| # taz.de -- Kanzlerin zur Corona-Krise: Merkels Solidaritätsaufruf | |
| > Bislang hielt sich die Kanzlerin mit Äußerungen zur Corona-Krise zurück. | |
| > Nun meldet sie sich zu Wort – mit einem Appell an alle. | |
| Bild: Pressekonferenz zur Corona-Krise mit Angela Merkel | |
| BERLIN taz | Wird das jetzt wieder so ein „Wir schaffen das“-Moment? Als | |
| Angela Merkel am Mittwoch vor die Bundespressekonferenz tritt, ist es diese | |
| Frage, die in der Luft liegt. Viereinhalb Jahre ist es her, dass die | |
| Kanzlerin genau hier ihren berühmten Satz in der damaligen Flüchtlingskrise | |
| sagte. Ist nun, angesichts der Corona-Krise, ein neuer Moment gekommen, in | |
| dem Merkel vorprescht, um die Bürger zu beruhigen? | |
| Sicher, die damalige Flüchtlingssituation und das Coronavirus sind | |
| grundverschiedene Dinge. Und doch gibt es Parallelen. Damals wie heute | |
| sehen sich [1][Behörden und Kommunen] überfordert. 2015 wie 2020 geht es um | |
| eine Krisensituation, deren Ausgang offen war beziehungsweise ist. | |
| Krisenzeiten sind Kanzlerinnenzeiten, heißt es oft. Die Krise ist da. Was | |
| tut die Kanzlerin? | |
| Merkel beginnt mit einer Bestandsaufnahme der Epidemie. „Das Virus ist da, | |
| das müssen wir alle verstehen“, sagt sie. Da Impfmöglichkeiten fehlen, sei | |
| damit zu rechnen, dass sich „60 bis 70 Prozent“ der Menschen hierzulande | |
| infizieren. Dabei stellt Merkel klar: „Es ist nicht egal, was wir tun.“ Es | |
| gehe jetzt darum, Zeit zu gewinnen und die Ausbreitung des Virus zu | |
| verlangsamen. | |
| Merkel hat zwei Botschaften: Zum einen ruft sie jeden dazu auf, einen | |
| Beitrag zu leisten, um die Ausbreitung das Virus einzudämmen. Es gehe | |
| darum, besonderes gefährdete Menschen wie Ältere und chronisch Kranke zu | |
| schützen. Jeder müsse mitmachen. Ein [2][ausgefallenes Fußballspiel] sei da | |
| sicher verschmerzbar. „Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser | |
| Herz füreinander auf eine Probe gestellt“, sagt Merkel. Sie wünsche sich, | |
| dass „wir diese Probe auch bestehen können“. | |
| Keine Verbote, aber Empfehlungen | |
| Merkels zweite Botschaft: Die Bundesregierung tut alles, was notwendig ist, | |
| um die Auswirkungen der aktuellen Krise zu mildern. Zum Beispiel durch | |
| [3][Hilfen für die Wirtschaft]. Zudem lobt sie die dezentrale Struktur des | |
| deutschen Gesundheitssystems. „Wir haben durch den Föderalismus eine viel | |
| breiter aufgestellte Infrastruktur.“ Sie verweist auf die deutschlandweit | |
| über 30 Uni-Kliniken. Es könne nicht von Berlin aus etwas verboten, wohl | |
| aber empfohlen werden, sagt die CDU-Politikerin. | |
| Eine Parallele zu früheren Krisenlagen stellt Merkel selbst her. Sie nennt | |
| die Banken- und Wirtschaftskrise 2008 und die Flüchtlingskrise 2015/16. | |
| Auch damals hätten alle zuständigen Stellen gut zusammengearbeitet. „Wir | |
| sind immer miteinander klargekommen“, sagt Merkel. Auch aktuell gelte das. | |
| Worte wie „besonnen“, „entschlossen“ und „schnell“ fallen. | |
| Am Vorabend von Merkels Auftritt haben sich die Staats- und Regierungschefs | |
| der EU zur aktuellen Lage in einer Telefonschalte abgestimmt. Zur | |
| Pressekonferenz hat sie neben ihrem Gesundheitsminister Jens Spahn auch den | |
| Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Prof. Lothar Wieler, mitgebracht. | |
| Ausdrücklich lobt sie ihren Minister und den Austausch mit ihm. | |
| Am Ende der Pressekonferenz fragt ein Journalist die Kanzlerin nach der | |
| historischen Bedeutung der Corona-Krise. Die Kanzlerin weicht aus. Nur so | |
| viel: „Wir sind am Anfang einer Entwicklung, die wir noch nicht absehen | |
| können.“ Es ist ein typischer Merkel-Satz. | |
| 11 Mar 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Godeck | |
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