismus gelten. | |
| ## Klausel nicht nur für Kultur | |
| Mit einer Antisemitismusklausel hat sich die SPD-Fraktion nach Aussage | |
| eines Sprechers grundsätzlich einverstanden gezeigt – bloß müsse sie | |
| rechtssicher sein. Laut Kultursenator Chialo, der beim CDU-Landesparteitag | |
| anwesend war, aber keine Rede hielt, soll die Klausel die gesamte Berliner | |
| Förderlandschaft betreffen. Im Spiegel-Interview sagte er: „Wir können | |
| nicht so tun, als ginge es nur um die Kultur. Das Thema betrifft uns alle.“ | |
| 13 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://cdu.berlin/beschluesse | |
| [2] https://www.bundestag.de/resource/blob/934836/74495c11da75f696859849cfa8111… | |
| [3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/02/berlin-botschafter-israel-ron-… | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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