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# taz.de -- Boris Johnson lässt Medienmogul adeln: Oligarchensohn mit Titel
> Der britische Premier Johnson zeigt sich für positive Berichterstattung
> dankbar – und macht einen Oligarchensohn zum Ritter mit Sitz im Oberhaus.
Bild: Evgeny Lebedev auf den Evening Standard Theatre Awards 2018 in London
Was macht man mit einem Ex-KGB-Agenten, der nach dem Zusammenbruch der
UdSSR Oligarch wurde? Vor allem, wenn der Typ sich anschließend mit einem
gewissen Wladimir Putin überwirft, mit der ganzen Familie nach
Großbritannien migriert. Und sich da als Hobby ein paar Zeitungen kauft. Na
klar, man schlägt ihn zum Ritter mit Sitz im House of Lords, dem britischen
Oberhaus. Wobei – halt STOPP! KGB-Agent geht natürlich nicht. Daher soll’s
die „Peerage“, also den Adelstitel nebst Sitz im Oberstübchen der
britischen Demokratie, für den Sohn geben. So denkt jedenfalls
[1][Premierminister Boris Johnson].
Um mal kurz für Klarheit zu sorgen: Der Ex-KGB-Mann heißt Alexander
Lebedev, hat in den späten 1980er Jahren auch in London spioniert und
besitzt zusammen mit seinem Sohn Evgeny die beiden Zeitungen Independent
und Evening Standard. Vor allem der Evening Standard bzw. seine Haltung zu
Johnson dürften der Grund sein, warum der seinen Buddy Evgeny ins Oberhaus
katapultieren will. Zweimal im Jahr ernennt die Queen auf Vorschlag des
Premiers sogenannte „Life Peers“, die dann bis zu ihrem Lebensende einen
Sitz im House of Lords haben.
Der Evening Standard ist die einzige „lokale“ Tageszeitung in London und
Umgebung. Sie hat derart für den damaligen Oberbürgermeister Boris Johnson
getrommelt, dass der heute mal „Danke!“ sagen muss. Eine Art „Prawda“ s…
der Standard für Johnson in seiner Zeit als „Mayor of London“ gewesen, so
der britische Blog bylinetimes.com.
Lebedev junior scheint Johnson zu mögen. Vielleicht, weil er „vom
Aussterben bedrohte Elefanten genauso gerne wie gescheiterte Prominente
rettet“, lästert bylines.com. Auf Johnson passt beides. Weil er sich schon
damals wie der Elefant im Porzellanladen verhielt, galt seine politische
Karriere als beendet. Ohne das Amt als Londoner OB wäre es für den heutigen
Regierungschef vermutlich nicht weitergegangen. Der Standard blieb an
seiner Seite und fand dessen absurde Projekte knorke. Den in der
Themse-Mündung vorgesehenen Flughafen zum Beispiel. Oder die begrünte
„Garden Bridge“, die nie gebaut wurde, aber 43 Millionen Pfund für die
Planung kostete.
Der geplante Ritterschlag sorgt für Entsetzen. Denn im Oberhaus hätte
Lebedev reale politische Macht. Schließlich ist die zweite Kammer des
Parlaments an Gesetzgebungsverfahren beteiligt. Eine solche
Vetternwirtschaft habe es seit Queen Victoria nicht mehr gegeben, schäumt
der liberale Guardian. Kein konservativer Premier zuvor habe sich getraut,
einen Medienmogul für seine Unterstützung zu adeln.
Evgeny Lebedev hat dagegen wohl ein neues Hobby: Politik machen. Und wenn
es in den nächsten Sitzungen zum [2][Brexit] mal langweilig wird, nimmt er
einfach seine Buntstifte mit und malt Papa und sich ein neues Wappen.
11 Aug 2020
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## AUTOREN
Steffen Grimberg
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Boris Johnson
Großbritannien
Oligarchen
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Rupert Murdoch
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