| # taz.de -- Klagewelle gegen Netzwerk in den USA: Facebook droht Zerschlagung | |
| > Die US-Regierung und fast alle Bundesstaaten gehen juristisch gegen | |
| > Facebook vor. Der Vorwurf: Der Konzern habe illegale Monopole geschaffen. | |
| Bild: Nun wieder im Visier der US-Behörden: Facebook-Chef Zuckerberg bei einer… | |
| Washington dpa | Die US-Regierung und 48 Bundesstaaten [1][verklagen | |
| Facebook] wegen des Vorwurfs des unfairen Wettbewerbs. Die | |
| Bundeshandelskommission (FTC) und eine von der New Yorker Justizministerin | |
| Letitia James geführte überparteiliche Allianz von Bundesstaaten warfen dem | |
| Konzern in ihren jeweiligen Klagen am Mittwoch vor, [2][illegal ein | |
| Monopol] aufgebaut zu haben. Angeprangert werden unter anderem die | |
| Übernahmen des Fotodienstes Instagram im Jahr 2012 und des Chatdienstes | |
| WhatsApp 2014. Facebook wies die Kritik zurück. | |
| Die FTC beschuldigt Facebook, durch solche Zukäufe eine „systematische | |
| Strategie“ verfolgt zu haben, um Bedrohungen des eigenen Monopols | |
| auszuschalten. In der Klage wird als mögliche Maßnahme vorgeschlagen, | |
| Facebook zum Verkauf einzelner Geschäftsbereiche zu zwingen. Der Konzern | |
| hat in den vergangenen Jahren die technische Infrastruktur hinter der | |
| Plattform seines Onlinenetzwerks sowie Instagram und WhatsApp enger | |
| zusammengeführt. Das würde eine Aufspaltung technisch erschweren. | |
| New Yorks Justizministerin James teilte mit: „Facebook hat seine | |
| Monopolmacht genutzt, um kleinere Rivalen zu vernichten und die Konkurrenz | |
| auszulöschen, alles auf Kosten alltäglicher Nutzer.“ Die Klage solle eine | |
| klare Botschaft an Facebook und andere Unternehmen senden: dass Versuche, | |
| Wettbewerb zu ersticken, Innovationen zu behindern oder den Schutz der | |
| Privatsphäre zu beschneiden, mit aller Macht verfolgt würden. | |
| In einer Mitteilung von Facebook-Justitiarin Jennifer Newstead hieß es: | |
| „Kartellgesetze existieren, um Verbraucher zu schützen und Innovationen zu | |
| fördern, nicht um erfolgreiche Unternehmen zu bestrafen.“ Facebook habe | |
| Milliarden Dollar investiert, um Instagram und WhatsApp zu den Produkten zu | |
| machen, die sie heute sind. Newstead verwies darauf, dass die FTC selber | |
| die Übernahmen einst genehmigt habe. Die Klage sende nun das Signal aus, | |
| „dass kein Kauf jemals endgültig ist“. | |
| ## Lange Zeit nur sehr lasch reguliert | |
| Online-Schwergewichte wurden im Heimatmarkt USA lange Zeit nur sehr lasch | |
| reguliert. Zuletzt schlug die Stimmung aber um. Im Oktober nahmen die | |
| Regierung und elf Bundesstaaten den Internetriesen Google mit einer | |
| Wettbewerbsklage ins Visier. Google schütze seine dominierende Position bei | |
| der Internetsuche und der damit verbundenen Werbung auf illegale Weise, | |
| lautet der Vorwurf. Das Unternehmen wies dies zurück. Rechtsexperten | |
| zweifeln, dass die Klage Erfolg hat. Sie muss unter anderem nachweisen, | |
| dass US-Verbraucher durch wettbewerbswidriges [3][Verhalten von Google] zu | |
| Schaden kommen. | |
| Facebook kaufte Instagram für rund 1 Milliarde Dollar und WhatsApp für etwa | |
| 22 Milliarden Dollar. Die Übernahmen lösten damals keinen Widerspruch der | |
| Regulierer in den USA aus – auch wenn Kritiker argumentierten, dass | |
| Facebook sich damit Konkurrenten einverleibt habe, die hätten gefährlich | |
| werden können. | |
| Das Onlinenetzwerk kontert, beide Dienste hätten nicht zuletzt dank der | |
| technischen Plattform von Facebook ihre aktuelle Größe mit jeweils deutlich | |
| mehr als einer Milliarde Nutzern erreichen können. Außerdem gebe es nach | |
| wie vor viel Wettbewerb. Facebooks Gründer und Chef Mark Zuckerberg hatte | |
| auch versucht, die Foto-App Snapchat zu kaufen. Deren Gründer lehnten das | |
| Angebot jedoch ab. | |
| Auch die EU-Kommission hatte die WhatsApp-Übernahme freigegeben. In Europa | |
| musste Facebook später jedoch Strafe zahlen, weil der Konzern irreführende | |
| Angaben gemacht hatte. Bei Ankündigung der Übernahme hatte es geheißen, | |
| dass eine Zusammenführung von Nutzerdaten technisch nicht möglich sei. | |
| Später fand Facebook doch einen Weg. | |
| 10 Dec 2020 | |
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