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# taz.de -- James Murdoch verlässt News Corp: Krach im Medienclan
> Der Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch hat sich vom Familienkonzern
> losgesagt – wegen dessen politischer Ausrichtung.
Bild: James Murdoch hat keine Lust mehr auf die Trump- und Johnson-verliebte Ne…
Das englische Sprichwort „Like father, like son“ schien lange auch für die
Murdochs zu gelten: Lachlan und James, die beiden Söhne von [1][Medienmogul
Rupert Murdoch], folgten bislang brav in Vaters Fußstapfen. Lachlan ist
Chef von 21st Century Fox, der Film-, TV- und Produktionssparte des
Familienkonzerns News Corporation, an der auch Disney beteiligt ist. James
war für die britischen Beteiligungen zuständig und sitzt wie Lachlan im
Board of Directors, dem obersten Führungsgremium der News Corp.
Saß, muss man jetzt sagen. Denn am Freitag schickte James Murdoch an seine
Direktionskolleg*innen inklusive Papa einen Dreizeiler. Er trete mit
sofortiger Wirkung von allen Ämtern zurück, schrieb der 47-Jährige. „Mein
Rücktritt liegt an Meinungsverschiedenheiten über bestimmte redaktionelle
Positionen in unseren Medien und weiteren strategischen Entscheidungen.“
Schon 2019 hatte James Murdoch für Aufsehen gesorgt, weil er die
Klimawandel-Leugner-Perspektive vieler Medien im Familienkonzerns – allen
voran bei Fox News – kritisiert hatte. Seine Partnerin Kathryn Hufschmid
ist Umweltaktivistin und arbeitete für Organisationen wie die Clinton
Climate Change Initiative. Damals gab Vater Rupert noch zu Protokoll: Das
Paar habe ihn voll überzeugt und er werde sich jetzt auch auf die „richtige
Seite“ in Sachen Klimawandel schlagen.
James Murdochs Ausstieg aus dem Familienkonzern ist heute wohl auch Protest
gegen die Unterstützung fast aller Murdoch-Medien für rechtskonservative
Politpopulisten in aller Welt. In den USA regiert Murdoch senior via Fox
News de facto mit. Trump bezieht schließlich nach eigener Darstellung sein
Weltbild vor allem über dessen Programm. James Murdoch dagegen hat im
laufenden Wahlkampf schon über eine halbe Million Dollar an den Victory
Fund von Trumps demokratischem Herausforderer [2][Joe Biden] gespendet.
Seine Frau Kathryn legte selbst noch mal über 600.000 Dollar drauf.
## Bisher immer braver Soldat
In Großbritannien stehen Times und Sun, aber auch der einflussreiche
Nachrichtensender Sky News [3][treu an der Seite von Premier Boris
Johnson]. Sie üben maximal dezente Kritik am erratischen Handeln der
Regierung in der Coronakrise und unterstützten Johnsons Antieuropapolitik,
die ganz nach dem Geschmack von Rupert Murdoch ist.
Weil in dessen Heimat Australien andere Medienbetriebe aufgeben mussten,
ist sein Einfluss dort in den vergangenen Jahren noch größer geworden. Der
Wahlsieg der Konservativen im vergangenen Jahr sei ohne die einseitige
Berichterstattung der Murdoch-Medien undenkbar, schreibt der australische
Investigativreporter und Medienkritiker [4][Neil Chenoweth] in der
Australian Financial Review. „Die Kommentare der Zeitungen waren von einer
derart exzentrischen Rechtsaußen-Haltung, dass das stockkonservative Wall
Street Journal dagegen superliberal wirkt.“ Der ehemalige
sozialdemokratische Premier Kevin Rudd spricht ganz offen von der
[5][„Murdoch-Mafia“].
Mit all dem will James nun offenbar nichts mehr zu tun haben. Ein Heiliger
wird er dadurch nicht. Bislang war er immer ein braver Soldat des eigenen
Clans und setzte willig Papas Agenda um. Als bei den britischen Wahlen 2010
der liberale Independent eine Werbekampagne mit dem Slogan startete „Rupert
Murdoch won’t decide this election. You will“ („Rupert Murdoch wird nicht
die Wahl entscheiden, sondern ihr“), stürmte James in das Büro von
Independent-Chefredakteur Simon Kelner und beschimpfte diesen als „fucking
fuckwit“.
James Murdoch ist vor allem kluger Geschäftsmann. Sein Abgang dürfte damit
zu tun haben, dass die Beliebtheit von Rechtspopulisten wie Trump und
Johnson abnimmt. Die Konzernmedien, die trotzdem auf Kurs bleiben,
manövrieren sich also womöglich in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Auf Rupert Murdoch scheint das alles keinen Eindruck zu machen. Per
Konzernmitteilung dankte er dem Junior für seine bisherige Arbeit und
wünschte alles Gute. Aber im Clan bröckelt es. Rupert Murdoch darf sich ein
Beispiel an seiner Frau Jerry Hall nehmen. Sie hat ebenfalls an Joe Biden
gespendet, wenn auch bislang erst 500 Dollar.
3 Aug 2020
## LINKS
[1] /Kampagnenjournalismus-in-Australien/!5696013
[2] /Vor-den-US-Praesidentschaftswahlen/!5700621
[3] /Zeitungen-in-Australien-eingestellt/!5697641
[4] https://www.afr.com/companies/media-and-marketing/decoding-james-murdoch-s-…
[5] https://edition.cnn.com/videos/business/2020/05/17/former-australian-pm-cal…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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