# taz.de -- Inflation 2023: Verbraucher haben draufgezahlt | |
> Die allgemeine Teuerungsrate betrug im vergangenen Jahr 5,9 Prozent. Ein | |
> Sozialverband fordert einen höheren Mindestlohn sowie Rentensteigerungen. | |
Bild: Die Sorgen von Millionen Menschen „mit kleinem Geldbeutel“ vergröße… | |
RANKFURT/WIESBADEN/BERLIN dpa/epd | Das Leben in Deutschland hat sich im | |
abgelaufenen Jahr erneut deutlich verteuert. Zwar ist die [1][allgemeine | |
Teuerungsrate] von den 8,7 Prozent zu Jahresbeginn 2023 wieder ein gutes | |
Stück entfernt. Doch für Lebensmittel und Energie müssen Verbraucherinnen | |
und Verbraucher nach wie vor teils deutlich tiefer in die Tasche greifen | |
als ein Jahr zuvor. | |
2023 lagen die Verbraucherpreise im Schnitt um 5,9 Prozent über dem | |
Vorjahresniveau, [2][wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger | |
Daten berechnet hat]. Das war die zweithöchste Inflation in einem | |
Gesamtjahr im wiedervereinigten Deutschland nach den 6,9 Prozent 2022. | |
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert mit Blick auf die hohe | |
Inflationsrate die Politik zum Handeln auf. „Die Verbraucherpreise sind | |
noch weiter gestiegen, und die hohe Inflation seit 2022 bleibt somit ein | |
Armutsrisiko“, sagte Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier den Zeitungen | |
der Funke Mediengruppe. Die Sorgen von Millionen Menschen „mit kleinem | |
Geldbeutel“ vergrößerten sich. | |
Menschen, die auf Transferleistungen angewiesen sind, ein geringes | |
Einkommen oder eine kleine Rente haben, litten besonders unter den | |
Preisentwicklungen des vergangenen Jahres, sagte Engelmeier. „Denn sie | |
geben prozentual viel mehr ihres Budgets für Lebensmittel und Energie aus, | |
bei denen die Inflation besonders hoch war.“ | |
## Preissprünge nach Russlands Angriff auf die Ukraine | |
Engelmeier erneuerte ihre Forderung von Ende Dezember, den Mindestlohn auf | |
15,02 Euro anzuheben. Zudem brauche es einen „dringend erforderlichen | |
Inflationsausgleich für Rentnerinnen und Rentner“. Erst zum 1. Januar war | |
der Mindestlohn um 41 Cent auf 12,41 Euro pro Stunde angehoben worden. | |
Nach dem [3][russischen Angriff auf die Ukraine] Anfang 2022 hatten sich | |
vor allem Energie und Lebensmittel sprunghaft verteuert. Die Inflation | |
schien nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Zuletzt schwächte sich die | |
Inflationsrate fünf Monate in Folge ab. | |
Im Dezember zog die Inflation wieder auf 3,7 Prozent an. Der Grund: Ein | |
Jahr zuvor hatte der Staat in dem Monat einmalig die Kosten für den | |
Abschlag der Gas- und Fernwärmekunden übernommen. Dieser preisdämpfende | |
Effekt entfällt in der Berechnung für Dezember 2023. | |
Mit Preisbremsen für Strom und Gas hat die Bundesregierung versucht, Folgen | |
der gestiegenen Kosten für Verbraucher und Unternehmen abzufedern. Die | |
Bremsen für Strom und Gas waren im März 2023 eingeführt worden und galten | |
rückwirkend auch für Januar und Februar. Geplant war eine Verlängerung bis | |
Ende März 2024, doch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom | |
15. November machte der Bundesregierung einen Strich durch die Rechnung: | |
Die Preisbremsen liefen daher zum Jahresende 2023 aus. | |
## Experten gehen eher von sinkender Inflation aus | |
„Inzwischen sind überall in Deutschland wieder Strom- und Gastarife | |
verfügbar, die zwar deutlich höher liegen als vor der Krise, aber meist | |
unterhalb der Obergrenzen, die wir für die Preisbremsen gezogen haben, und | |
ebenfalls spürbar unterhalb der Preise im vergangenen Herbst und Winter“, | |
argumentierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende November. „Unsere | |
Gasspeicher haben wir zudem so gut gefüllt, dass wir nicht mit plötzlichen | |
Preissprüngen rechnen.“ | |
Noch bis Ende 2024 können Arbeitgeber ihren Beschäftigten bis zu 3000 Euro | |
zusätzlich steuer- und sozialversicherungsfrei als sogenannte | |
Inflationsausgleichsprämie auszahlen als Hilfe angesichts allgemein | |
gestiegener Preise. | |
Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation sowohl in Deutschland als | |
auch im Euroraum insgesamt tendenziell weiter sinken wird. Für Deutschland | |
erwartet beispielsweise der Sachverständigenrat zur Begutachtung der | |
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“) für 2024 eine | |
Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent. Das Ifo-Institut rechnet | |
mit 2,2 Prozent im Durchschnitt dieses Jahres. | |
4 Jan 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Inflation/!t5009102 | |
[2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_003_611.h… | |
[3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
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