# taz.de -- Initiative geflüchteter Frauen: Unterwegs mit einer Botschaft | |
> „Women in Exile“ machen eine Bustour um auf Missstände in | |
> Flüchtlingsunterkünften hinzuweisen. Der Auftakt: eine Kundgebung in | |
> Potsdam. | |
Bild: Von Potsdam aus geht's los mit der zweiwöchigen Tour | |
Potsdam taz | Wer am Mittwochmittag mit der Tram am Brandenburger Landtag | |
vorbeifuhr, konnte auf dem Vorplatz ein Sommerfest vermuten: Aus einem | |
Lautsprecher dudelte Musik, daneben standen Frauen in Grüppchen zusammen, | |
aßen Kuchen, Kinder wuselten herum. An den Säulen der Ringerkolonnade | |
hingen Transparente. „Against lager systems and racism“ stand etwa darauf. | |
Denn die anwesenden Frauen sind als „Women in Exile“ politisch organisiert. | |
Diesen Sommer veranstalten sie eine Bustour, um auf die Missstände in | |
Geflüchtetenunterkünften aufmerksam zu machen. Nach dem Start in Potsdam an | |
diesem Tag soll es zwei Wochen durch Hamburg, Bremen und | |
Mecklenburg-Vorpommern gehen. | |
Jen Mangarli hat das Ganze mitorganisiert. Seitdem sie vor sechs Jahren aus | |
Kenia nach Brandenburg kam, engagiert sie sich bei Women in Exile. Eine der | |
Kernforderungen: Lager, wie die Gruppe Flüchtlingsheime bezeichnet, | |
abschaffen. | |
Die schlechten Lebensbedingungen dort habe die Pandemie noch einmal | |
verschärft, sagt Mangarli. „Während der Coronazeit sind die meisten in die | |
digitale Welt gegangen. Wir waren noch isolierter als zuvor“, sagt | |
Mangarli. Einige Geflüchtetenunterkünfte sind mehrere Kilometer von der | |
nächsten Bushaltestelle entfernt, „mitten im Nirgendwo“, wie zum Beispiel | |
[1][in Hohenleipisch im Süden Brandenburgs]. | |
## WLAN? Fehlanzeige! | |
Als dann die Pandemie kam, sei auch technisch niemand darauf vorbereitet | |
gewesen. In vielen Unterkünften gebe es kein WLAN. Wenn dann viele | |
Bewohner*innen auf mobile Daten ausweichen, ist das im ländlichen Raum | |
oft sowieso schon schlechte Netz schnell überlastet. | |
Mangarli zählt weitere Missstände auf: Viele Bewohner*innen hätten sich | |
mit Corona infiziert, noch mehr seien in Quarantäne gewesen und hätten | |
daher nicht selbst einkaufen können. Bei den Produkten, die ihnen das Heim | |
bereitstellte, habe Wesentliches wie Binden oder Windeln gefehlt. | |
Für das Internetproblem fand Women in Exile selbst eine Lösung. Mit Spenden | |
kauften sie Internet-SIM-Karten. Für die Initiative ein Erfolg, so | |
Mangarli: „Damit konnten wir noch mehr Frauen erreichen.“ Deswegen auch die | |
Bustour: Die soll Aufmerksamkeit über die Missstände erzeugen, und zugleich | |
lernt die Gruppe andere Geflüchtete kennen, veranstaltet Workshops, um sie | |
über ihre Rechte aufzuklären oder ihr Selbstvertrauen zu stärken. | |
Es geht allerdings auch um Entspannung nach dem Coronajahr: „Für uns und | |
unsere Kinder ist das wie Urlaub“, sagt Mangarli. Daher der | |
Sommerfest-Vibe. 30 Frauen und 25 Kinder werden dabei sein, „der einzige | |
Mann ist der Busfahrer“, sagt sie mit einem Grinsen. | |
21 Jul 2021 | |
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## AUTOREN | |
Cristina Plett | |
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