# taz.de -- Föderalismus bei Corona-Bekämpfung: Flickenteppich Deutschland | |
> Auch im Föderalismus können Epidemien wirkungsvoll bekämpft werden – | |
> solange alle das gleiche Konzept verfolgen. | |
Bild: Mehr als Empfehlungen kann der Bundesgesundheitsminister nicht geben | |
BERLIN taz | Deutschland ist mal wieder ein Flickenteppich. Zwar hat | |
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) [1][empfohlen, alle | |
Großveranstaltungen abzusagen]. Doch noch haben dies nicht alle | |
Bundesländer in verbindliches Recht umgesetzt. | |
Zeitweise sah es so aus, als würde das [2][Bundesligaspiel Union Berlin | |
gegen Bayern München] am Samstag noch vor Publikum stattfinden, während | |
viele andere Vereine bereits darauf verzichten müssen. Seit diesem Mittwoch | |
ist aber klar, auch im Berliner Stadion an der Alten Försterei wird es | |
keine jubelnden Fans geben. | |
Die Rechtslage ist klar. Das Infektionsschutzgesetz, in dem Maßnahmen gegen | |
die Verbreitung von Viren geregelt sind, ist ein Bundesgesetz. Für die | |
Ausführung sind aber die Länder zuständig, in vielen Fällen sogar das | |
örtliche Gesundheitsamt. | |
Das ist laut Grundgesetz auch der Normalfall. Bundesgesetze werden von den | |
Ländern umgesetzt, wenn es nicht ausdrücklich anders geregelt ist. | |
Beispiele für Bundesbehörden sind das Bundesamt für Migration und | |
Flüchtlinge oder die Bundesnetzagentur. | |
## Eher ein psychologisches Problem | |
Dennoch ist die Bundesebene bei der Bekämpfung des Coronavirus wichtig. | |
[3][Das staatliche Robert-Koch-Institut] gibt wissenschaftliche | |
Empfehlungen. Bundesgesundheitsminister Spahn gibt ihnen politisches | |
Gewicht. Und die Länder versuchen sich abzusprechen und zu koordinieren. Am | |
Donnerstag ist das nächste Treffen. | |
Völliges Chaos scheint aber auch nicht zu herrschen. Im Gegenteil: Bund und | |
Länder verfolgen dieselbe Strategie. Derzeit geht es darum, die Ausbreitung | |
des Coronavirus zu verlangsamen, um einen Zusammenbruch der | |
Gesundheitsversorgung zu vermeiden. | |
Dass Maßnahmen nicht überall am gleichen Tag beschlossen werden, ist eher | |
ein psychologisches Problem, weil es möglicherweise die Akzeptanz | |
beeinträchtigt. Doch eigentlich entspricht dies dem föderalen Gedanken, | |
Entscheidungen nach den örtlichen Erfordernissen zu treffen. | |
Das kann auch bei der Coronabekämpfung Sinn machen, schließlich ist das | |
Virus in Nordrhein-Westfalen viel schneller und massiver präsent gewesen | |
als in Sachsen-Anhalt. | |
Sollte sich bald aber doch eine verbindliche Koordination des Bundes als | |
erforderlich erweisen, müsste das Grundgesetz geändert werden. Dazu wäre | |
eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und im Bundesrat erforderlich. In | |
Zeiten wie diesen könnte das binnen weniger Tage geschehen. | |
11 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus-jens-spahn-… | |
[2] /Corona-und-die-Fussball-Bundesliga/!5667124/ | |
[3] https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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