# taz.de -- Kanye West und seine These zur Sklaverei: Die Sache mit dem Denken | |
> Der Rapper mit einer Vorliebe für Trump und krasse Äußerungen hat einen | |
> neuen Skandal losgetreten. Diesmal geht es um die Sklaverei. | |
Bild: Alternative Fakten hat Kanye nicht erst von Trump lernen müssen | |
Genie und Wahnsinn – eine vielbesungene Kombination, manchmal jedoch eine | |
zu extreme Diagnose. Vielleicht verkörpert Kanye West eher die Synthese von | |
Talent und abgrundtiefer Dummheit. Der Rapper, der Skandale am Fließband | |
produziert und damit eine weitere Gemeinsamkeit mit seinem „boy“ Donald | |
Trump verbuchen kann, hat in einem [1][Live-Interview mit dem US-Portal | |
TMZ] ein neues denkwürdiges Statement von sich gegeben: „Wenn man von über | |
400 Jahre langer Sklaverei hört: 400 Jahre lang? Das klingt für mich nach | |
eigener Wahl.“ Er bezeichnete sich in diesem Zusammenhang als Freidenker. | |
Freie Gedanken sind schön und gut, es kommt aber die Frage auf, ob wir | |
Sterblichen vielleicht auf einem anderen Planeten leben als der Künstler, | |
dessen Songtitel schon mal bescheidene Titel wie „I am a God“ tragen. | |
Wahrscheinlich aber eher nicht: Als Kanye die Mitarbeiter ins TMZ-Büro | |
fragte, ob sie ähnlich denken wie er, kommentierte Mitarbeiter Van Lathan: | |
„Ich denke, du denkst überhaupt nicht.“ | |
Weiter sagte Lathan: „Du hast eine große Verantwortung, Bruder. Der Rest | |
von uns muss in der Gesellschaft mit diesen Bedrohungen und der Ausgrenzung | |
leben, die mit 400 Jahren Sklaverei einhergehen, die du als freie Wahl | |
unserer Leute bezeichnest.“ Er fühle sich unglaublich verletzt. | |
Auch auf Twitter formierte sich innerhalb kürzester Zeit unter | |
[2][#IfSlaveryWasAChoice] der Widerstand. CNN-Kommentatorin Symone D. | |
Sanders twitterte etwa, West sei eine gefährliche Karikatur einer frei | |
denkenden Person in Amerika und sie könne nicht glauben, dies sagen zu | |
müssen, aber Sklaverei sei weit entfernt von einer Wahl gewesen. | |
Zahlreiche User nutzen die Chance unter dem zwischenzeitlich weltweit | |
trendenden Hashtag fantasievolle Memes zu posten, die ein Nutzer mit den | |
Worten kommentierte: „Kanye ist vielleicht durchgeknallt, aber | |
#IfSlaveryWasAChoice ist extrem witzig“. | |
Der Rapper, der bekanntermaßen ein allergisches Verhältnis zu Kritik hat, | |
räumte später auf Twitter ein, dass er natürlich wisse, dass Sklaven nicht | |
aus freien Stücken auf ein Boot verfrachtet wurden. Später fügte er jedoch | |
hinzu: „Aber so lange in dieser Position zu bleiben, obwohl wir eine große | |
Masse auf unserer Seite hatten, zeigt, dass wir mental gefangen waren.“ | |
Kanye erinnerte auch einmal mehr daran, dass er ein freier Denker sei. | |
Ein Freier vielleicht, ein Großer nicht: Vor seinem Statement zur | |
Versklavung hatte Kanye im Interview wieder einmal seine Unterstützung für | |
Trump bekräftigt und erklärt, warum er ein Foto von sich gepostet hat, auf | |
dem er eine „Make America Great Again“-Kappe trägt: „Ich fühle eine | |
Freiheit darin Dinge zu tun, über die jeder sagt, dass du es nicht tun | |
sollst.“ Lieber Kanye, niemand hat gesagt, dass du dein Hirn nicht nutzen | |
sollst. | |
3 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.tmz.com/2018/05/02/tmz-live-kanye/ | |
[2] https://twitter.com/search?q=%23IfSlaveryWasAChoice&src=typd | |
## AUTOREN | |
Johanna Kuegler | |
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