# taz.de -- Iranischer Geheimdienst: Agenten in Deutschland aufgeflogen | |
> Bei Razzien wurden die Wohnungen von mutmaßlichen Spionen des iranischen | |
> Geheimdienstes durchsucht. Sie sollen Institutionen bespitzelt haben. | |
Bild: Die Verdächtigen sollen den Quds-Brigaden angehören, die Ajatollah Ali … | |
Die Bundesanwaltschaft ist gegen zehn mutmaßliche Agenten des iranischen | |
Geheimdienstes Vevak vorgegangen. Bei Razzien in Berlin, Bayern, | |
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben Beamte des | |
Bundeskriminalamts Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Die | |
Verdächtigen sollen Mitglieder der Quds-Brigaden sein, einer Spezialeinheit | |
der iranischen Revolutionsgarden Pasdaran, welche direkt dem religiösen | |
Oberhaupt, dem Ajatollah Ali Chamenei, unterstellt sind. | |
Nach Kenntnissen des Verfassungsschutzes sollen die Agenten Institutionen | |
und Personen in Deutschland ausspioniert haben. „Zu den konkreten | |
Ausspähzielen liegen gegenwärtig noch keine näheren Erkenntnisse vor“, | |
sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Der frühere Wehrbeauftragte des | |
Bundestags und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold | |
Robbe (SPD), berichtete am Mittwoch im Deutschlandfunk, er sei selbst mehr | |
als ein Jahr lang ausgespäht worden. | |
Die Spur des iranischen Geheimdienstes ist blutig, verliert sich in der | |
öffentlichen Wahrnehmung aber etwa Ende der 1990er Jahre. Der Iraner Farhad | |
Payar, der seit 1980 als Journalist und Menschenrechtsaktivist in | |
Deutschland arbeitet und heute Chefredakteur des Internetportals Iran | |
Journal ist, sagt: „Dass die Aktivitäten des Geheimdienstes in der jüngeren | |
Vergangenheit weniger präsent waren, zeigt, wie fest das Regime im Sattel | |
sitzt. Hätte es Kenntnisse darüber, dass sich im Ausland schlagkräftiger | |
Widerstand formiert, würde es auch wieder Morde geben.“ | |
Im Jahr 1992 hatte der Vevak den Mord an vier iranisch-kurdischen | |
Exilpolitikern im griechischen Restaurant Mykonos in Berlin-Wilmersdorf | |
beauftragt. Die deutsch-iranischen Beziehungen wurden vorübergehend | |
abgebrochen. Payar ist überzeugt, dass der Vevak durchgängig in Deutschland | |
aktiv war und ist. „Es ist schlicht die Aufgabe der Quds-Brigaden, | |
Aktivitäten im Ausland zu beobachten. Das gibt es in jedem Geheimdienst.“ | |
Reinhold Robbe, dessen Privatleben von Vevak-Agenten ausspioniert worden | |
sein soll, sagte, die Aktivitäten gehörten mit zur Spitze dessen, was | |
ausländische Staaten in Deutschland an Spionage- und Agententätigkeiten | |
betreiben. Der im Iran geborene außenpolitische Sprecher der grünen | |
Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, sagte: „Dass die iranische Botschaft | |
eine Drehscheibe für Geheimdienstler ist, ist seit Jahren bekannt. Bei | |
Besuchen in Teheran werde ich durchgehend beobachtet.“ | |
Informationen aus dem Privatleben, glaubt Payar, könnten dazu dienen, | |
einen Politiker zu diskreditieren und Druck auf ihn auszuüben. Das American | |
Jewish Committee (AJC) verlangte von der Bundesregierung, den iranischen | |
Botschafter auszuweisen. | |
Haftbefehle oder Festnahmen gab es im Zuge der Razzien bislang keine. Das | |
Ermittlungsverfahren läuft. | |
17 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Hanna Voß | |
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