| # taz.de -- Joshua Wong in Deutschland: China is not amused | |
| > Der bekannteste Aktivist der Hongkonger Demokratiebewegung wird in Berlin | |
| > hofiert. In Peking kommt das schlecht an. | |
| Bild: Hier mal ohne Schirm: der Aktivist Joshua Wong bei einer Pressekonferenz … | |
| Berlin taz | Hongkong erlebt derzeit [1][die schwerste politische Krise], | |
| seit es unter chinesischer Sonderverwaltung ist. Seit Monaten protestieren | |
| die Hongkonger nun schon für mehr Demokratie und gegen den Einfluss der | |
| chinesischen Führung in Peking. Und eine [2][Lösung ist nicht in Sicht]. | |
| Doch ausnahmsweise ging es am Mittwoch im Hongkonger Regierungsviertel | |
| verhältnismäßig ruhig zu, berichtet die South China Morning Post. Niemand | |
| blockierte die Straßen. Und auch sonst war kein Demonstrant zu sehen. Ein | |
| ungewöhnliches Bild, angesichts der fast täglichen Massendemonstrationen | |
| der vergangenen drei Monate. | |
| Der Grund für die Ruhe: Aktivisten hatten sämtliche Proteste für Mittwoch | |
| abgesagt. Man wolle den Opfern der Terroranschläge am 11. September 2001 in | |
| den USA gedenken. Die China Daily, eine Staatszeitung der kommunistischen | |
| Führung in Peking, hatte auf ihrer Facebook-Seite zuvor berichtet, die | |
| Demonstranten hätten für diesen Tag „massiven Terror“ geplant. | |
| Terroranschläge seien vorgesehen, darunter auch das Sprengen von | |
| Gasleitungen. | |
| „Fakenews“, heißt es auf Aktivistenseite. Niemand solle diesen Behauptungen | |
| Glauben schenken, schreibt eine Aktivistin, die bei der Human Rights Front | |
| engagiert ist, eine der Protestorganisationen in Hongkong. Die Führung in | |
| Peking wolle sämtliche Aktivisten und Politiker, die sich für Freiheit und | |
| Demokratie einsetzen, „als Separatisten brandmarken“, vermutet auch | |
| [3][Joshua Wong im Gespräch mit der taz]. | |
| ## Am 11. September kein Protest | |
| Der 22-Jährige, der das bekannteste Gesicht von Hongkongs | |
| Demokratiebewegung ist, befindet sich zurzeit zu Besuch in Berlin. Diese | |
| Strategie Pekings werde aber nicht aufgehen, ist sich Wong sicher. Die | |
| Aktivisten in Hongkong teilten mit, aus Solidarität gegen den Terrorismus | |
| wurde in Hongkong am 11. September auf Demonstrationen verzichtet. | |
| Tatsächlich blieben die Protestierer am Mittwoch still. | |
| 12.000 Kilometer von Hongkong entfernt in Berlin ist das Gesicht der | |
| Hongkonger Demokratiebewegung umso aktiver. Einen wahren Marathon an | |
| Interviews und Treffen mit Bundestagsabgeordneten und Politikern hat Joshua | |
| Wong hinter sich. Gleich nach seiner Ankunft am späten Montagabend hatte | |
| ihn die Bild-Zeitung mit viel Brimborium zu einem Empfang eingeladen, an | |
| dem auch Bundesaußenminister Heiko Maas anwesend war. | |
| Das Kanzlerinnenamt war der Bitte Wongs für ein Treffen nicht gefolgt. Maas | |
| hingegen unterhielt sich mit ihm – was ihm prompt eine formelle Beschwerde | |
| des chinesischen Außenministeriums einbrachte. Als „Akt der | |
| Respektlosigkeit“ bezeichnete in Peking Ministeriumssprecherin Hua Chunying | |
| die Begegnung. Die chinesische Führung sei sehr „unzufrieden“ über die | |
| Entscheidung Deutschlands, „Separatisten aus Hongkong die Einreise zu | |
| gestatten und sich an Aktivitäten gegen China zu beteiligen“. | |
| ## „Normales Verfahren“ | |
| Das Auswärtige Amt in Berlin verwies auf die langjährige Praxis, dass | |
| Vertreter des Amtes Aktivisten oder Vertreter der Zivilgesellschaft | |
| treffen. Dies sei „ein ganz normales Verfahren“, mit dem man versuche, sich | |
| ein Bild der Lage vor Ort zu verschaffen. | |
| Nach einem kurzen Aufenthalt am Mittwochmorgen bei der taz ging es für | |
| Joshua Wong weiter zum Haus der Bundespressekonferenz. Der große Saal, in | |
| dem Regierungssprecher Steffen Seibert normalerweise täglich den | |
| Hauptstadtjournalisten Rede und Antwort steht, war bis auf den letzten | |
| Platz besetzt. Sie alle wollten ihn sehen, den berühmten Studenten aus | |
| Hongkong, der der mächtigen kommunistischen Führung in Peking die Stirn | |
| bietet. | |
| Für den Abend hatte eine Initiative Hongkonger Studentinnen und Studenten | |
| aus Berlin eine Veranstaltung mit ihm in den Räumen der | |
| Humboldt-Universität vorgesehen. Eine der Organisatorinnen, die Wong in | |
| Berlin auch begleitet, erhielt zwischenzeitlich die Mitteilung, die | |
| Veranstaltung müsse abgesagt werden – auf Druck der chinesischen Botschaft. | |
| Es wäre zumindest nicht das erste Mal gewesen, dass Chinas Führung auch im | |
| Ausland versucht, Peking-kritische Veranstaltungen zu verhindern. Es blieb | |
| aber beim Gerücht. Ein Sprecher der Humboldt-Universität teilte mit, die | |
| Veranstaltung könne stattfinden. Die HU selbst sei aber nicht Veranstalter. | |
| Der chinesische Botschafter in Berlin, Wu Ken, lud seinerseits am frühen | |
| Nachmittag im Botschaftsgebäude Journalisten zu einer Pressekonferenz. „Wir | |
| haben unsere tiefe Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht“, sagte Wu. Wegen | |
| des Empfangs Wongs durch deutsche Politiker sei der deutsche Botschafter in | |
| Peking formal einbestellt worden. Einem Reporter der Bild-Zeitung blieb der | |
| Einlass zur Pressekonferenz allerdings verwehrt. | |
| NaN NaN | |
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| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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